Digitalisierung im Familienunternehmen Meba

Nach Fernwartung kommt IIoT

Zum Leitbild der Meba Metall- Bandsägemaschinen GmbH gehört es, das Nützliche in neuen Technologien zu entdecken und in das Produktportfolio einfließen zu lassen. Aktuell heißt das: Digitalisierungslösungen erweitern zunehmend die produzierten Maschinen.

Bild: Meba Metall-Bandsägemaschinen GmbH
Bild: Meba Metall-Bandsägemaschinen GmbH

Weltweit mit über 50 verschiedenen Metall-Bandsägemaschinen am Markt vertreten, bietet Meba von standardisierten Einzelsägen bis hin zu individuellen Komplettlösungen mit Materialhandling- und Längenmesssystemen in allen Automatisierungsgraden ein vielfältiges Produktportfolio an. Gerade mit Blick auf das Portfolio, das von der Beratung bis zur Betreuung der Anlagen reicht, war dem Leiter der Elektroabteilung Thomas Rehm schon lange klar, dass eine schrittweise Digitalisierung des Angebotes unumgänglich war.

Vom Fernzugriff zum IIoT

Bei der Umsetzung der Digitalisierungsprojekte helfen die Fernwartungs- und IIoT-Spezialisten von Eurogard. Diese Firma bietet seit 1995 selbstentwickelte Hard- und Software-Lösungen für die Fernwartung an. Das Portfolio basiert im wesentlichen auf zwei Säulen. Zum einen die klassische Fernwartung, für die eigene Service-Router in den jeweiligen Maschinen und Anlagen verbaut werden, auf die via VPN-Netz über Internet oder Mobilfunk zugegriffen wird. Der Ansatz ist recht schnell und günstig umsetzbar und stellt daher einen einfachen Eintritt in das Geschäftsfeld der Remote Services dar. Diese Variante lässt sich später zwar um IIoT-Funktionen erweitern, aufgrund des anfallenden Datenverkehrs über die VPN-Leitung ist das aber nur in Sonderfällen empfehlenswert. Für ausgefeiltere IIoT-Szenarien hat der Anbieter die Plattform Machine to value (m2v) im Programm. Dafür muss eine neue Router-Generation in die Maschinen installiert werden, die sogenannten ServiceRouter V3. In allen Ausbaustufen bieten diese Router die Möglichkeit, damit ausgerüstete Maschinen und Anlagen global zu vernetzen. Der Router lässt sich auch per IIoT-Retrofit in bestehende Maschinen und Anlagen einbauen. Die Software-Engine dahinter strukturiert die eingehenden Datenströme, berechnet und visualisiert Kennzahlen, um dem Maschinenbauer das Angebot von kundenspezifisch definierbaren Digital-Services zu ermöglichen.

Kontakt mit eigenen Produkten

Als Multi-Mandanten-Software lassen sich über das System quasi beliebig viele Kunden und Edge-Router anlegen und verwalten. Zusätzlich umfasst die Plattform eine individuelle Maschinenverwaltung. Vorgefertigte Maschinentemplates erlauben die Instanziierung von Anlagen. Datentrigger, Nachrichtengruppen und User-spezifische Daten lassen sich individuell definieren. Instanziierte Maschinen können über eine Baumstruktur angelegt und den Maschinenbetreibern zugeordnet werden. Mit User-Berechtigungen lassen sich Anlagenparameter ändern und Anlagen remote steuern. Alarmierungsfunktionen via Mail, SMS oder Smartphone App informieren Plattform-Anwender und deren Endkunden über eventuelle Performance-Abweichungen. Der Maschinenherstelle und IIoT-Serviceanbieter entscheidet dabei selbst, ob die Maschinendaten standardmäßig in der Cloud (die in Deutschland gehostet ist) oder auf dem eigenen Server gespeichert werden.

Fahrplan für die Digitalisierung

Um die Implementierung der IIoT-Plattform vorzubereiten, trafen sich die Geschäftsführer beider Unternehmen mit den technischen Leitern, um die Funktionen der Soft- und Hardware-Landschaft vorzustellen bzw. zu bewerten. Karl Symior, Geschäftsführer von Eurogard: „Unsere Kunden wollen wissen, welchen konkreten Mehrwert sie durch unsere Lösungen erhalten. Wie ändert sich das Geschäftsmodell: Vom reinen Produktverkauf hin zu digitalen Services? Wie lassen sich die Digitalisierungsfunktionen umsetzen? Und wie abhängig mache ich mich von meinem Digitalisierungspartner?“ Nach strategischen Meetings und Abstimmungen hatte Meba seinen Fahrplan für die Digitalisierung des Produktportfolios aufgestellt. Thomas Rehm: „Wir wollten erst einmal Erfahrungen sammeln und sehen, wie gut die Technologie ist, wie die Zusammenarbeit mit Eurogard funktioniert und wie die Kunden reagieren.“ Ab 2014 wurden die ersten Sägen mit der klassischen Fernwartungslösung von Eurogard ausgeliefert.

 (Bild: Eurogard GmbH)
(Bild: Eurogard GmbH)

Erfahrung mit Fernservice

Seitdem nutzen die Servicetechniker die Router, um eine VPN-Fernverbindung zu den Maschinen weltweit aufzubauen, um Fehler zu beheben oder andere Unterstützung zu leisten, die keine Anwesenheit vor Ort erforderte. „Mit Eurogard können wir problemlos Ferndiagnosen und -wartungen an unseren Maschinen durchführen und so Serviceeinsätze vermeiden“, sagt Rehm. Auch von Kunden wird die Fernzugriffslösung gut angenommen. Die Entwicklung verlief positiv, sodass 2019 die Entscheidung fiel, weitere Funktionen der IIoT-Plattform hinzuzufügen. Um den Rollout im Jahr 2022 vorzubereiten, wurden in den letzten Monaten bereits Sägen mit den V3 ServiceRoutern ausgestattet.

Einblick in die Maschine

Nach Freischaltung können die Fabrikbetreiber auf der IIoT-Plattform die Maschinen einerseits aber auch die Sägeaufträge andererseits überwachen. Bei Alarmen gehen Push-Nachrichten raus. Daten aus Steuerungen oder Sensoren lassen sich sammeln und auf Webdashboards anzeigen oder sie werden über Schnittstellen einem anderen IT-System zur Verfügung gestellt. Die Plattform unterstützt Fehleranalysen, um Produktion, Prozesse und Qualität zu optimieren.

Bereit für neue Dienste

Der Maschinenhersteller nutzt die Plattform, um die Maschinenleistungen im Feld zu überwachen und daraus Erkenntnisse zu gewinnen. So lassen sich Produktstärken und Schwachstellen aufspüren und für die Konstruktion nutzen. Des Weiteren ermöglichen historische Daten, aufbereitet in Dashboards, die Fehlersuche der Techniker im Fernservice zu beschleunigen. Für Thomas Rehm steht die Entwicklung im Bereich IIoT erst am Anfang. Dafür spricht auch die Produktpipeline von Eurogard: erweiterte Alarmierung, webbasierte Darstellung entfernter Geräte wie Touchpanels, Energiezählererfassung, KI-gestützte Auswertungen sind einige Ansätze, die künftig optionale Elemente bei der Fernwartung sein sollen. „Wie der Maschinenbauer seine Produkte weiterentwickelt, so entwickeln auch wir neue IIoT Funktionen für unsere Kunden,“ sagt Mario Cappello, Teamleiter Software bei Eurogard.





  • Mit Strategie gegen Silos

    Hersteller investieren viel Zeit und Geld, um die Wertschöpfungskette kontinuierlich zu verbessern. Dabei entstehen oft Silo-Systeme, die isoliert voneinander arbeiten und wenig…


  • ERP-Studie nimmt KI und Cloud in den Fokus

    Die Studie ’ERP in der Praxis’ ist in ihre 12. Runde gestartet. Seit 2004 fordern die Analysten der Trovarit AG Anwender von…


  • Innovationstreiber Thin[gk]athon: Kollaborative Intelligenz trifft auf Industrie-Expertise

    Der Thin[gk]athon, veranstaltet vom Smart Systems Hub, vereint kollaborative Intelligenz und Industrie-Expertise, um in einem dreitägigen Hackathon innovative Lösungsansätze für komplexe Fragestellungen…


  • Datenpunkte in der Batteriezellfertigung setzen

    In der Batteriezellfertigung erzeugen heterogene Quellen enorme Datenmengen. Um die Produktion mit Digitaltechnik aufzurüsten, müssen die verschiedenen Datenquellen an die IT-Systeme in…


  • MES und Lean-Management im Zusammenspiel

    Fertigungsunternehmen suchen stets nach Möglichkeiten, ihre Workflows zu optimieren, Verschwendung zu reduzieren und Ressourcen optimal einzusetzen. Der Lean-Ansatz ist hier ein bewährtes…