MES-Rollout beim Automobilzulieferer Miba

Integrierte Prozesse vom Werk bis ins Büro

 (Bild: Wolfgang Simlinger)
(Bild: Wolfgang Simlinger)

Integration der Prozesse

An erster Stelle stand jedoch die enge Integration der übergreifenden Prozesse zwischen ERP und MES. Ein Beispiel illustriert den Grund für diese Priorität: Lange Produktionsprozesse sorgten in der Vergangenheit für einen hohen WIP (Work-in-Progress) bei Miba, da Warenbewegungen und Lagerbestände zwischen den vielen Arbeitsgängen nicht erfasst wurden. Planer hatten somit nicht den vollen Überblick über das Fertigungsgeschehen. Daraufhin wurde die Auftragsstruktur verkürzt und mehrere Lagerstufen ergänzt. Heute werden Bestände und Warenbewegungen mit Hilfe der Transporte- und Staplersteuerung des MES erfasst und in Echtzeit an die SAP-Anwendung weitergegeben. In Kombination mit der Feinplanung verbesserte sich so die Datenqualität in der Planung und Durchführung der Fertigungsabläufe.

Zuverlässig identifizieren

Eine besondere Herausforderung auf dem Weg zur vollständig transparenten Fertigung stellt außerdem die komplexe Sintertechnologie dar. Nach dem ersten Arbeitsschritt bestehen die produzierten Teile lediglich aus verdichtetem, gepressten Pulver. Um jedes einzelne Sinterteil erfassen zu können, bedurfte es einer Lösung, die das Anbringen und Lesen eines Data-Matrix-Codes (DMC) auf dem Grünling (Sinter Rohling) auch unter sehr schwierigen Bedingungen ermöglicht. Hocheneder dazu: „Nachdem wir die technischen Voraussetzungen geschaffen hatten, schickten wir eine Reihe von Bauteilen zu Testzwecken in eine permanente Schleife, wo die DMCs unter den verschiedensten Lichtverhältnissen gelesen werden mussten. Durch ständige Optimierungsmaßnahmen konnten wir bis heute eine Lesbarkeitsrate von mehr als 99 Prozent erreichen.“ Ein flächendeckender Einsatz der Technologie ist jedoch vorerst nicht geplant, da dieser stark von der erwarteten Wirtschaftlichkeit in den jeweiligen Bereichen abhängig ist.

Informationen aufbereiten

Bei Miba hat man bereits konkrete Vorstellungen von der zukünftigen Produktion. „Als Logistiker schwebt mir vor, dass Cronetwork MES auf Basis der erhobenen Daten künftig noch intensiver Informationen für die Produktionsmitarbeiter aufbereitet“, sagt Hocheneder. So soll eine Anlage künftig frühzeitig erkennen, dass Folgematerialien benötigt werden und die nötigen Beschaffungsschritte automatisch in die Wege leiten. Die Vision dahinter ist, dass möglichst viele Prozesse zwischen Anlagen, Transportgeräten und Lagersystemen elektronisch ablaufen und der Logistiker hauptsächlich die Aufgabe der Prozessüberwachung einnimmt. „Wir haben mit unseren Systempartnern in Richtung ERP und MES eine wichtige Grundlage geschaffen und erzeugen mit unseren Maßnahmen, egal ob bereits realisiert, noch in der Planungsphase oder als weit entfernte Vision, eine starke Dynamik, die uns nach und nach die nächsten Schritte in die Zukunft der digitalen Fertigung weist“, schließt Dietmar Hocheneder.