Am 24. Oktober lud Dürr einen kleinen Kreis zur Veranstaltung ‘20 Jahre Leittechnik’ auf den eigenen Campus in Bietigheim-Bissingen ein. Teilnehmer und Gastgeber diskutierten dort auf hohem fachlichen Niveau zum Beispiel die Vernetzung von MES- mit IoT-Applikationen. Vorträge zu Projekten, Anwendungen und eine kleine Ausstellung illustrierten, was das Digitalprogramm des Anlagenbauers namens Digital@Dürr in der Praxis für Anwender bedeutet.

“Irgendwann muss man den Nagel in die Wand schlagen”, sagte Martin Klosa von Volkswagen Nutzfahrzeuge und meinte damit den Brückenschlag, der in jedem werksnahen Digitalisierungsprojekt einmal die Anwendung mit den Werkern und den Produkten verbinden muss. Der Vortrag rund um den Bau des neuen Volkswagenwerkes in Polen war ein Programmpunkt der Veranstaltung ‘20 Jahre Leittechnik’, zu der die Dürr AG Ende Oktober ausgewählte Anwender und Partner einlud. Auf dieser praxisnahen Ebene blieben dann auch Klosas Schilderungen, die in weiten Teilen in eine offene Diskussion mit den anwesenden Experten mündeten. Zuvor nutzte Dr. Jochen Weyrauch, CEO der Dürr Systems AG, die Keynote zur Veranstaltung, um den Digitalisierungsfahrplan des Unternehmens vorzustellen.

Produkte werden digital

Unter dem Leitmotiv ‘Digital@Dürr’ stellt sich die Unternehmensgruppe mit ihren 178 Werken weltweit der Herausforderung, die eigenen Produkte und Strukturen auf die steigenden Marktanforderungen in Punkto Vernetzung und Software vorzubereiten. Die Akquisition des MES-Anbieters iTac im Jahr 2015 und dessen Kauf wiederum des Feinplanungsspezialisten Dualis ein Jahr später dürften als Teil dieser Strategie zu verstehen sein. Ein Ergebnis des Ankaufes war auf der Veranstaltung am Dürr-Campus in Bietigheim-Bissigen bereits zu beobachten: Aufgestellte Rechner zeigten das anlagennahe Dürr-MES EcoEmos, das sämtliche erprobte Funktionalitäten auf der modernen Systemarchitektur von iTac abbildet.

Internet of Things

Ein weitere Säule der digitalen Transformation bildet bei Dürr das Internet of Things, genauer die IoT-Plattform ‘Adaptive Manufacturing Open Solutions’ (Adamos). Der Anlagenbauer hatte dieses Projekt im letzten Jahr mit Partnern wie Carl Zeiss, DMG Mori und der Software AG gestartet. Die White-Label-Lösung auf der Basis von Cumulosity-Software (nun Software AG) bietet Dürr die Möglichkeit, die eigenen Anlagen mit digitalen Zusatzdiensten aufzuwerten. Gleichzeitig lässt sich der Entwicklungs- und Pflegeaufwand für eine weltweit wettbwerbsfähige IoT-Plattform auf die Schultern der Adamos-Mitglieder verteilen. Dass die zentralen Stakeholder spezifisches, aber verwandetes Domänenwissen in das Projekt einbringen, gibt der Plattform eine realistische Chance, sich am umkämpften Markt der Ökosysteme zu etablieren.

Grenzen der Mechatronik

Wie solche Zusatzdienste aussehen können, kam auf der Veranstaltung ebenfalls zur Sprache: Mit der Lösung ‘Smart Equipment Monitoring’ hat Dürr im polnischen VW-Werk Września eine vorausschauende Instandhaltung eingerichtet, die weit über die Möglichkeiten traditioneller mechatronischer Ansätze hinausgeht. Die Grundlage bildet die Erfassung, Analyse und Auswertung von Prozessdaten der automobilen Lackieranlagen in Verbindung mit der Verwaltung von Stamm-, Event-, Alarm- und Messdaten. Für das Projekt wurden auf einer On-Premise-Installation von Adamos Streaming Analytics-Verfahren mit verschiedenen Bestandssoftwares kombiniert. Beispiele wie diese zeigen den Nutzen aktueller Softwaretechnologie in Verbindung mit Automatisierungstechnik, auch wenn es zumindest in diesem Fall hilfreich gewesen sein dürfte, ein hochmodernes Werk ‘auf der grünen Wiese’ in Mitteleuropa auslegen und einrichten zu können. Gegen Ende der Veranstaltung sprach Dr. Olaf Sauer vom Fraunhofer IOSB über die aktuelle Rolle von MES-Anwendungen in zeitgemäßen IT-Infratsrukturen, bevor eine Diskussionsrunde den Besuchern noch einmal die Gelegenheit bot, sich inhaltlich einzubringen.







  • Lohnt sich ein Retrofit?

    Oft ist unklar, ob es sich lohnt, ältere Maschinen mit neuen Sensoren auszustatten. Im Projekt ‚DiReProFit‘ wollen Forschende dieses Problem mit künstlicher…


  • MES-Integrator und 360-Grad-Partner für optimierte Fertigung

    Das Manufacturing Execution System (MES) HYDRA optimiert Produktionsprozesse für Fertigungsunternehmen, um Wettbewerbsvorteile zu erzielen.


  • MVTec eröffnet Niederlassung in Taiwan

    Bereits seit 2020 unterhält MVTec ein Vertriebsbüro in Taiwan. Dieses wertet der Bildverarbeitungsspezialist nun zu einer eigenen Niederlassung, der MVTec Taiwan, auf.


  • Innovationstreiber Thin[gk]athon: Kollaborative Intelligenz trifft auf Industrie-Expertise

    Der Thin[gk]athon, veranstaltet vom Smart Systems Hub, vereint kollaborative Intelligenz und Industrie-Expertise, um in einem dreitägigen Hackathon innovative Lösungsansätze für komplexe Fragestellungen…


  • Ein Stück näher am Quanteninternet

    Das Quanteninternet verspricht signifikante Verbesserungen in verschiedenen technologischen Schlüsselbereichen. Um dieses jedoch im bestehenden Glaserfasernetz zu realisieren, sind Quantenfrequenzkonverter nötig, die die…