Ratgeber für Cloud-Anwender (2 von 2)

Chancen und Tücken der Cloud-Kostenoptimierung

Für das Kostenmanagement von Multicloud-Umgebungen stehen vielfältige Möglichkeiten zur Verfügung. Unser zweiteiliger Ratgeber hilft, diese zu verstehen und einzusetzen. Wurden im letzten Heft etwa Rightsizing (Bild) und Autoscaling behandelt, stehen diesmal Spot Instances sowie Waste und Workload-Management im Vordergrund.

Rightsizing: Automatisierte Ermittlung der gebuchten Cloud-Services anhand der Cloud-Rechnungsdaten im Vergleich zu Monitoring-Daten macht klar, was zu groß dimensioniert oder überhaupt nicht genutzt wurde. (Bild: Apptio)
Rightsizing: Automatisierte Ermittlung der gebuchten Cloud-Services anhand der Cloud-Rechnungsdaten im Vergleich zu Monitoring-Daten macht klar, was zu groß dimensioniert oder überhaupt nicht genutzt wurde. (Bild: Apptio)

Spot-Instanzen bieten eine besonders attraktive Kostenstruktur. Allerdings sind sie nicht garantiert: Der Provider kann die Instanz jederzeit beenden, wenn er diese etwa zur Absicherung eines Workloads an anderer Stelle benötigt. Typischerweise gibt es eine zweiminütige Warnung, bevor die Instanz abgeschaltet wird. Es ist sozusagen eine Wette auf freie Kapazitäten in der Cloud. Damit ist klar: Das ist nicht für jede Anwendung geeignet. Wofür bieten sich Spot-Instanzen an?

  • • Rechenintensive Aufgaben, die unterbrochen und wieder fortgesetzt werden können: Batch-Jobs, Compiler-Läufe oder Lernvorgänge für künstliche Intelligenz, aufwändige Video- oder Bildbearbeitungsprozesse, wissenschaftliche Berechnungen oder Simulationen, rechenintensive Analysen und Modelle
  • • Verteilte Datenbanken, die auch dann die Daten speichern, wenn einzelne Instanzen neu gestartet werden
  • • Alle Arten der Big Data-Massendatenverarbeitung
  • • Lasttests, Regressionstests, Sicherheitstests und Tests mit Massendaten

Spot-Instanzen sind für bis zu einem Zehntel des Preises im Vergleich zu On-Demand-Ressourcen zu haben. Auf dem Markt gibt es Anwendungsprogramme, um die Cloud-Nutzung bezüglich Spot-, Reserved Instances, Savings Plan und On-Demand-Usage zu visualisieren. Sie helfen zu verstehen, welche Workloads geeignet sind und wie die Spot Instances, die Provider nach unterschiedlichen Regelungen zur Verfügung stellen, eingesetzt werden können. Wichtig ist dafür aber auch ein System für das Management unterbrochener Spot-Instance-Workloads.

Waste Management heißt Ausmisten

Im Waste Mangement geht es darum, ungenutzte Cloud-Ressourcen zu identifizieren und unnötige Ausgaben zu vermeiden. Klingt zunächst einfach – jedoch: Welche Ressourcen tatsächlich nicht benötigt werden, lässt sich bei typischerweise mehreren hunderttausend Cloud-Ressourcen kaum manuell herausfinden. Aus dem Vergleich von Rechnungsdaten mit Monitoring-Daten weisen Tools potenziell überflüssige Cloud-Ausgaben aus. Zudem sind unter allen hunderttausenden Cloud-Ressourcen diejenigen erkennbar, die in der Nacht oder am Wochenende nicht benötigt werden. Dabei kann auch zwischen produktiven und nicht-produktiven Umgebungen unterschieden werden. Aber Achtung: Nicht oder kaum genutzte Cloud-Instanzen oder Cloud-Services sollten nicht automatisch abgeschaltet, sondern Hinweise dazu in den passenden Jira-Projekten als Tickets angelegt werden. Nur die Cloud-Architekten und DevOps-Teams können fundierte Entscheidungen darüber treffen, welche Cloud-Services tatsächlich überflüssig sind und welche nicht. Selbst wenn ein Monitoring anzeigt, dass sie kaum genutzt sind – womöglich drohen Produktionsausfälle, wenn ohne nähere Kenntnis der Zusammenhänge und der Architektur einzelne Cloud-Instanzen oder Services nicht verfügbar sind.

Aus dem Vergleich von Rechnungsdaten mit Monitoring-Daten weisen Apptio-Tools potenziell überflüssige Cloud-Ausgaben aus. Dies hilft Cloud-Architekten, abschaltbare Services zu finden. (Bild: Apptio)
Aus dem Vergleich von Rechnungsdaten mit Monitoring-Daten weisen Apptio-Tools potenziell überflüssige Cloud-Ausgaben aus. Dies hilft Cloud-Architekten, abschaltbare Services zu finden. (Bild: Apptio)

Vergleichen im Workload Management

Die Kosten für virtuelle Maschinen sind bei einzelnen Providern sehr unterschiedlich. Auch die Bezeichnung der Workloads in der Cloud, die Angebote und Konfigurationen der Cloud-Provider variieren deutlich. Das macht es schwierig, Angebote zu vergleichen. Doch der Preis für Workloads ist nicht der einzige Grund, sich für einen Provider zu entscheiden. Durch Services versuchen die Provider, Kunden an ihre Cloud-Plattform zu binden. Und tatsächlich ist deren Nutzung oft attraktiv, da sich der Provider um Wartung und Aktualisierung kümmert. Als Entscheidungshilfe können Tools anzeigen, welche Cloud-Instanzen am ehesten zur Abdeckung eines bestimmten Workloads in Frage kommen. Meistens gibt es zwischen 40 und 50 ähnlich geartete Konfigurationen, die prinzipiell geeignet sein könnten. Wenn das Tool die Konfigurationen noch bestehender On-Premises-Server kennt, kann darüber hinaus auch ermittelt werden, durch welche Cloud-Instanzen sie ersetzt werden könnten. Dies ermöglicht Vergleiche, welche Cloud-Angebote am besten geeignet sind – auch, aber nicht nur bezüglich des Preis-/Leistungsverhältnisses.

Verantwortungsbewusstsein bleibt die Grundlage

Neben allen Cloud-Kosten-Optimierungen braucht es einen verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen in der Cloud. Im ersten Schritt wird das dafür nötige Verantwortungsbewusstsein durch Kostentransparenz und verursachergerechte Zuordnung geschaffen. Die Teams müssen verstehen, welche Kosten sie durch ihre Art der Cloud-Nutzung verursachen und was die Kostentreiber sind. Im zweiten Schritt kann man die Kosten nicht nur aufzeigen, sondern auch über eine interne Kostenverrechnung den Teams in Rechnung stellen. Wenn eine kosteneffektive Nutzung der Cloud mit zu den Zielen zählt, können etwaige Anstiege der Cloud-Kosten gebremst oder sogar die Ausgaben sogar reduziert werden. Damit Cloud-Services nur dort eingesetzt werden, wo es der Business-Nutzen rechtfertigt. Die Erfolgsbewertung von Cloud-First-Strategien ist erheblich von den Public-Cloud-Kosten beeinflusst. Sie immer besser zu verstehen und das Cloud-Financial-Management mehr und mehr direkt auch in den DevOps-Teams zu verankern, ist ein wichtiger Prozess. Denn ihre Expertise ist entscheidend, um mit Cloud-Infrastrukturen nicht nur ein zuverlässiges, sondern auch wirtschaftlich tragfähiges Modell für das operative Geschäft zu schaffen.