Industrielle Funksysteme
RFID-Technik für das Bestandsmanagement
Per Radiofrequenzidentifikation lassen sich Waren entlang der gesamten Lieferkette nachverfolgen – oder gleich lückenlos ihren Zustand dokumentieren. Erst RFID-Technologie ermöglicht viele Anwendungen, die mit Industrie 4.0 verbunden werden.
Kostendruck, Individualisierung, Komplexität und Digitalisierung der Geschäftsprozesse stellen Unternehmen in Bezug auf ihre Lieferketten vor Herausforderungen. Um diese anzugehen entstehen neue Technologietrends rund um solche Begriffe wie Supply Chain Lab, Sensor Based Production Flow, Smart Manufacturing, Performance Management oder Smart Warehouse. Die Grundlage für alle diese Entwicklungen bilden Daten, die nach ihrer Erfassung und Auswertung für transparente Prozesse sorgen sollen. Kommt in der Produktverfolgung beispielsweise Radiofrequenzidentifikation (RFID) zum Einsatz, erhöht es meist die Transparenz in der Lieferkette. Mit Bestandsmanagementsystemen können wiederum Bestandsplanungen optimiert und Umlaufvermögen reduziert werden. Die Datenerhebung von Lager- und Produktionskennzahlen ist dabei ein entscheidender Bestandteil, um effiziente Prozesse entlang der Lieferkette zu betreiben. Dabei müssen Kundenbedürfnisse sowie der eigene Bedarf berücksichtigt werden. Das setzt eine schnelle Reaktionsfähigkeit auf Veränderungen im Prozess voraus.
Kennzahlen erfassen
Durch die elektronische Erfassung von bestandsbezogenen Kennzahlen, wie der aktuellen Artikelmenge und der Ausgabe vom minimalen sowie maximalen Lagerbestand, kann automatisch ein zuverlässiger Wert für die Bestandsentwicklung ermittelt werden. Um die Daten im System zu hinterlegen, sind sogenannte RFID-Transponder, auch Tags genannt, notwendig. Dabei handelt es sich um Datenspeicher, die per Funksignal ausgelesen und beschrieben werden. Sie geben dem Behälter eine Identität und bieten Speicher für zusätzliche Informationen. Der Datenaustausch erfolgt über einen Reader an Produktionsstellen oder an wichtigen Logistikpunkten. Auf den Reader können ERP-Systeme zugreifen, die der Überwachung dienen. Durch RFID-Systeme lassen sich Behälter über die gesamte Prozesskette nachverfolgen Der Thin[gk]athon, veranstaltet vom Smart Systems Hub, vereint kollaborative Intelligenz und Industrie-Expertise, um in einem dreitägigen Hackathon innovative Lösungsansätze für komplexe Fragestellungen zu generieren. ‣ weiterlesen
Innovationstreiber Thin[gk]athon: Kollaborative Intelligenz trifft auf Industrie-Expertise
Daten auslesen
Für die Erhebung der Daten gibt es unterschiedliche Methoden und Möglichkeiten. Daten können beispielsweise von einem Handscanner erfasst werden. Das dafür verwendete Tool sollte sich auf individuellen Anforderungen anpassen lassen, da jede Applikation und jede Fabrik anders ist. Die erfassten Daten werden anschließend analysiert und visualisiert auf Dashboards ausgegeben. Das Dashboard dient dazu, um Engpässe in der Produktion darzustellen und um jederzeit von außen einzugreifen zu können. Durch die erfassten Lagerbestände kann beispielsweise der tatsächliche Bedarf eines Kunden ermittelt werden. Sicherheitsbestände und Nachbestellzeiten lassen sich zielgerichteter definieren. Kritische Stock Keeping Units (SKUs) können sofort identifiziert werden, wodurch sich Lagerbestände nicht-kritischer SKUs reduzieren lassen. Zudem können relevante Lagerkennzahlen bewertet werden, um anschließend ein industrielles Benchmarking durchzuführen. Die digitale Bestandsführung bietet die Basis für weitere Prozessverbesserungen wie S&OP, Produktionsplanung und Bedarfsplanung. Die erhobenen Daten lassen sich aber auch zu verschiedenen Zwecken mit Kunden und Zuliefern teilen.
Austauschbare Daten
Im Gegensatz zu QR- oder Barcodes sind die Daten eines RFID-Tags austauschbar. Die Informationen werden unabhängig auf den Tags gespeichert, abgerufen, verarbeitet und gegebenenfalls in ein vorgesehenes System übernommen. Die Tags können zudem physikalische Größen Ihrer Umwelt wahrnehmen, wodurch beispielsweise Temperaturabweichungen erkannt werden können. Sie können bis zu einer Entfernung von bis zu 100 Metern ausgelesen werden. Um die Anforderungen an eine manuelle Bestandsführung zu reduzieren, werden Festpositionsleser eingesetzt. Diese können an zentralen Punkten angebracht werden, an denen mehrere Personal-, Informations- und Materialströme zusammenfließen. Hierdurch wird in einem aktuellen Projekt für Intralogistikprozesse eine nahtlose Warenstromverfolgbarkeit von der Anlieferung, über die gesamte Produktion bis zum Warenlager und dem Versand gewährleistet. Auf der Kostenseite sind RFID-Systeme im Vergleich zu einem Barcode-System mit hohen Anschaffungskosten verbunden, bietet aber Potential an Kosteneinsparungen.
Nachhaltigkeitsstrategie
Das RFID-System bietet viele Möglichkeiten über die Logistik und Produktionslandschaft hinaus. Immer mehr Unternehmen formulieren Nachhaltigkeitsstrategien um Begriffe wie Zero Emission oder Green Logistics. Dabei wird speziell versucht, bei der Transportoptimierung des Behältermanagements anzusetzen. Ein völlig neuer Ansatz im Bereich der Nachhaltigkeit ist das Verwenden von RFID-Systemen, Scantechnologie und Kartenmaterial für das Abfall-Behältermanagement. Mithilfe von RFID-Tags können Abfälle aus industriellen und gewerblichen Tätigkeiten verfolgt und überwacht werden. Durch das sogenannte Waste Mapping wird der Weg des Abfalls von der Quelle der Entstehung bis zur Entsorgung und dem Recycling verfolgt. Dadurch lässt sich Transparenz schaffen sowie Emissionen und Kosten einsparen.