Management-Plattformen

Die Infrastruktur im Blick behalten

Digitalisierung, IoT, Ethernet und Cloud Computing bergen ein Potenzial für die Industrie. Doch mit steigender Effizienz und Agilität wird die IT-Landschaft immer komplexer – Risiken nehmen zu. Management-Plattformen können helfen, IT-Infrastrukturen zu überblicken, Veränderungen zu planen und Prozesse zu optimieren.

Bild: ©Tatyana A. - tataks/stock.adobe.com
Bild: ©Tatyana A. – tataks/stock.adobe.com

IT-Infrastruktur durchdringt heute den Großteil der Welt und mit ihr die meisten Wertschöpfungsketten. So könnten laut Analysen des Marktforschungsunternehmens Gartner bald mehr als 50 Prozent der von Organisationen generierten Daten außerhalb der eigenen Rechenzentren erstellt und verarbeitet werden. In diesem komplexen System stellt jeder Datentransfer eine Herausforderung für die IT-Plattform dar: Silos, traditionelles Storage-Management, Legacy-Infrastruktur und Compliance-Anforderungen treffen auf exponentielles Datenwachstum.

Infrastrukturelle Herausforderungen

Der Industrie bietet die Digitalisierung auf der einen Seite neues wirtschaftliches Potenzial, auf der anderen Seite steigen dadurch ihre organisatorischen Herausforderungen. Schließlich muss die IT-Infrastruktur auch in den Werkshallen lernen, viele gegensätzliche Anforderungen zu erfüllen und dabei schnell und wirtschaftlich, flexibel und stabil, offen und sicher arbeiten. Mit den gängigen Tools, Abläufen und Paradigmen ist es oft nicht mehr möglich, die Herausforderungen des IT-Infrastruktur-Managements zu bewältigen. Dazu zählen:

Aktiv & passiv: Während sich aktive Komponenten scannen und managen lassen, sind passive Komponenten non-responsive. IT-Organisationen bleibt oft nur die Möglichkeit, über eine gute Dokumentation in Kombination mit stringenten Prozessen vor der Welle zu schwimmen. Das ganzheitliche Management aus aktiv und passiv mit Übergabepunkten, Prozessen, dem Lifecycle und der Dokumentation ist erfolgskritisch. Heterogenität & Veränderung: Unterschiedliche Devices bedeuten unterschiedliche Technologien, Hersteller und Lieferanten. Wollen Unternehmen eine Single-Sourcing-Strategie fahren, müssen sie daher wissen, welche Assets wo im Einsatz sind, in welchen Wellen sie ersetzt werden können und wie der Projektplan gestaltet werden muss. Ohne den Zugriff auf alle Daten gibt es keine sinnvolle Lösung. Dies gilt auch im Falle einer Diversifikation der Lieferantenlandschaft mit schrittweisen Rollouts neuer Technologien. Hardware & Cloud: Heterogenen und komplexe Strukturen machen es oft schwierig, Infrastruktur-Assets zu lokalisieren und zu steuern. Dies wird durch den Einsatz der Cloud noch einmal verschärft. Schließlich zersplittert auch hier die Provider-Landschaft – Preismodelle, proprietäre Management-Tools und regionale Regularien sorgen für zusätzlichen Overhead.

Industrie & Sicherheit: Wegen zunehmender Angriffe werden Lösungen für Access Control und Security immer wichtiger. Lasersperren, Zutrittsschlösser und Kameras sind jedoch auch IT-Devices und Netzwerk-Endpoints, die selbst im Kreuzfeuer stehen können – mit besonderen Herausforderungen für die Kompartmentalisierung. Denn nicht jeder IT-Mitarbeiter darf auf alle Geräte und Daten zugreifen. Zwar muss einsehbar sein, dass ein Port gepatcht ist, Details dieser Connectivity sind aber sehr sensibel und machen Devices angreifbar. Der Grat zwischen Sichtbarkeit und Abschottung ist schmal. Industrial & Ethernet: Industrial Ethernet bringt einige Vorteile, etwa die direkte Kommunikation mit dem Backbone und die Standardisierung. Zudem ebnet die Technologie den Weg in die Cloud für Fernwartung, smarte Devices und IoT. Somit steht auch die Fertigung vor den gleichen Herausforderungen wie die Office-IT: den Zoo an Systemen zu managen, der sich permanent und schneller verändert, ohne die Vorteile der alten Welt aufzugeben. Auch hier kommt es umso mehr darauf an, Informationen über die IT-Infrastruktur aktuell zu halten, um Changes umzusetzen. Industrie & Erneuerung: Ältere Geräte sind angreifbarer, werden aber aufgrund von Klaskaden-Effekten in der Fertigungsteuerung oft nicht erneuert. Kleine Veränderungen können große Folgen in der Produktionskette und Nacharbeiten nach sich ziehen, bis beispielsweise Fertigungstoleranzen und Ausschussraten nach einem Austausch wieder in akzeptablen Grenzen sind. Sind BIOS, Betriebssysteme oder Sicherheits-Tools jedoch veraltet, erhöht sich die Angreifbarkeit.

Industrie & Standorte: Eine moderne Fertigung ist selten an einem Ort konsolidiert, sondern global nach Kosten und Kompetenzen optimiert. Dabei sollte die IT-Infrastruktur möglichst überall nach ähnlichen Prozessen geplant und gemanagt werden – trotz lokaler Adaptionen der Abläufe. Das Ziel dahinter: Den übergeordneten und abstrahierten Prozess so einheitlich wie möglich in die Fläche zu tragen.

In der IT-Infrastruktur kommt es somit darauf an, Veränderungen möglichst effizient und schnell zu managen. Ohne eine holistische Perspektive von den passiven Komponenten bis in die Cloud ist dies jedoch nicht möglich. Wichtig ist es, die IT-Infrastruktur Ende-zu-Ende zu dokumentieren, also die Lücken zwischen den Sichten der spezialisierten Best-of-Breed-Tools auf ihren relevanten Ausschnitt – wie etwa das Management der IoT-Devices oder der virtuellen Maschinen – zu schließen. Dies erreicht vielleicht nicht immer in die maximale Tiefe, aber er visualisiert die Assets und ihre Abhängigkeiten untereinander.

Fehler schneller erkennen

Diese einheitliche Planungsfunktionalität auf Basis der Assets ermöglicht, dass Veränderungen bis zu einem gewissen Detailgrad antizipiert und ihre Auswirkungen bestimmt werden können. Angesichts der Möglichkeiten gehen Unternehmen jedoch vermehrt dazu über, auch die Kontrolle über die Veränderungsprozesse zu integrieren. So können sie übergreifend Aufgaben zuweisen, den Status der Aufträge verfolgen und Rückmeldungen konsolidieren. Zudem lassen sich durch die Darstellung der Abhängigkeiten Fehler schneller erkennen, analysieren und beseitigen.

Chancen und Risiken

Für Industrieunternehmen geht es um eine sinnvolle Ausbalancierung von Chancen und Risiken. Sind Komponenten nicht auf aktuellem Stand, drohen mehr Cyber-Angriffe. Mit einer stringenteren Erfassung des Ist-Zustands über eine Datenplattform können Veränderungen geplant und mit einheitlichen Management-Prozessen umgesetzt werden.


Vorteile eines einheitlichen IT-Infrastruktur-Managements
  • Alle Bereiche der IT-Infrastruktur können überblickt werden. Per Reporting lassen sich Trends und kritische Veränderungen früh erkennen. So sind bessere, wissensbasierte Entscheidungen und Planungen möglich.
  • Die Zufriedenheit der Nutzer steigt durch höhere Performance, beschleunigte Bereitstellungen, die zuverlässige Umsetzung von Veränderungen und kürzere Ausfallzeiten.
  • Die IT-Infrastruktur wird durch die Dokumentation aller IT-Komponenten in einem zentralen Datenmodell transparent dargestellt, Beziehungen und Abhängigkeiten werden sichtbar. Fehlerzustände lassen sich schneller und zuverlässiger beheben.
  • Mit einem durchgängigen Prozess-Management steigt die Effizienz der IT-Abläufe an allen Standorten. Zudem ermöglicht ein Kapazitäts- und Lizenzmanagement, dass die vorhandenen Ressourcen besser genutzt werden können.
  • Insellösungen und somit auch Datensynchronisation fallen durch den Einsatz eine Plattform weg. Die Dokumentationsqualität, Prozesse werden optimiert, und mehr IT-Automation ist möglich.





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