Mit Moryx modulare Fertigungsanlagen steuern
Linie ohne Stau
Die Software Moryx hilft der Fertigungssteuerung, Maschinen schnell auf einen neuen Kurs zu bringen oder sie für den nächsten Auftrag anzupassen. Mit seinen einheitlichen Bedienoberflächen und seiner niedrigen Einstiegshürde ist das Tool von Phoenix Contact insbesondere auf den Einsatz in Fertigungen mit der Losgröße 1 ausgerichtet.
Mit der Software Moryx hat das Corporate Start-up der Phoenix Contact-Gruppe ein System am Markt, das Anwendern den Durchblick über Abläufe, Querverbindungen, Abhängigkeiten und verkettete Prozesse in ihrem Werk verschaffen soll. Erprobt wird die Eigenentwicklung bereits seit mehr als zehn Jahren in der eigenen Produktion. Die Software von Moryx Industry ist als offenes Software-System konzipiert, das den Betrieb modularer Fertigungslinien unterstützt. Die Motivation für den Software-Einsatz wäre vornehmlich, vorhandene Produktionsstrukturen zu verbinden, die bis dato ein eigenständiges Dasein führen – obwohl es gegenseitige Abhängigkeiten gibt. So verknüpft das System etwa unterschiedliche Maschinensteuerungen miteinander und verbindet sie mit Produktionsplanungs- und Wirtschaftssystemen. Somit lässt sich der Verbund automatisch einstellen, justieren oder umrüsten. Davon können gerade kleinteilige Fertigungen mit schnellen Auftragswechseln sowie geringen Losgrößen profitieren, da sich etwa Rüstzeiten verkürzen, Anlagen flexibler einsetzen und eine lückenlose Rückverfolgbarkeit einrichten lassen. Ebenfalls unterstützt werden Projekte rund um die Energieeffizienz und den CO2-Fußabdruck nach den Normen ISO14067 und ISO14068.
Digitaler Zwilling als Grundlage
Zur Verdeutlichung dieses Ansatzes sei das Beispiel einer Montage von Elektronikbaugruppen oder elektrischen Geräten angeführt. Typische Teilprozesse stellen die Montage von Leiterplatten in einem Gehäuse dar, das Verlöten von Kontakten darin, regelmäßige elektrische Prüfungen entlang der Produktionskette sowie eine generelle Abbildung von Varianzen. Die konkreten Ausprägungen eines Produktes in puncto Performance, Farbe und weiteren Spezifikationen sind dabei in einer Produktdatenbank hinterlegt und werden über das Warenwirtschaftssystem an die Fertigung übergeben. Die Grundlage dafür bildet ein digitaler Zwilling, der das gewünschte Produkt in allen Eigenschaften beschreibt, aber auch die erforderlichen Produktions- und Prüfroutinen beinhaltet. Mögliche Toleranzen oder Grenzwerte bei Prüfungen sind ebenfalls mit Blick auf den Ausschuss definiert. Die neunte Ausgabe von Rockwell Automations „State of Smart Manufacturing“ Report liefert Einblicke in Trends und Herausforderungen für Hersteller. Dazu wurden über 1.500 Fertigungsunternehmen befragt, knapp 100 der befragten Unternehmen kommen aus Deutschland. ‣ weiterlesen
KI in Fertigungsbranche vorn
Werkzeug just in time gerüstet
Die Software zur Fertigungssteuerung nutzt diese digitalen Informationen, um eine variabel verwendbare Anlage für den jeweiligen Auftrag zu konfigurieren bzw. Prozessmodule so zu verschalten, dass der Auftrag möglichst effizient erledigt wird. Dazu ist es nicht mehr notwendig, auf SPS-Ebene in die Steuerungen der Maschinen und Module einzugreifen. Moryx übernimmt die Übergabe der Datensätze und sorgt dafür, dass die verschiedenen Produktionsteilnehmer richtig ausgestattet zur Verfügung stehen. Das Software-System trägt dazu bei, dass die in Maschinen verbauten Werkzeuge just in time gerüstet werden. Das kann einerseits automatisch erfolgen, wenn ein Modul über diese Funktion verfügt. Anderseits ist es möglich, dass Moryx über die Werkerassistenz eine Anweisung absetzt, welche Rüstarbeiten per Hand zu erledigen sind oder welche Art der Verpackung für den kommenden Auftrag verwendet werden soll. Das System macht keinen Unterschied darin, welche Maschine mit welcher Aufgabe betraut wird, welches Produkt herzustellen ist oder ob Tätigkeiten manuell vorgenommen werden. Dafür muss der digitale Zwilling des Produktes zuvor – etwa auf Basis vorhandener Daten der PPS- oder ERP-Systeme – definiert werden. Importmöglichkeiten unterstützen Anwender bei dieser Aufgabe.
Standardisierte Module
Bei der Programmierung des Systems setzt Hersteller Phoenix Contact auf Wiederverwertung. Das Ziel dabei: Die individuellen Bedürfnisse einer Produktion mit standardisierten Programmmodulen abzudecken, die sich im Framework verschalten lassen. Als Beispiele nennt Thomas Fuchs, Technologieleiter bei Moryx, Module wie die Prozess-Engine, Auftragsverwaltung oder das Rüstmanagement. „Hierbei handelt es sich um Pakete aus dem Regal, die der Anwender über seine Lizenz in das Projekt zieht.“ Das Ganze basiert auf Microsoft.NET und ist damit weitgehend standardisiert. Bei der Programmierung kommt die aus der .NET-Welt bekannte Hochsprache C# zum Einsatz. „Wir haben bewusst nichts Neues für Moryx entwickelt, sondern nutzen die bekannte objektorientierte Allzwecksprache“, sagt Moryx-Geschäftsleiter Lutz Steinleger. C# gilt ähnlich wie Visual Studio als verbreitetes Standard-EDV-Werkzeug. „Und das bekomme ich im Zweifelsfall überall gut geschult“, fasst Steinleger zusammen.