Fertigungsplattformen

Services zur Lösung verschweißt

MES-Softwares sind entscheidende Instrumente am Weg zur vernetzten Fertigung, indem sie Produktionsprozesse stabil digital abbilden. Heute rücken integrative Fertigungspattformen mit dem Versprechen in den Vordergrund, die vertikale und horizontale Integration ressourcenschonend wie nie zu ermöglichen.

 (Bild: ©Thomas/stock.adobe.com)
(Bild: ©Thomas/stock.adobe.com)

F ür die Experten des VDMA (Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau) steht außer Frage, dass ein verschärfter Wettbewerb auf internationalem Parkett eine kontinuierliche Optimierung der Wertschöpfungsprozesse erfordert. MES-Lösungen seien dabei wichtige Werkzeuge auf dem Weg zu einer Smart Factory und zur vernetzten Fertigung, heißt es in dem VDMA-Papier mit dem Titel ‚Mehrwert durch Software‘. Sie werden zu einem zentralen Dreh- und Angelpunkt in der Fertigung und können dadurch gesamtheitliche Prozesse abbilden und optimieren. Und doch ringen Softwaresysteme, Technologien und Anwendungen um ihren Platz in der Wertschöpfungskette. Viele Anwender suchen nach standardisierten Best-of-Breed-Lösungen, die sich schnell ausrollen lassen. Hier können Fertigungsplattformen unterstützen.

Orchestrierte MES-Services

MES-Systeme müssen sich nach außen öffnen, denn die Prozesse in den Fabriken werden flexibler, die Zahl der IIoT-Geräte wächst und der Datentausch nur über Schnittstellen ist kaum noch zu bewältigen. Einige MES-Anbieter ermöglichen daher zunehmend individuelle Integrationen der angebotenen MES-Services. Eine Fertigungsplattform ist dafür zuständig, diese Komponenten zusammenzuführen und zu orchestrieren. In der Studie ‚Plattformökonomie im Maschinenbau‘ des VDMA, Deutscher Messe und Roland Berger heißt es: „In Verbindung mit IoT-Technologien bieten digitale Plattformen die Möglichkeit, Maschinen und Anlagen zu vernetzen und digitale Services mit Skaleneffekten zu nutzen.“ Unternehmen sollten darauf achten, möglichst viel Standard-Software und -technologien einzusetzen, um einerseits die Inbetriebnahme zu beschleunigen und andererseits die Austauschbarkeit von Komponenten aufrecht zu erhalten, um einem Vendor-Lockin vorzubeugen.

Integration als Ziel

Eine Fertigungsplattform sollte demnach die vertikale und horizontale Integrationen so ressourcenschonend wie möglich unterstützen. Daraus resultieren neue Möglichkeiten bezüglich der Anwender-Toolchains samt dazugehörigem Optimierungspotenzial. Ein Beispiel ist die Möglichkeit zur Echtzeitintegration von Daten und Funktionen, die MES-Anbieter Industrie Informatik in seine Fertigungsplattform Cronetworld eingebaut hat. Sie dient der Zusammenführung und Orchestrierung der produktionsrelevanten Softwaresysteme, Technologien und Anwendungen. Voraussetzung dafür ist ein systemübergreifend einheitliches User Interface und offene Schnittstellen zur Anbindung weiterer Systeme.

Prozesse nachvollziehen

Dies Grundlage einer Fertigungsplattform bilden die verwendeten Basistechnologien. Während das MES mit Standard-Funktionalitäten und bewährten Datenstrukturen für Stabilität sorgt, werden meist neue Technologien und Anwendungen benötigt, um bisherige Einschränkungen bei Systemintegrationen zu beseitigen. Industrie Informatik hat dafür den sogenannten Service Bus als Basis für Systemanbindungen. Diese Technologie ist sowohl für die horizontale Integration, etwa die Kommunikation mit einem PLM-System, ausgelegt, als auch für die vertikale Integration von OPC-UA-Devices, SPSen, MQTT- und Edge-Funktionen. Da das MES seine Rolle als Dirigent behält, sollen Prozesse auch über Systeme hinweg nachvollziehbar bleiben – inklusive Steuerungs- und Monitoring-Möglichkeiten.

Individualität und Standard

Auch das Wechselspiel zwischen Standard-Software und Individualisierungsmöglichkeiten ist wichtig. Indem Standard-Funktionen in Services zerlegt werden, die sich mit anderen Services kombinieren lassen, können Firmen sehr individuelle Lösungen gestalten. Hier rücken zunehmend sogenannte LowCode/NoCode-Technologien ins Licht, die in der IT-Welt bereits seit längerem eingesetzt werden. Dieser Ansatz erlaubt es Systemanwendern mit geringeren Entwickler-Fähigkeiten, spezifische Applikationen zu entwickeln. Um diese Option in eigenen MES anzubieten, arbeitet Industrie Informatik mit SIB Visions zusammen: „Unsere VisionX Low Code-Plattform ermöglicht die flexible Erweiterung, Individualisierung und Integration der Fertigungsplattform ‚Cronetworld‘ in einer bestehenden Systemlandschaft“, sagt Roland Hörmann, CEO des LowCode-Plattform-Anbieters. „User können Web- und native mobile Applikationen erstellen, welche Excel Sheets, manuelle Prozesse und Dateneingaben ersetzen, oder bestehende Systeme standortübergreifend verbinden, Dashboards erstellen oder Use Case-spezifische Formulare statt komplexer ERP-System-Masken bereitstellen. Die Möglichkeiten sind schier unbegrenzt. All das kann von IT-affinen Mitarbeitern erledigt werden, ohne auf erfahrene Softwareentwickler zurückgreifen zu müssen“, so Hörmann weiter. Wenn sich individuelle Anforderungen an die Werks-IT mit NoCode lösen lassen, verspricht das einen massives Effekt bei künftigen Implementierungsgeschwindigkeiten.