In sechs Schritten zum Digitalisierungsprojekt

Systematisch digital transformieren

(Bild: BMAS, in Anlehnung an Hirsch-Kreinsen 2016)
(Bild: BMAS, in Anlehnung an Hirsch-Kreinsen 2016)

Roadmap

Nach den ersten beiden Phasen steht nun das Ziel fest und die Handlungsfelder sind durch die Gap-Analyse identifiziert. Die Roadmap stellt zu diesem Zeitpunkt noch keinen detaillierten Projektplan zur Verfügung, sondern bringt die Unterziele und Meilensteine in eine Reihenfolge. Dies ist wichtig, um die Priorisierung der Aufgaben und Ressourcen richtig setzen zu können. Am Ende steht dann ein Programmplan, der die einzelnen Handlungsfelder auf Basis des jeweiligen Industrie 4.0-Reifegrades in eine sinnvolle Reihenfolge (Roadmap) von Einzelprojekten bringt.

Technologie

In dieser Phase geht es darum, den Markt nach unterstützenden Technologien zu sondieren und deren Anwendbarkeit und Marktreife zu bewerten. Möchte man beispielsweise an einem Montagearbeitsplatz die Interaktion des Werkers, der beide Hände voll hat, mit den IT-Systemen neu definieren, wären beispielsweise Ansätze wie Gesten-, Sprach- und Blicksteuerung sowie weitere Alternativen zu prüfen. Soll die Datenerfassung optimiert werden, könnten statt des klassischen Handscanners ein smarter Handschuh mit integriertem Scanner oder eine Datenbrille als Erfassungsgehilfe eingesetzt werden.

Prototyp-Entwicklung

Der Prototyp in dieser Phase geht schon deutlich über den Prototypen in der Design-Thinking-Phase der Strategie-Entwicklung hinaus. Es handelt sich jedoch noch nicht um ein Proof of Concept. Bei der Prototyp-Entwicklung geht es darum, die funktionalen Aspekte der Idee zu testen, eine volle Integration in das Back-End-System oder ähnliches ist hier noch nicht notwendig. Es soll veranschaulicht werden, wohin die Reise gehen soll und ob das Konzept generell funktionieren könnte. Man spricht hier auch von einem Minimum Viable Product (MVP, minimal überlebensfähiges Produkt) – es geht also um die Grundfunktion. An dieser Stelle ist es wichtig, die Rückmeldungen der Anwender einzuholen. Die Entwicklung des Prototypen geschieht somit auch iterativ in mehreren Schleifen. Prototypen eigenen sich zudem dafür, um möglichen ‚Geldgebern‘ der späteren Realisierungsphase den Fortschritt zu präsentieren.

Realisierung und Go-Live

In der Realisierungsphase, geht es nun darum, die Idee in den Live-Betrieb zu überführen. Jetzt gilt es zu validieren, wann welche Systeme miteinander kommunizieren müssen. Idealerweise wird dies graphisch in einem Prozessdiagramm dargestellt. Die bildliche Darstellung hilft, abteilungsübergreifend ein einheitliches Verständnis vom finalen Prozess zu erhalten. Nach Auswahl der entsprechenden Technologien und Systeme wird der Projektplan mit den notwendigen Meilensteinen abgestimmt. In den meisten Fällen empfiehlt sich hier eine agile Projektmethodik zu verwenden, um rechtzeitig auf Änderungen reagieren zu können. Je nach Umfang kann es hier auch notwendig sein, zunächst ein Proof of Concept an einer Maschine oder Linie umzusetzen, um das Konzept im Live-Betrieb zu testen, bevor es am Standort oder global ausgerollt wird. Ab hier greifen weitere Projektmanagementmethoden mit jeweils eigenen Vorteilen – aber auch Fallstricken. Auf jeden Fall sind Fertigungsbetriebe in diesem Moment inmitten ihrer digitalen Transformation.


Dipl.-Wirtsch.-Ing. (FH) Ulf Kottig ist Senior Marketing Manager bei der Trebing & Himstedt Prozeßautomation GmbH & Co. KG.