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Aktuelle MES-Lösungen und ERP-Software

Weit mehr als Datensammler

Wenn ein ERP-Integrator auf die Frage eines Anwenders nach MES-Funktionen antwortet: „Das bisschen Betriebs- und Maschinendatenerfassung machen wir auch noch mit“, sollten diese genau hinschauen. Denn über die Datenerfassung hinaus stellen MES-Lösungen Funktionen dort bereit, wo ERP-Systeme oft an Grenzen stoßen.

Reibungslose Kommunikation zwischen ERP und Shopfloor - Der Proxia Connector sorgt für sicheren und lückenlosen Datenaustausch zwischen ERP und Produktionsebene im Unternehmen. (Bild: Proxia Software AG)

Reibungslose Kommunikation zwischen ERP und Shopfloor – Der Proxia Connector sorgt für sicheren und lückenlosen Datenaustausch zwischen ERP und Produktionsebene im Unternehmen. (Bild: Proxia Software AG)

Folgendes Szenario zeigt, dass sich ERP- und MES-Lösungen eher ergänzen und nicht miteinander konkurrieren: Was nutzt es dem Werker an der Maschine, wenn sein Fertigungsprozess aus dem ‚Soll‘ läuft, weil sich durch abweichende Eigenschaften im Rohmaterial das Bearbeitungsverhalten des Werkzeuges verändert und letztendlich Ausschuss produziert wird. Daraufhin verschlechtert sich der OEE der Anlage um einen Prozentpunkt. Der Produktionsleiter, der auf Grundlage dieses KPI die Qualität seines Produktionsprozesses verschlechtert sieht, würde im ersten Schritt die Schuld beim Mitarbeiter suchen. Doch dieser hat für seinen Teilprozess alles richtig gemacht, den Fehler hat die Wareneingangskontrolle zu vertreten. Dies wird auch in der folgenden Auswertung auf Grundlage der MDE-Daten und der Rückmeldeinformationen zu Ausschuss und den verbundenen Chargeninformationen deutlich. Doch dann ist es bereits zu spät. Natürlich ist es wichtig, Fehler im Nachgang durch Auswertungen und Analysen zu erkennen, um diese oder besser deren Ursachen, abstellen zu können. Mindestens ebenso wichtig ist jedoch die Aufgabe, Prozessabweichungen vom ‚Soll‘ so zeitnah wie möglich, allen beteiligten und einflussnehmenden Personen aufzuzeigen, damit Gegenmaßnahmen umgehend eingeleitet werden können.

Lange Wege unerwünscht

An dieser Stelle zeigen sich die Stärken und Schwächen der verschiedenen Software-Familien: Von vielen ERP-Systemen, welche auch Datenerfassungsmöglichkeiten für die Produktion anbieten, werden lediglich Informationen erwartet, aber nur wenige zeitnah an den Werker zurückgegeben. Gerade, wenn Prozessparameter wie Temperaturen, Drücke oder die Vorschubgeschwindigkeit einen Grenzwert über- oder unterschreitet, gilt es, so schnell wie möglich gegenzusteuern. Der Weg über ein ERP-System wäre meist zu lang. Weitere für den Werker zusätzliche wichtige Informationen, wie Lagerinformationen zu Halbzeugen für den nächsten anstehenden Arbeitsgang, Informationen zur nächsten planmäßig anstehenden Anlagenwartung, aber auch Aufspann-, Zeichnungs- und NC-Programminformationen, sollen ihm zur richtigen Zeit am richtigen Ort angezeigt werden. Zum Vergleich: Die Information, dass sich auf der Route ein Stau befindet, nutzt dem Autofahrer auch nur, wenn er noch die Möglichkeit zum Umfahren hat. Nicht jedoch, wenn er bereits im Stau steht.

Die resiliente Produktion

Dem Anspruch der horizontalen und vertikalen Vernetzung des Werkers in der Fertigung sowie der Anreicherung mit allen für ihn wichtigen Informationen zur richtigen Zeit genügt aktuell wohl kaum ein ERP-System. MES-Lösungen unterstützen alle Teilprozesse in der Produktion und versorgen die beteiligten Personen zeitnah mit wichtigen Informationen. Genau aus diesem Grund bilden leistungsfähige MES-Lösungen mehr als je zuvor die Grundlage für eine resiliente Produktion.


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