IoT-Techniktrends 2017

Die Zukunft der vernetzten Dinge

Der Trend zur Vernetzung der Industrie wird sich im Jahr 2017 wohl weiter fortsetzen. Für Fertigungsbetriebe ist nun die richtige Zeit IoT-Technologie in das operative Tagesgeschäft zu integrieren. Dabei bewegt sich die noch recht junge Technik stetig weiter – über die Toptrends des Jahres berichtet dieser Beitrag.



Dr. Joseph Reger, Fujitsu Fellow und Chief Technology Officer EMEIA bei Fujitsu.
Bild: Fujitsu B.V.

Viel ist über IoT gesagt und geschrieben worden – und stets klang es wie eine Prognose oder eine Zukunftsvision. Obwohl IoT-Anwendungen schon heute disruptive Wirkungen in Unternehmen über alle Branchen hinweg entfalten. Die Technologien sind größtenteils einsatzbereit. Deshalb dürfte der Fokus der digitalen Transformation in diesem Jahr bei vielen Unternehmen nicht mehr nur auf einer effizienteren Gestaltung der Geschäftsprozesse liegen. Nun geht es darum, verwertbare Erkenntnisse aus der riesigen Datenmenge zu ziehen und daraus Maßnahmen abzuleiten. Ein Beispiel hierfür ist das Asset-Management, bei dem Hersteller ihre Lagerbestände genau überwachen und den Zeitaufwand hierfür um rund 30 Prozent verringern können. Auch die Verlustquote durch ‚unauffindbare‘ Lagerbestände lässt sich oft um knapp ein Drittel reduzieren. Flugzeughersteller setzen hierfür vor allem RFID-Technik ein, um das Lifecycle-Management von Komponenten zu vereinfachen. Im Jahr 2017 werden IoT-Technologien vielerorts zur Selbstverständlichkeit. IoT-Technik könnte sogar über die Handlungsfähigkeit eines Unternehmens im digitalen Zeitalter entscheiden.

Mehr vernetzen und weniger optimieren

Immer mehr Hersteller entwickeln sich von reinen Produzenten zu Anbietern von vernetzten Produkten mit passenden Dienstleistungen. Daraus erwachsen jedoch nicht nur Chancen, sondern auch Herausforderungen. Unternehmen müssen nun zu einem Geschäftsmodell wechseln, das über den Produktverkauf hinausgeht und auch Aspekte rund um den Einsatz ihrer Angebote berücksichtigt und integriert. Genau das ist bereits in der Luftfahrt-Branche geschehen: Bei Motoren beziehungsweise Triebwerken ist nicht deren Besitz, sondern ihre Nutzung entscheidend für den Ertrag des Anbieters. IoT-Technik macht die digitale Transformation möglich, aber die Umstellung muss das Unternehmen mit seinen eigenen Ressourcen bewältigen. Neu ist dabei, dass der Wert eines Produktes auch vom Funktionieren einer Software abhängt – über den gesamten Lebenszyklus hinweg, der Management erfordert. Diese Herausforderung wird oft unterschätzt. Bislang kam es darauf an, ein Produkt herzustellen und zu vertreiben, wobei in der Regel die Vertriebsnetze oder Händlerorganisationen zwischengeschaltet waren. Auch ein Großteil der Wartungs- und Supportprozesse liefen physisch ab. Das Lifecycle-Management einer Kombination aus Produkt und Software hebt sich deutlich von gewohnten Methoden ab. Wer also über die bisherigen Standards und Prozesse nicht hinauskommt, wird den neuen Anforderungen in Punkto Services oder Sicherheit höchstwahrscheinlich nicht gerecht werden können. Die Methoden und Prozesse aus der Produktion können nicht einfach auf Services übertragen werden. Es bedarf sehr unterschiedlicher Strategien und Kompetenzen. Dabei bietet IoT-Technik immerhin die notwendige Struktur, damit Hersteller auf Servicemodelle umstellen können.

‚Hypervernetzte‘ Kundenbeziehungen

Digital angebundene Produkte eröffnen Herstellern die Chance, die Beziehungen zu Bestandskunden zu intensivieren und neue Kunden mit attraktiven Serviceangeboten zu umwerben. Es können neue Ertragsmodelle entstehen und gleichzeitig die Kundenloyalität verbessert werden. In der Vergangenheit trennten Produzent und Endverbraucher mindestens die verschiedenen Vertriebskanäle. Und auch jetzt ist die Landschaft mit ihren vielen Einzellösungen noch sehr unübersichtlich – vor allem ohne eine durchgehende Vernetzung oder Integration durch assoziierte oder syndizierte Beziehungsgeflechte. Hier können IoT-Technologien Unterstützung bieten und derartige Beziehungen aufbauen helfen. Das setzt jedoch voraus, dass Unternehmen ihre neuen Kundenbeziehungen auch verwalten können. Nicht zuletzt deshalb gehören IoT-Technik und anspruchsvolle Datenauswertung zusammen. Es geht darum, analysebasierte Handlungsimpulse in konkrete Strategien und Maßnahmen umsetzen zu können.

Ansätze für IoT-Sicherheit

Um IoT-Lösungen abzusichern, muss neuen und sehr unterschiedlichen Bedrohungen begegnet werden. Das betrifft insbesondere die traditionellen IT-Implementierungen und Faktoren wie Edge-Computing oder die Lebensdauer von Batterien. Dabei ist es im Einzelfall zu klären, wer überhaupt für die Sicherheit von Produkten und Geräten verantwortlich ist. Einige vertreten die Ansicht, Sicherheit sollte bereits bei der Entwicklung und Produktion von IoT-Komponenten implementiert werden. In der Realität spielen jedoch Sicherheitsaspekte derzeit häufig noch nicht die Rolle, die ihnen zukommen sollte – und viele Lösungen sind eher nachträglich aufgesetzt und schlimmstenfalls Stückwerk. Das wird jedoch nicht reichen und ist vielfach in der Praxis gar nicht umsetzbar. Deshalb brauchen IoT-Lösungen integrierte Sicherheitsfeatures. Es ist davon auszugehen, dass viele Komponenten einer IoT-Lösung in dieser Hinsicht ein potenzielles Risiko darstellen werden. Zwar können Verschlüsselungstechnologien helfen, aber eine umfassende ‚Encrypt-all‘-Strategie wird nicht funktionieren. Letzten Endes müssen die Sicherheitsmechanismen in einem Ende-zu-Ende-Konzept eingebettet sein – einschließlich neuer Technologien und auch einiger weiterer Herausforderungen. Schon im laufenden Jahr wird der Sicherheit von den maßgeblichen Akteuren deutlich mehr Gewicht beigemessen werden. Die betroffenen Branchen, insbesondere aber Systemintegratoren und Netzwerkbetreiber, werden sich intensiv mit dem Thema befassen. Es ist damit zu rechnen, dass sehr schnell ganzheitliche Ansätze für IoT-Lösungen gefunden und entwickelt werden und somit die Sicherheit nicht mehr länger durchs Raster fällt.