Mit Extended Warehouse Management und Transportation Management bietet SAP neue Tools für die Logistik an. Doch wann lohnt sich ein Wechsel und welche Vorteile bieten EWM und TM im Vergleich zu ihren Vorgängern?
Lange hat SAP in der Logistik an der Lagerverwaltung WM und an LE-TRA für die Transportabwicklung festgehalten. Nun laufen beide Systeme langsam aus und mit der Einführung von SAP S/4Hana lohnt sich ein Blick auf die Nachfolger Extended Warehouse Management (EWM) und Transportation Management (TM). Mit ihnen will der Walldorfer Softwarekonzern insbesondere klein- und mittelständischen Betrieben eine zeitgemäße Lösung für logistische Prozesse bieten. Und die kommt gerade recht: Schließlich sind KMUs der Wirtschafts- und Beschäftigungsmotor des Landes und die Logistik ist mit 70.000 Betrieben und einem Umsatz von 293 Milliarden Euro der drittgrößte Wirtschaftsbereich. Damit das auch in Zukunft – und in Zeiten instabiler Lieferketten – so bleibt, bedarf es langfristiger Veränderungen in den Bereichen Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Arbeitsmanagement in New Work.
Steuerung und Durchblick
Mit EWM können Lagervorgänge flexibel gesteuert werden. TM wiederum soll Unternehmen einen Durchblick innerhalb komplexer Abläufe der Frachtplanung und Frachtdurchführung verschaffen. Beide Systeme werden in modularer Form entweder On-Premises oder in der Cloud bereitgestellt. Im Zusammenhang mit SAP S/4Hana sollen sie nicht nur zu effizienteren Prozessen im operativen Geschäft führen, sondern auch schnellere Innovationen in der Lieferkette ermöglichen.
Neue Logik in S/4Hana
Oft beschäftigen sich Unternehmen dann mit EWM und TM, wenn sie über einen Wechsel zu SAP S/4Hana nachdenken. Das ist sinnvoll, da der S/4-Umstieg den Zugang zur sogenannten Embedded-Variante öffnet. Während EWM und TM früher mit eigenen Schnittstellen und in getrennten Systemen geführt werden mussten, sind sie nun automatisch im S/4-Kern integriert und miteinander verbunden. Durch die vereinfachte Handhabung werden die Lösungen auch für Klein- und Mittelständler interessant. Die Neuerungen entsprechen auf den ersten Blick denen in S/4Hana insgesamt: neue Benutzeroberflächen und Apps statt Transaktionen. Benutzer müssen so nicht mehr zwischen einzelnen Aktionen hin- und herwechseln. Zudem sind EWM und TM technologisch komplette Neuentwicklungen gegenüber den Vorgängersystemen. Auch darüber hinaus tut sich etwas. Denn wurden Logistiker die letzten Jahren mit dem Einsatz der Module WM und LE-TRA eher vernachlässigt, kommen nun kontinuierlich Funktionen und Erweiterungen zum Standard hinzu und Unternehmen können auf aktuelle Entwicklungen reagieren. Das bedeutet für Unternehmen auch weniger aufwendige Eigenentwicklungen.
Basic vs. Advanced
Unterschieden wird zwischen der Basic- und der Advanced-Variante. Die Basic-Variante ist ohne Extrakosten in der S/4-Lizenz enthalten und die Funktionen entsprechen in etwa dem alten WM und LE-TRA. Die Advanced-Variante können Unternehmen gesondert lizenzieren. Damit haben sie Zugriff auf das komplette Portfolio – ohne zusätzliche Installation und ohne einen Drittanbieter anbinden oder selbst Funktionen entwickeln zu müssen.
Unter anderem sind in EWM folgende Funktionen enthalten:
• Arbeitsmanagement zur Personal- und Schichtplanung
• MFS-Ansteuerung, um Hochregale und andere Automatikläger direkt anzubinden
• Hofverwaltung / Yard Management
• Lagerkostenabrechnung, mit der bestimmt werden kann, welcher Kunde wie lange gelagert hat und wie oft für wen kommissioniert wurde
• eine engere Verzahnung von Produktion und Logistik, beispielsweise durch bedarfsgerechte Materialanforderungen, den Einsatz von Routenzügen oder Kanban-Prozesse
Der TM-Bereich umfasst:
• frühzeitige, auftragsbasierte Frachtplanung
• Transportcockpit zur Transportplanung (Logistiker können LKWs grafisch auf der Landkarte verfolgen – inklusive Laderaumplanung in 3D)
• Automatisierungs- und Optimierungsfunktionen zur Ressourcen- und Routenplanung
Durch die Neuerungen ist auch die synchrone Verknüpfung von EWM und TM über die Funktion Advanced Shipping and Receiving (ASR) möglich.
Ein Blick in die Zukunft
Beide Tools bieten im Standard viele Optionen auf operativer Ebene, dafür stecken die integrierten analytischen Funktionen inklusive grafischer Darstellung noch in den Kinderschuhen. Es gibt verschiedene kleinere Auswertungsmöglichkeiten, die nicht immer aussagekräftig genug sind. Oft ist es besser, die Daten über CDS-Views an die SAP Analytics Cloud oder SAP BW zu übergeben oder die Lagerprozesse direkt mit Warehouse Insights zu visualisieren. Das schafft die Grundlage für Datenauswertungen in Echtzeit. Verbesserungspotenzial gibt es auch bei Funktionen wie Dock Appointment Scheduling für die Tor- und Rampenplanung und das Yard Management zur Steuerung aller Aktivitäten auf dem Werksgelände. Hier fehlt noch eine einfache und durchgängige Integration, um gerade für KMUs einen unmittelbaren Mehrwert im Prozessablauf zu bieten. Grundsätzlich ist es wünschenswert, dass SAP alle Funktionen weiter vereinfacht und die Benutzerfreundlichkeit erhöht.
Wie implementieren?
Für SAP-Kunden, die EWM und TM einführen möchten, bieten sich zwei Wege an. Entweder zeitversetzt etwa ein halbes Jahr nach dem Umstieg auf S/4Hana oder nach dem ‚Logistics first‘-Ansatz, also losgelöst vor einer S/4-Conversion. Letzteres hat den Vorteil, direkt vom funktionalen Mehrwert zu profitieren und nicht auf den technischen Nutzen der ERP-Lösung warten zu müssen. Im Blick behalten sollte man die geeignete Conversion-Strategie: Beim Brownfield-Ansatz werden die alten Prozesse und Buchungsschritte beibehalten und nur Oberfläche und Applikationen unterscheiden sich vom alten System. Damit sind Unternehmen vor dem Wartungsende 2025 zwar technisch auf der sicheren Seite, verlieren aber funktionale Benefits der neuen Lösungen. Interessanter erscheint hier der Greenfield-Ansatz, mit dem Betriebe Altlasten abwerfen und innovative Funktionen in das Gesamtsystem bringen können. IT-Dienstleister können Unternehmen dabei helfen, eine Roadmap auf Basis der Unternehmensstrategie in der Logistik zu entwickeln und sich schrittweise dem Ziel zu nähern. Bis eine hochperformante Lösung steht, dauert es erfahrungsgemäß bis zu drei Jahre. Aber einmal eingeführt, haben Logistiker Tools an der Hand, die State-of-the-Art sind und viele Vorzüge bieten.
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