Das Internet der Dinge bringt physische und digitale Welten zunehmend zusammen. Schon längst geht es nicht mehr nur um die pure Vernetzung von Geräten, sondern um Systeme, die Menschen, digitale Lösungen und Objekte aus der realen Welt verknüpfen.
Bild: ThoughtWorks Deutschland GmbH
IoT bietet insbesondere im Engineering- und Manufacturing-Bereich großes Potenzial, Produktinnovationen voranzutreiben, Kosten zu senken und die Qualität zu erhöhen. Dennoch bleibt insbesondere in Unternehmen des gewachsenen Mittelstandes die große Transformation zu neuen Geschäftsmodellen noch aus. Die Gründe hierfür sind oft in den Unternehmen selbst zu finden.
Streben nach der Plattform
Oft treibt Unternehmen der Wunsch nach einer unternehmenseigenen IoT-Plattform an, die viele Geräte anbindet und unterschiedliche Geschäftsprozesse unterstützt. Auch werden häufig langfristige technische Visionen skizziert. Wird jedoch in der Umsetzung zu sehr auf das große Ganze hingearbeitet, kommt es oft zu langen Projektlaufzeiten ohne Produktiveinsatz und zu überabstrahierten Lösungen.
In dieser Situation hilft es, den Fokus auf erste Ende-zu-Ende-Anwendungsfälle zu legen und diese in Produktion zu bringen. Die treibenden Fragen sollten sein: Wie kann eine Vernetzung von Geräten dem Unternehmen schnellstmöglich einen Vorteil bringen? Was ist die einfachste Vorgehensweise, dieses zu erreichen? So können Annahmen validiert und notwendige Anpassungen im Projekt eingearbeitet werden. Die Organisation lernt und generiert neue Ideen. Wichtig ist dabei: Ein sichtbarer, wenn auch kleiner Return-on-Investment erleichtert es, die Beteiligten von guten Ideen zu überzeugen.
Schmales Know-how in der Softwareentwicklung
Unternehmen aus dem produzierenden Gewerbe besitzen oft geringe Kapazitäten in der Softwareentwicklung. Das Know-how fokussiert sich dort meist auf hardwarenahe Technologien. Der Aufwand für Softwareupdates von nicht vernetzten Geräten und notwendige Zertifizierung resultieren oft in einem Wasserfall-Entwicklungsprozess. Die Implementierung eines eigenen Ökosystems verlangt zusätzlich den Umgang mit unterschiedlichen Technologien wie IoT-Protokollen, Cloud-Services oder web-basierte Applikationen.
Die Mitarbeiter sollten genügend Zeit haben, Erfahrungen mit diesen Technologien zu machen. Um fehlende Qualifikationen von außen in das Unternehmen zu bringen, bedarf es auch Veränderungen im Recruiting, nicht nur bei den Beschreibungen der Stellenanzeigen, sondern auch im Interviewprozess selbst. Oft haben diese Themen im Tagesgeschäft keine Priorität.
Auch der Entwicklungsprozess der Software braucht Anpassungen, um die unterschiedlichen Komponenten einer eigenen digitalen Systemwelt effizient zu realisieren. Es bleibt meist bei einer oberflächlichen Anwendung von agilen Projektmanagementmethoden wie Scrum. Dann lassen die Ergebnisse oft zu wünschen übrig und diese Methoden werden schnell als nutzlos eingestuft. Hier hilft es, weitere Ansätze moderner Softwareentwicklung wie Extreme Programming oder Continuous Delivery einzusetzen.
Leitbild und Verantwortlichkeit bestimmen
Um ein erfolgreiches Ökosystem umzusetzen, muss das Know-how aus vielen Bereichen eines Unternehmens zusammenkommen. Produktdesign, IT-Infrastruktur, Hardware- und Softwareentwicklung, sowie weitere Fachbereiche wie der Kundensupport, Produktion oder After-Sales müssen kollaborieren.
In klassischen Organisationsstrukturen sind die einzelnen Bereiche klar voneinander getrennt. Mitarbeiter haben unterschiedliche Vorgesetzte, Bereichsziele, Budgets und Zeitpläne. Die notwendige Zusammenarbeit wird meist erkannt, aber inkonsequent umgesetzt. Die Folge sind eine Reihe von Workshops mit vielen Teilnehmern und Projektteams, deren Mitglieder nur zeitweise zur Verfügung stehen. Die Ergebnisse sind dann skizzenhaft, abstrakt und ohne klaren Fokus. Die Umsetzung des Projektes wird erschwert durch Abhängigkeiten von einer Vielzahl von Abteilungen. Auf technischer Ebene kommt der Effekt von Conway’s Law zum Tragen, dass also Architektur und Kommunikation des digitalen Systems durch die Organisationsstruktur bestimmt wird und nicht von einem technischen Leitbild.
Die Lösung des Problems liegt darin, interdisziplinäre Teams zu bilden. Nur wenn diese Teams alle notwendigen Fähigkeiten und Entscheidungsbefugnisse besitzen, können sie ihrer Verantwortung gerecht werden. Hierfür müssen die Mitglieder aus ihren bisherigen Bereichen herausgelöst werden und ausschließlich am Erfolg des neuen Teams gemessen werden.
Kaum Fehlerkultur
Um die Vorteile eines IoT zu nutzen, müssen sich die meisten Fertigungsunternehmen deutlich verändern. Ein Wandel bei den Produkten und Dienstleistungen, in der Arbeitsweise und in den verwendeten Technologien sind häufig unerlässlich. Gerade im produzierenden Gewerbe lässt sich dieser Wandel schwer realisieren. Das Risiko von kostenintensiven Rückrufaktionen und gar Gefahren für Menschen sind nicht akzeptabel. Vorgehen müssen felsenfest sein.
Diese Haltung ist in den Unternehmen fest verankert und prägt die Kultur sogar in Bereichen, in denen die Risiken ganz anders gelagert sind. Eine unternehmensweite IoT-Strategie lässt sich kaum vorab auf dem Reißbrett ausarbeiten und dann fehlerfrei umsetzen. Offenheit, Fehlerkultur, inkrementelle Veränderungen und kurze Feedback-Zyklen sind unumgänglich. Sie stellen keinen Widerspruch zu Qualität und Sicherheit dar, sondern begünstigen diese.
Es gibt kein Patentrezept, um eine solche Veränderung in der Kultur von Unternehmen zu realisieren. Vielmehr muss der Wandel durch stetige Initiativen untermauert werden. Dies kann zum Beispiel darin bestehen, sichere Umgebungen zum Lernen zu schaffen, klare Ziele zu kommunizieren und Feedback nicht zur Bewertung, sondern zur Verbesserung zu nutzen. Das fängt schon bei der Sprache an: Statt einen Satz destruktiv mit ‚Das geht nicht, weil …‘ zu beginnen, ließe sich mit der Formulierung ‚Wie können wir erreichen, dass …‘ eine Problemlösungsroutine anstoßen. Solche Effekte helfen weit über die IoT-Problematik hinaus.
Raum für neue Champions
Viele Unternehmen gehen davon aus, dass der Erfolg eines Internet of Things eine technische Frage sei, die es zu beantworten gelte. Doch der Fokus auf Anwendungsfälle, das Erlernen von moderner Softwareentwicklung, interdisziplinäre Teams und eine offene Kultur des Lernens sind Prinzipien, die den Erfolg stärker vorantreiben, als große Investitionen. Somit können sich selbst Firmen mit begrenzten Ressourcen spannende Chancen erarbeiten.
Ein Unternehmen, das sich mit der Auswahl eines ERP- Systems befasst, muss sich gleichsam mit einem viel- schichtigen Software-Markt und unklaren Interessen- lagen an interne Abwick- lungsprozesse auseinander- setzen. Guter Rat bei der Investitionsentscheidung ist teuer. ERP/CRM Wissen Kompakt unterstützt Sie bei der gezielten Investition in die IT-Infrastruktur.
Immer mehr Anbieter von Maschinen, Automatisierungstechnik und Industriesoftware integrieren künstliche Intelligenz in ihre Produkte. Das ganze Potenzial spielen selbstlernende Systeme aber erst aus, wenn sie passgenau auf ihren Einsatz in Fertigung und Büro zugeschnitten wurden. Über beide Möglichkeiten, als Fertiger die Vorzüge von industrieller KI zu nutzen, geht es im regelmäßig aktualisierten Themenheft Künstliche Intelligenz.
Das Internet of Things verändert Produktwelten und die Vernetzung in der Fertigung gleichermaßen. Entstehende Ökosysteme laden zur einer neuen Form der Zusammenarbeit ein. Die Spezialausgabe IoT Wissen Kompakt informiert über die Technologie, Projektierung und Anbieter für die eigene Applikation, in- und außerhalb der Fabrik.
Um alle Potenziale eines MES umfassend ausnutzen zu können, beleuchten unsere Autoren in der Serie von MES Wissen Kompakt die erfolgskritischen Faktoren, um Fertigungsunternehmen präventiv zu steuern. Darüber hinaus präsentiert MES Wissen Kompakt ein breites Spektrum an Firmenportraits, Produkt- neuheiten und Dienst- leistungen im MES-Umfeld.
Mittelständische Unternehmen investieren selbst in schwierigen Zeiten in Microsoft-Technologien, weil sie überzeugt sind, dass ihre Mitarbeiterproduktivität steigt und sich ihre Kostenstruktur bessert. Microsoft hat mit dem Microsoft-Partner-Network ein Netzwerk aufgebaut, das ein Forum für den Aufbau von Partnerschaften, Zugang zu Ressourcen und einen Rahmen für Dialoge und Kooperationen bietet. Für unsere Leser gibt die Microsoft-Partnerübersicht in Ausgabe Juli/August der IT&Production Tipps für die Suche nach einer geeigneten Branchen- oder Speziallösung im Bereich des produzierenden Gewerbes.
Auf der Suche nach Innovation, nach neuen Lösungen und der Abgrenzung zum Mitbewerb vernetzen sich zunehmend mehr Unternehmen mit externen Experten und Partnern. SAP hat mit dem SAP-Ecosystem ein Netzwerk aufgebaut, das ein Forum für den Aufbau von Partnerschaften, Zugang zu Ressourcen und einen Rahmen für Dialoge und Kooperationen bietet. In der Maiausgabe der Fachzeitschrift IT&Production erhalten unsere Leser einen aktuellen Überblick zum SAP-Ecosystem im Bereich des produzierenden Gewerbes.