Effizienzsteigerung per Laser-Trolley

Die Vermessung des Werks

Produktionshallen auf dem Tablet ausmessen, Details zu einzelnen Räumen virtuell hinterlegen, online durch Gebäude navigieren – was nach viel Aufwand klingt, soll sich mit Indoor Digitalisierung sehr schnell erledigen lassen. Den Kern der Lösung bildet ein Trolley, der Innenräume per Lasermessgerät quasi im Vorbeigehen kartografiert.

Indoor Digitalisierung
Bild: Deutsche Telekom AG

Der Wirtschaft geht es gut und mit vollen Auftragsbüchern setzen viele Hersteller zurzeit auf Wachstum. Dafür brauchen sie oft mehr Produktionsfläche oder müssen neue Gebäude baulich an die eigenen Bedürfnisse anpassen. Digitale Tools können dabei helfen. Dazu zählen aber nicht nur vernetzte Maschinen oder smarte Datenbrillen, sondern auch die Visualisierung von Innenräumen. Eine kürzlich von der Deutschen Telekom vorgestellte Lösung ist darauf ausgelegt, Unternehmen die Visualisierung von Innenräumen besonders einfach zu machen. Die Lösung bietet der Telekommunikationskonzern gemeinsam mit dem Start-up Navvis an. Mit ihr lassen sich Innenräume digital darstellen, planen und den Baufortschritt aus der Ferne beaufsichtigen. So soll Indoor Digitalisierung die Planung vereinfachen: Vom Schreibtisch aus vermisst der Auftraggeber neue Werkshallen in einem 3D-Modell im Webbrowser, plant die Standorte der Maschinen inklusive der Abstände zu ihren Nachbarn. Fluchtwege kontrolliert der Planer per Mausklick, prüft beim virtuellen Rundgang durch die Halle, ob die Lüftungsschächte an der Decke passen und die Abflüsse am Boden richtig eingelassen wurden. Findet er in einer neuen Anlage einen Fehler – etwa einen nicht ausgeschilderten Fluchtweg – kann er in einem Textfeld in dem virtuellen 3D-Modell im Browser hinterlegen: „Fluchtwegebeschilderung in Bereich A nicht sichtbar – bitte über der Ausgangstür platzieren.“ Der Bauleiter erhält eine E-Mail mit dem Link zum digitalen Gebäudezwilling. Nach der passwortgeschützten Anmeldung im Browser kann sich auch dieser virtuell durch die Halle bewegen. Sobald er sich dem Bereich A nähert, erscheint das Textfeld mit dem Hinweis zum fehlenden Fluchtwegschild. Im nächsten Schritt ließe sich etwa der Installateur zur Beseitigung des Mängels beauftragen.

Der Innenraum im Panorama

Das Herzstück der Lösung ist ein Trolley – ein per Hand geschobener Wagen, der Innenräume kartographiert. Dazu schiebt ein Mitarbeiter der Telekom den Trolley durch die Werkshalle und Laserscanner erfassen dabei die Geometrie des Raums. Hochauflösende Kameras schießen Panorama-Fotos von der Umgebung, Sensoren registrieren WLAN- und Bluetooth-Signale. Eine Software überträgt die Daten in eine virtuelle Panoramaansicht und eine 3D-Punktewolke – eine Sammlung von Punkten, die Objekte und Räume dreidimensional abbilden. So entsteht ein zentimetergenauer digitaler Gebäudezwilling, der selbst Details wie Steckdosen, Lichtschalter und Luftschächte abbilden kann. Im Webbrowser können Nutzer das 3D-Modell nach der Eingabe eines Passwortes sehen und bearbeiten. Anwender können an relevanten Punkten, sogenannten Points of Interest (POI), Zusatzinformationen integrieren, etwa Kommentare, Links zu Webseiten oder Bild- und Videodateien. „Mit der Lösung von Navvis erreicht die Innenraumdigitalisierung ganz neue Dimensionen: Sie schafft schneller, präziser und effizienter exakte digitale Abbilder von Räumen, bis zu 3.000 Quadratmetern in der Stunde“, sagt Patrick Eberwein, verantwortlicher Start-up- und Partnermanager bei der Telekom.

Die Telekom bietet die Indoor Digitalisierung seit Anfang 2017 in Zusammenarbeit mit dem Münchener Start-up Navvis an.
Bild: Deutsche Telekom AG

Vielfältige Möglichkeiten

Mit der Indoor Digitalisierung lassen sich viele Aufgaben meistern: Betriebe können Innenräume sehr präzise vermessen, papierbasierte Grundrisse werden überflüssig. Mit der Lösung können Unternehmen außerdem den Baufortschritt dokumentieren. Dafür wird das Gebäude in den verschiedenen Bauphasen erfasst. Die generierten 3D-Modelle lassen sich übereinanderlegen und mit den ursprünglichen Plänen vergleichen. So können sie die bauliche Veränderung digital verfolgen – mit wesentlich weniger Aufwand im Vergleich zu wiederholten Vor-Ort-Besuchen. Das Leistungsspektrum der Telekom ist weitreichender als die reine Vermessung. Neben dem Scan der Räume übernimmt die Telekom auf Wunsch auch vorab die Projektplanung, die Visualisierung, die Datenaufbereitung in der Webanwendung und das Datenhosting in der eigenen Cloud. Um Bedenken hinsichtlich der Nutzung zu zerstreuen, betreibt das deutsche Unternehmen die Anwendung ausschließlich in eigenen zertifizierten Rechenzentren in Deutschland und unterliegt damit den deutschen Datenschutzregelungen.