Beitrag drucken

Electronic Paper Displays für Fabriken

Vom Shop auf den Shopfloor

Ob Druckerprobleme, lange Laufwege zur Verteilung von Dokumenten, kaum lesbare Notizen oder fehlende Begleitpapiere – Papier-basierte Abläufe in der Fertigung können eine potenzielle Fehlerquelle sein und zeitlichen Aufwand und Kosten verursachen. Eine Lösung sind Electronic Paper Displays (EPD).

(Bild: ©Wosunan/stock.adobe.com)

(Bild: ©Wosunan/stock.adobe.com)

Electronic-Paper-Anwendungen sind etwa aus Supermärkten bekannt, wo sie als digitale Preisschilder fungieren. Während frühere Modelle noch mit LC-Displays ausgestattet waren, verfügen weiterentwickelte Geräte mit E-Paper-Technologie über Funkmodule sowie lange Batterielaufzeiten.

Informationsbasiert steuern

In der Fertigung werden Electronic-Paper-Displays (EPD) zur Digitalisierung von Produktions- und Logistikprozessen eingesetzt. Sie sollen helfen, Prozesse effizienter und flexibler zu machen. Verfügbar sind Applikationen zur Beschriftung von Lagersystemen und Behältern in der Materialbereitstellung und Kommissionierung, digitale Auftrags- und Warenbegleitkarten, Displays zur Unterstützung von Montageaktivitäten sowie zur Anzeige von Arbeitsplatz- und Maschineninformationen. Typische Größen der Geräte liegen zwischen 2,6 und 5,8″ bei digitalen Begleitkarten für größere Ladungsträger. Die Anwendungen tragen zur informationsbasierten Steuerung von Prozessen bei. So zeigen EPD-Systeme etwa den nächsten Arbeitsschritt oder das nächste Teil einer Stückliste an. Neben Artikel- und Auftragsnummer sowie Mengen- und Termininformationen können zusätzliche Daten per Bar- oder QR-Code abgerufen werden. Ist ein Prozessschritt beendet, wird die Anzeige automatisch aktualisiert. Auch können Änderungen während der laufenden Bearbeitung dargestellt werden, etwa wenn Ettikettenbeschriftungen angepasst oder Aufträge vorgezogen werden müssen.

Der Bedarf nach sinnstiftender Etikettierung ist in Ladengeschäften und Fabriken gleichermaßen hoch. (Bild: ©zapp2photo/stock.adobe.com)

Der Bedarf nach sinnstiftender Etikettierung ist in Ladengeschäften und Fabriken gleichermaßen hoch. (Bild: ©zapp2photo/stock.adobe.com)

Material-Suchzeiten reduzieren

In einem Kundenprojekt von Trebing + Himstedt wurde ein EPD-gestütztes Pick-by-Light System umgesetzt, welches Mitarbeiter in der Montage bei der Kommissionierung unterstützt. Sobald ein Auftrag im Manufacturing Execution System (MES) markiert wird, erzeugen alle Kleinladungsträger mit Material für den ausgewählten Auftrag ein LED-Lichtsignal. Dies spart Zeit beim beim Suchen auftragsbezogener Komponenten. Auf diese Weise können auch in anderen Bereichen gesuchte Objekte schnell lokalisiert und bearbeitet werden.

Die Funktionsweise

Die Funktionsweise aktueller EPD-Systeme gestaltet sich dabei wie folgt (siehe Grafik). Über ein Webinterface wird auf den EPD-Server zugegriffen und das System gesteuert. Der Server kommuniziert über ein Gateway mit den Displays und kann über eine Funkverbindung (WLAN) Daten übertragen und abfragen. Im Webinterface wird das konfigurierbare Label-Design mit den anzuzeigenden Daten verknüpft. Diese Daten können über System-Schnittstellen (APIs) direkt aus Datenbanken von Drittsystemen generiert werden, was automatische Anzeigeänderungen ermöglicht. Alternativ können Daten in einem Austauschformat, wie etwa einer CSV-Datei, gespeichert und auf den Server hochgeladen werden.

Auch als Cloud-Variante

EPD-Systeme werden zur standortunabhängigen Verwaltung auch in der Cloud angeboten, welche dann mit Drittsystemen wie etwa einer MES-Software On-Prem oder ebenfalls in der Cloud (Cloud2Cloud) integriert werden.

Typische Funktionsweise von Electronic Paper Display (EPD)-Systemen (Bild: Trebing & Himstedt Prozeßautomation)

Typische Funktionsweise von Electronic Paper Display (EPD)-Systemen (Bild: Trebing & Himstedt Prozeßautomation)

Anschaffungskosten gesunken

Wegen der zunehmenden Marktdurchdringung und Massenfertigung von EPD-Lösungen sind die Anschaffungskosten in den vergangenen Jahren gesunken. Der Wechsel von Papier zu EPD-basierter Informationsdarstellung bietet hier verschiedene Optimierungspotenziale. So sind papierbasierte Prozesse nicht miteinander gekoppelt. Auch wird der Zeitaufwand für das Handling von Papier oft unterschätzt oder ist nicht bekannt. Allein dadurch, dass Informationen nicht mehr gedruckt, verteilt oder gesucht werden müssen, ergeben sich kurze Amortisationszeiten für EPD-Systeme. Auch Fehlerquellen und Durchlaufzeiten können reduziert werden.

Batterie hält mehrere Jahre

EPD-Systeme haben zudem einen geringen Energieverbrauch. Bei durchschnittlich drei bis vier Aktualisierungen pro Tag beträgt die Laufzeit der Batterie oft mehrere Jahre. Im Gegensatz zu Papieretiketten können sie beliebig oft beschrieben werden. Durch die mehrfache Anwendung bei geringen Energiekosten sind sie von der Nutzung her nachhaltig.


Das könnte Sie auch interessieren:

Der Automatisierer Siemens hat eine Infrastruktur für private industrielle 5G-Netze vorgestellt. Das Paket mit Fokus auf Automatisierungsanwendungen besteht aus einem 5G-Core und einem Funkzugangsnetz, das die Central Unit, die Distributed Unit und die Radio Units beinhaltet. Die 5G-Scalance-Router von Siemens sind mit dem Paket kompatibel.‣ weiterlesen

1988 gründen Andreas Melkus, Theodor Kusejko und Marianne Kusejko Sigmatek und bringen eine Steuerung für den Maschinenbau und die Robotik auf den Markt. 35 Jahre später umfasst das Produktspektrum neben Steuerung und I/Os auch Visualisierung, Antriebstechnik und Safety.‣ weiterlesen

Ein neues Software-Framework soll Unternehmen die Abnahme bzw. Auditierung von KI- Anwendungen erleichtern. Das Framework erarbeiten das Fraunhofer IPA und das Institut für Industrielle Fertigung und Fabrikbetrieb IFF der Universität Stuttgart gemeinsam im Forschungsprojekt ’AIQualify’ der Forschungsgemeinschaft Qualität.‣ weiterlesen

Mit Gavin Moore hat der Cloud- und Daten-Spezialist NetApp einen neuen Vice President sowie CTO für die Regionen EMEA und LATAM. Er berichtet an Giovanna Sangiorgi.‣ weiterlesen

AM-Experten aus dem Maschinenbau verstärken Fachbeirat der Rapid.Tech 3D. Die Veranstaltung findet 2024 zum 20. Mal statt.‣ weiterlesen

KI-Use Cases in der Smart Factory setzen meist individuelle Projektierungen voraus. Jetzt hat MES-Hersteller MPDV die AI Suite vorgestellt. Darin sind acht KI-Standardanwendungen für die Fertigungs-IT Hydra und Fedra enthalten, mit denen sich etwa Ausschuss reduzieren, Rüstzeiten optimieren oder die Produktqualität prognostizieren lassen.‣ weiterlesen

Zum zweiten Mal in Folge wurde die Marke von weltweit 500.000 neu installierten Industrie-Robotern übertroffen. Für das laufende Jahr prognostiziert die International Federation of Robotics ein erneutes Plus von 590.000 Einheiten.‣ weiterlesen

Im Rahmen einer Partnerschaft zwischen TeamViewer und Ivanti wird die Ivanti-Software Neurons for Mobile Device Management (MDM) in TeamViewers Angebot für Remote Monitoring and Management integriert.‣ weiterlesen

An zwei Terminen im Oktober können sich Interessierte auf den Proxia XI Days über den Einsatz und die damit verbundenen Möglichkeiten von Manufacturing Execution Systems informieren.‣ weiterlesen

Infineon leitet das europäisches Forschungsprojekt EECONE, das Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft in der Elektronikindustrie fördern soll. Insgesamt sind 49 Partner beteiligt.‣ weiterlesen