5G eine Chance geben

Viel Potenzial aber kein Wundermittel

Echtzeit-Tracking von Objekten ist eine Paradedisziplin für 5G-Technologie. (Bild: ©gyn9037/shutterstock.com)
Echtzeit-Tracking von Objekten ist eine Paradedisziplin für 5G-Technologie. (Bild: ©gyn9037/shutterstock.com)

Ausschuss vermeiden

An dieser Stelle lohnt sich ein Blick auf ein Experiment des Unternehmens Ericsson, einem der weltweit größten Anbieter für 5G-Ausrüstung. Das Unternehmen führte gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie in Deutschland einen Test in einer Anlage für die Herstellung so genannter Blisks (Bladed Disk, beschaufelte Scheiben) für Flugzeugturbinen durch. Diese großen Komponenten werden in einem bis zu 20 Stunden langen Fräsverfahren hergestellt, bei dem das Metall extrem präzise zugeschnitten werden muss. Die Fehlerrate bei diesem Verfahren ist mit bis zu 25 Prozent sehr hoch und durch Abweichungen bedingt, die aufgrund kleinster Vibrationen des Werkstücks entstehen. Allerdings werden Fehler meist erst gegen Ende des Verfahrens entdeckt. Durch den Einsatz von 5G-Sensoren, wurde die Fehlerrate auf 15 Prozent gesenkt. Es war möglich, Daten in weniger als einer Millisekunde zu übermitteln, somit wurden Fehler in einem Ausmaß aufgespürt und verhindert, der beim Einsatz anderer Methoden der drahtlosen Kommunikation nicht erreicht werden könnte. „Bei einer Latenzzeit von einer Millisekunde sieht man, ob irgendwo im Verfahren eine Abweichung auftritt, noch bevor das Werkzeug tatsächlich auf das Werkstück trifft, und der Bediener kann die Maschine stoppen, bevor der Fehler passiert“, sagt ? sa Tamsons, leitender Vizepräsident bei Ericsson. Die Reduktion der Fehlerrate senkte die Gesamt-Produktionskosten pro Blisk um 3.600 Euro. Es sollte jedoch nicht vergessen werden, dass nicht alle Effizienz-Probleme in unseren Herstellungsanlagen durch 5G alleine zu lösen sind. Hersteller müssen bereit sein, in die Aufrüstung von Infrastruktur zu investieren – denn frühe Nutzer werden bei der Nachrüstung bestehender Anlagen und Netzwerke mit 5G-Komponenten im Zusammenhang mit technischer Unterstützung vor Herausforderungen stehen. Dies wird nicht nur eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema Obsoleszenzmanagement erfordern, sondern auch Anstrengungen, um sicherzustellen, dass Anlagen weiterhin Produktivitätszuwächse ermöglichen, ohne dass dafür die ganze Fabrik und die gesamte Ausrüstung überholt werden müssen.

Eine Chance geben

Zweifelsohne wird 5G die Fertigungsbranche revolutionieren. Doch es ist wichtig, dass Hersteller verstehen, dass auch diese Technologie kein Wundermittel ist, das alle Probleme im Zusammenhang mit Produktivität auf einen Schlag löst. Dazu ist nach wie vor sorgfältiges Obsoleszenzmanagement, die selektive Aufrüstung von Infrastrukturkomponenten und die Bereitschaft nötig, die Fähigkeiten dieser neuen Technologie in verschiedensten Anwendungsmöglichkeiten auszuloten.