Von Reactive bis Predictive Maintenance

Instandhaltungs-Strategien im Überblick

Die jeweilige Instandhaltungs-Strategie kann zum Erfolg der gesamten Organisation beitragen. Dabei entscheiden die individuellen Anforderungen eines Unternehmens darüber, wann welche grundlegenden Strategien – von reaktiv bis vorausschauend – den größten Erfolg versprechen und wann eine Kombination verschiedener Strategien sinnvoll ist.

Mit der richtigen Instandhaltungs-Strategie heben Unternehmen versteckte Potenziale. (Bild: ©mediaphotos/gettyimages.de)
Mit der richtigen Instandhaltungs-Strategie heben Unternehmen versteckte Potenziale. (Bild: ©mediaphotos/gettyimages.de)

Die Instandhaltung von Maschinen und Anlagen ist zu einem erfolgskritischen Faktor geworden. Immer kürzere Lieferzeiten und niedrigere Produktbestände sind nur mit einer erstklassigen Anlagenverfügbarkeit zu erfüllen. Werkzeuge, Maschinen und Anlagen müssen stets in bestimmungsgemäßem Zustand sein. Wenn schließlich doch eine Produktionsanlage ausfällt, kann das große Auswirkungen auf die Lieferfähigkeit haben.

Obwohl eine passende Instandhaltungs-Strategie einen messbaren Einfluss auf die gesamte Unternehmensentwicklung hat, liegt genau hier bei vielen Mittelständlern noch verstecktes Potenzial zur Optimierung von Performance, Verfügbarkeit und Kosten. Mit der richtigen Strategie, die zu ihren Anforderungen passt, kann es Unternehmen gelingen, diese Potenziale auszuschöpfen. Damit entwickeln sie ein gut organisiertes Ersatzteilmanagement vom Kostenfaktor hin zum Garanten für kurze Stillstandzeiten. Kombiniert mit IT-Prozessen schaffen sie einen echten Wettbewerbsvorteil.

Vier Instandhaltungs-Strategien

Von reaktiv bis vorausschauend gibt es vier grundlegende Strategien in der Instandhaltung. Die individuellen Voraussetzungen eines Unternehmens bilden die Entscheidungsgrundlage dafür, welcher Weg erfolgversprechend ist. Dabei kann auch eine Kombination verschiedener Strategien sinnvoll sein − etwa bei einem heterogenen Maschinenpark.

Reaktive Instandhaltung: Fährt ein Unternehmen die Strategie der Reaktiven Instandhaltung lösen ein plötzlicher Crash oder ein technischer Zwischenfall ungeplante, spontane Instandsetzungsmaßnahmen aus. Eine solche Strategie kann sinnvoll sein − jedoch nur, wenn Schäden eines solchen Ausfalls unwahrscheinlich oder daraus resultierende Produktverluste gering sind.

Vorbeugende Instandhaltung: Um Produktionsausfälle zu vermeiden, setzt die Mehrheit der Industrieunternehmen auf Vorbeugende Instandhaltung, besonders wenn Anlagen nicht redundant vorhanden und kritische Maschinenteile schwer zu beschaffen sind. Die Wartungs- und Instandhaltungsmaßnahmen werden geplant und finden periodisch oder an festen Terminen statt. Historische Daten, Erfahrungswerte und Herstellerangaben dienen als Datenbasis für die Planung. Oft sind ERP-Technologien (SAP Standard) und Mobile Devices im Einsatz.

Zustandsorientierte Instandhaltung − Condition Monitoring: Eine dritte Strategie ist die Zustandsorientierte Instandhaltung, die auf einer breiten Datenbasis aus Betriebs- und Prozessdaten, aktuellen und historischen Daten, Erfahrungswerten und Herstellerangaben oder auch zusätzlichen Sensoren aufsetzt. Bei diesem Ansatz agiert das Unternehmen ereignis- und zustandsbasiert mit gezielten Wartungs- und Instandsetzungsmaßnahmen. Die Zustandsorientierte Instandhaltung unterscheidet dabei zwei Herangehensweisen: Durch Prozessüberwachung erhöhen Unternehmen die Ausfallsicherheit ihrer Produktionsanlagen. Der Ansatz der Werkzeugüberwachung fokussiert dagegen das Produkt und dessen Qualität. Im Ernstfall kann eine automatisierte Überwachung – das sogenannte Condition Monitoring − einen Alarm auslösen.

Vorausschauende Instandhaltung − Predictive Maintenance: Predictive Maintenance arbeitet sowohl Zustands- als auch Prognose-orientiert. Neben einer breiten Datenbasis aus Betriebs- und Prozessdaten, aktuellen und historischen Daten, Erfahrungswerten, Herstellerangaben und sonstigen Datenquellen berücksichtigen diese Systeme auch zusätzliche Einflussgrößen: etwa Einstell- und Betriebsparameter, Rohstoffdaten und Qualitätsdaten von Zulieferteilen. So lassen sich KI-basierte Diagnosen durchführen, Reports erstellen oder sogar autonom Instandhaltungsaufträge initiieren. Die Wahrscheinlichkeit von Produktionsausfällen kann so signifikant reduziert werden. Die Umsetzung der Strategie ist allerdings auch entsprechend aufwändig.

Die richtige Balance finden

Ob weniger Produktionsausfälle, Einsparung von Maschinenteilen und Werkzeugen oder Erhöhung der Anlagenverfügbarkeit: Je vorausschauender ein Unternehmen agiert, desto größer ist der Nutzen. Gerade für mittelständische Industrie- und Produktionsunternehmen lohnt es sich herauszufinden, welche Instandhaltungs-Strategie optimal zu den Anforderungen passt − und natürlich im individuellen Fall dem Prinzip der Wirtschaftlichkeit entspricht. Dann erweist sich die Instandhaltung für Unternehmen als wertvoller Wettbewerbsfaktor.







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