Middleware Indigo von Emocean

Vertikaler Datentausch in Echtzeit

Das deutsche Startup Emocean hat die Middleware-Plattform Indigo auf den Markt gebracht. Über die Lösung sollen Maschinen jeden Alters und Anwendungen in Echtzeit miteinander sprechen können.

Bild: ©Zapp2Photo/istockphoto.com
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Am Anfang stand eine Marktlücke im Segment Automation Control und Analytics, die Philipp Kirschenhofer, Mitgründer des Münchner Startups Emocean erkannt hat: „Messaging-Plattformen für den systemübergreifenden Datenaustausch zwischen Maschinen, Komponenten und Anwendungen in der Smart Factory gibt es zuhauf. Doch ein Problem teilen sie alle: Der Datenzugriff erfolgt nicht in Echtzeit.“ Bereits kurze Zeitverzögerungen können durchaus Probleme verursachen, wenn etwa Sensordaten nicht aktuell ausgelesen werden können. Außerdem ist diese Echtzeitfähigkeit vertikaler Datentransfers erforderlich, um Anweisungen und Korrekturen aus angebundenen KI-Anwendungen steuernd in den laufenden Produktionsprozess einzugeben. Gemeinsam mit Micheal Schwarz, Jesse Luo und Robert Schachner sowie einem Team aus Software-Spezialisten entwickelt das Unternehmen die Plattform Indigo. Sie ermöglicht es, Daten in Echtzeit in einem systemübergreifenden Modell abzubilden, um einen synchronisierten und verteilten Datenzugriff zu ermöglichen. Die Plattform kann Hardware beliebiger Hersteller adaptieren und skaliert von kleinen Embedded-Controllern bis zu übergeordneten Cloud-Services.

Neue Denkmuster gefordert

Heterogene Strukturen und veraltete Kommunikationsprotokolle in den Werkhallen erschweren oft die Digitalisierung der Fertigungsprozesse. Hier soll Indigo als Bindeglied zwischen OT und IT eine kostengünstige und schnell integrierbare Lösung bereitstellen. Unabhängig von der eingesetzten Hard- und Software standardisiert die Plattform Daten in einer semantischen Struktur und abstrahiert die darunterliegende Hardware. Dadurch entsteht ein sogenannter digitaler Zwilling, also ein IT-seitiges Abbild der angebundenen Maschine. Neben der eigentlichen Middleware selbst beinhaltet das Angebot des IT-Unternehmens eine umfassende Beratung zu den passenden Integrationen, Lizenzen und Sonderlösungen.

Erste Projekte laufen bereits

Der französische Automobilzulieferer Saint Jean Industries kam bereits mit dem Ziel auf Emocean zu, die Fertigungsprozesse im Werk weiter zu digitalisieren. Das Unternehmen fertigt Fahrwerks- und Strukturbauteile aus Aluminium und hatte zuvor nur die neu angeschafften Anlagen vernetzt. „Wir hätten nie gedacht, dass es so einfach möglich ist, Daten aus unseren bestehenden Fertigungsanlagen und Maschinen zu generieren und semantisch aufzubereiten“, sagt Saint-Jean-Geschäftsführer Emile di Serio. Durch den Einsatz der Plattform konnte das Unternehmen auch die betagten Maschinen anbinden, um die erfassten Daten etwa für Qualitätsinitiativen zu nutzen.