Laut einer Studie der International Data Corporation (IDC) setzt rund ein Drittel der mehr als 200 befragten Führungskräfte deutscher Industrieunternehmen bereits auf ein digitales Geschäftsmodell — jedoch halten 70 Prozent ein solches für entscheidend für ihren zukünftigen Erfolg. Die Erhebung wurde von Dassault Systèmes in Auftrag gegeben.
„Die Vorreiter von morgen werden nicht diejenigen mit dem höchsten internen Automatisierungsgrad sein, sondern diejenigen, die digitale Geschäftskonzepte realisieren und Ökosystem-Teilnehmer als vollwertige Partner in ihre Wertschöpfung einbinden“, so die Autoren der Studie ‘Wie Sie mit digitalen Geschäftsmodellen und neuen Partnerschaften die Chancen der Digitalisierung ergreifen‘, die vom Marktforschungsunternehmen IDC durchgeführt und von Dassault Systèmes in Auftrag gegeben wurde.

Veränderungen sind nötig

Doch auch die befragten Führungskräfte halten Veränderungen für dringend nötig: 39 Prozent erwarten, dass mit dem bestehenden Geschäftskonzept ihres Unternehmens in fünf Jahren kein Wachstum mehr zu erzielen ist. Mehr als die Hälfte ist der Auffassung, dass nur Unternehmen, die in den nächsten fünf Jahren auf einem digitalen Marktplatz vertreten sind, mit dem Wettbewerb Schritt halten können. Alle Studien-Teilnehmer wünschen sich Verbesserungen entlang der Wertschöpfungskette und mehr Flexibilität durch die Erweiterung ihres Partnernetzwerks. Als Lösungswege dafür sehen sie die Digitalisierung und Automatisierung von Prozessen sowie die Nutzung digitaler Plattformen für den Informationsaustausch – wenn möglich in Echtzeit.

Interne Digitalisierung

Wie aus der Studie hervorgeht, treiben Unternehmen die Digitalisierung intern voran, nutzen sie aber wenig für Produktinnovationen und neue Umsatzquellen: Etwa drei Viertel der Befragten nutzen die Digitalisierung zur Verbesserung interner Abläufe. Dabei setzen sie auf ERP-, PLM- oder Warenwirtschaftssysteme im Top Floor oder einen hohen Automatisierungsgrad im Shop Floor. Zwar haben sich viele Unternehmen in diesen Bereichen verbessert, die meisten tun sich aber noch schwer damit, Informationstechnologie auch einzusetzen, um Produktinnovationen zu verwirklichen und neue Umsatzquellen zu erschließen: Nur rund ein Drittel der befragten Firmen bewegt sich in Richtung ‘Digitaler Geschäftsmodelle‘. Die Befragungsergebnisse zeigen hingegen, dass bei der Umsetzung digitaler Geschäftsmodellen diejenigen am weitesten sind, die das größte Umsatzwachstum aufweisen.

Einsatz datenbasierter Dienstleistungen

Hersteller, die ihre Produkte durch digitale Dienstleistungen weiterentwickeln oder ein neues datenbasiertes Geschäftsmodell schaffen, gelten als zukunftsfähig. Sie sind in der Lage, ihren Kunden das individuelle Wunschprodukt mit entsprechenden Zusatzleistungen anzubieten. Fast jedes zweite herstellende Unternehmen hat diesen Weg bereits eingeschlagen. Dabei gibt es jedoch Unterschiede. 37 Prozent bieten ihren Kunden datenbasierte Dienste wie eine automatisierte Ersatzteilbeschaffung, Verfügbarkeitsservices oder Predictive Maintenance an. Nur jeder zehnte Hersteller dagegen stellt sein Produkt bzw. dessen Leistung bereits ‘as-a-Service‘ zur Verfügung. Und der Anteil datenbasierter Services am Umsatz liegt bei den befragten Herstellern erst bei 14 Prozent.

Kein Wachstum mit aktuellem Geschäftsmodell

39 Prozent der Befragten sind zudem davon überzeugt, dass mit dem bestehenden Geschäftskonzept ihres Unternehmens in fünf Jahren kein Wachstum mehr zu erzielen ist, 63 Prozent gehen davon aus, dass ihr Geschäftsmodell in fünf Jahren stark von datenbasierten Dienstleistungen abhängen wird und 70 Prozent halten ein digitales Geschäftsmodell für ihren zukünftigen Geschäftserfolg für entscheidend. Aus der Sicht stark wachsender Firmen sei es wichtig, so die Studienautoren, Kunden und Partner früh einzubeziehen, um neue Impulse zu erhalten und neue Angebote schnell zu variieren. Der Vergleich zwischen schnell und langsam wachsenden Firmen zeigt zudem, dass Organisationen von einer fachbereichsübergreifenden Zusammenarbeit und der Einbindung von externem Knowhow profitieren. Ein weiterer Erfolgsfaktor ist die Unterstützung des Top-Managements.

Zusammenarbeit mit Kunden verbessern

Ein weiteres Ergebnis der Studie ist, dass Entscheider die Zusammenarbeit mit Partnern und Kunden verbessern möchten: Nach Meinung von etwa zwei Dritteln der Befragten wird ohne eine Verbesserung der Zusammenarbeit innerhalb des eigenen Netzwerkes der Geschäftserfolg ihres Unternehmens in fünf Jahren stark gefährdet sein. Jeder Zweite erwartet zudem starke Veränderungen im Lieferanten- und Kundenkreis bis 2023. Alle Teilnehmer wünschen sich Verbesserungen entlang der Wertschöpfungskette sowie eine höhere Flexibilität durch die Erweiterung ihres Partnernetzwerks. Die Digitalisierung und Automatisierung von Prozessen sowie die Nutzung digitaler Plattformen durch die Beteiligten werden als die zentralen Lösungswege angesehen. Industrieunternehmen wollen somit künftig verstärkt auf digitale Tools und Plattformen für den Informationsaustausch von Produktdaten, Zeichnungen, Bestellungen oder Lieferterminen setzen – wenn möglich in Echtzeit.

Digitale Marktplätze gewinnen an Bedeutung

Laut Studie gewinnen auch digitale Marktplätze rasant an Bedeutung: Durchschnittlich 20 Prozent ihres Umsatzes erwirtschaften die befragten Industrieunternehmen derzeit über Online-Portale oder Plattformen, in denen Firmen zusammentreffen, um ihre Geschäfte effizient abzuwickeln. In zwei Jahren sollen es bereits 28 Prozent sein. Die befragten Führungskräfte verbinden mit dieser Entwicklung zahlreiche Vorteile, darunter insbesondere die Erweiterung des Lieferanten- und Kundenkreises. Demnach kann die hohe Transparenz solcher Marktplätze Vertrauen zwischen den Marktteilnehmern schaffen und Neugeschäft stimulieren. Auch eine effiziente Kommunikation, die Sicherstellung von Standards und eine integrierte Transaktionsabwicklung betrachten die Befragten als große Vorteile. Für mehr als die Hälfte steht dabei fest, dass Unternehmen, die in den nächsten fünf Jahren nicht auf einem digitalen Marktplatz vertreten sind, werden mit dem Wettbewerb nicht Schritt halten können.