Das Leonardo-Portfolio von SAP

Universalgelehrtes Vorbild

Zwei Milliarden Euro will SAP bis zum Jahr 2020 in sein IoT-Portfolio investieren, das seit Anfang des Jahres als Marke SAP Leonardo etabliert werden soll. Darin enthalten sind Anwendungen und Dienstleistungen rund ums Internet der Dinge, maschinelles Lernen, Blockchain und Analytik sowie Big Data-Analysen.

Bild: Trebing & Himstedt Prozeßautomation GmbH & Co. KG
Bild: Trebing & Himstedt Prozeßautomation GmbH & Co. KG

Der Name SAP Leonardo basiert tatsächlich auf Leonardo da Vinci. Als Maler, Bildhauer, Architekt, Ingenieur und Philosoph verfügte da Vinci angeblich über einen Intelligenzquotienten von über 220, was ihm diverse wegweisende Erfindungen ermöglichte. Er besaß Innovationskraft über verschiedene Disziplinen hinweg. Diese Wirkung dieses Namens will sich SAP mit seinem interdisziplinär ausgelegten Lösungsangebot zu Nutze machen. Der Ansatz dahinter ist es, Unternehmen und öffentliche Organisationen bei ihrer digitalen Innovationsstrategie als Partner zu begleiten. Um die Einordnung besser zu verstehen, hilft der Blick auf die Digital Core-Strategie von SAP. Diese ist schon seit Jahren auf langfristige Zusammenarbeit auslegt. Um die Hauptaufgaben der Betreuung von Kunden, Lieferanten, Mitarbeitern und Gütern digitalisiert wahrnehmen zu können, baut der Softwarehersteller auf S/4Hana, eine recht neue Generation seiner ERP-Anwendung sowie SAP Leonardo. Der Portfoliobegriff Leonardo steht für das Bündel an Innovationstechnologien zur Vernetzung von Menschen, Dingen und Prozessen.

Kernbereiche und Applikationen

Die darin enthaltenen Technologien und Services laufen in einem cloudbasierten System zusammen, um den digitalen Wandel der Unternehmen, insbesondere bei ihren Geschäftsmodellen, beschleunigen zu helfen. Dafür wurde das Portfolio in die Kernbereiche Internet der Dinge (IoT), machinelles Lernen, Analytik, Big Data und Blockchain aufgeteilt. Zusätzlich gliedern sich die Leistungen im Umfeld der IoT- und Industrie 4.0-Lösungen auf die applikativen Bereiche Connected Products, Connected Assets, Connected Fleet, Connected Infrastructure, Connected Markets und Connected People. Für diese Bereiche werden eigenständige Lösungen angeboten. Diese helfen Anwenderunternehmen, ihre Produkte, Anlagegüter und Gebäudeinfrastruktur zu vernetzen und darauf basierend Services anzubieten. Beispiele hierfür sind Flottenmanagement und vorausschauende Wartung. Die darunterliegenden Technologien sind oft die gleichen Standardlösungen der SAP. Beispielsweise wird SAP Predictive Maintenance and Service sowohl für die optimierte Instandhaltung in der Produktion eingesetzt (Connected Assets) als auch zur Service-Optimierung von Fahrstühlen (Connected Infrastructure) beziehungsweise dem Bereitstellen von Service-Mietmodellen im Sinne von ‘pay as you go’ – statt Produkte zu verkaufen (Druckluft statt Kompressor über Connected Products). Das gesammelte Portfolio für die digitale Transformation in der Fertigung – Digital Manufacturing – findet sich im Applikationsbündel Connected Assets.

Im Digital Core seines Lösungsangebotes verortet SAP künftig sowohl seine betriebswirtschaftlichen Lösungen als auch die Systeme und Dienste rund ums IoT und Industrie 4.0.
Bild: Trebing & Himstedt Prozeßautomation GmbH & Co. KG

On-Premise und Cloud

Das SAP Portfolio für Digital Manufacturing besteht aus sich ergänzenden On-Premise- und Cloud-Lösungen. Die klassische Shop Floor-IT zur On-Premise-Installation heißt SAP Manufacturing Suite und besteht aus der MES-Anwendung Manufacturing Execution (ME), der Datendrehscheibe Manufacturing Integration & Intelligence (SAP MII) und dem Konnektor SAP Plant Connectivity (SAP PCo). Diese Anwendungen werden mittlerweile durch die Cloud-Lösungen Predictive Maintenance and Service (SAP PdMS), Asset Intelligence Network (SAP AIN) und Digital Manufacturing Insights (SAP DMI) ergänzt. Das Predictive Maintenance dient der vorausschauenden Instandhaltung, AIN hilft bei der standardisierten Bereitstellung von Equipment-Daten. Hiermit werden physische Assets als digitaler Zwilling im System dargestellt. Das Lösungspaket Digital Manufacturing Insights wurde erst kürzlich auf der Kundenveranstaltung Leonardo in Frankfurt vorgestellt und dient der Erfassung, Bereitstellung und Visualisierung von Produktionskennzahlen.

Cloud-Plattform als Basis

Als wichtigste Komponente von Leonardo will die Walldorfer Firma ihre Cloud-Plattform in den Mittelpunkt rücken. Dieses Platform-as-a-Service-Angebot (PaaS) soll künftig die Basis darstellen, auf der sich viele Anwendungen erweitern, integrieren und erstellen lassen. Gleichzeitig will der Software-Hersteller damit eine Plattform etablieren, die mittels Internet of Things-Diensten tatsächlich durchgängige Prozesse vom Sensor bis zur Aktion (auf der Cloud) ermöglicht. Zusätzlich zur Hana-Datenbank in den Unternehmen selbst stehen auf den Servern in den Rechenzentren Dienste wie Analytik, maschinelles Lernen und Integrationsservices zentral bereit. Zusätzlich stellt Leonardo Foundation technische Dienste wie Device Management, Business Services wie Applikations-Entwicklung und Dienste für den Digitalen Zwilling sowie Dienste für das Datenmanagement bereit.

Rechnen an der Netzwerkkante

Unternehmen wollen nicht alle Operationen in einer Cloud-Instanz ausführen und dafür erforderlichen Daten über das Internet übertragen. Darauf hat SAP reagiert, indem sich die Cloud-Infrastruktur um Edge Computing-Funktionalitäten (Leonardo Edge) ergänzen lässt. So können Anwender selbst entscheiden, welche Aufgaben am Ort des Geschehens erledigt werden sollen. Als zentrale ‘Kommandobrücke’ zur zentralen Steuerung und dem Ausführen von Aktionen dient die Anwendung Leonardo Bridge.