Werksnahes Change Management

Kein Erfolg ohne Akzeptanz

Agile Fertigungs-IT heißt, Mitarbeitenden wiederholt Veränderung abzuverlangen. Fachleute haben schon Projekte versenkt, weil sie Technik isoliert von den Menschen – also den Anwendern – voranbringen wollten. Denn Change Management ist kein Luxus, sondern notwendig.

 (Bild: ©Gorodenkoff / ©alphaspirit/stock.adobe.com)
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Viele Experten beschäftigen sich ausschließlich mit dem klassischen Einführungsprozess der Fertigungs-IT im Sinn eines IT-Projekts. Dabei werden die Menschen oft vergessen – also diejenigen, die mit dem System arbeiten sollen und diejenigen, die am Einsatz des Systems interessiert sind. Das Minimum ist, die Mitarbeiter im Werk zur Nutzung der neuen IT-Systeme zu bewegen. Sie sollten früh informiert und in Trainingskonzepte eingebunden werden. Bei Schulungen haben sich die Multiplikatoren-Trainings mit Key-Usern bewährt. Ein interessanter Ansatz zur Wissensvermittlung wird Gamification genannt. Das Prinzip setzt auf den Spieltrieb des Menschen, um Motivation zu generieren. Arbeitgeber können die Einführung der Fertigungs-IT etwa mit einem Wettbewerb flankieren: Der Mitarbeitende mit dem meisten korrekten Eingaben innerhalb der ersten zwei Wochen bekommt ein T-Shirt oder einen Hoodie mit dem Logo der neuen Software. Gute Erfahrungen sammeln Unternehmen auch mit der Methode, das neue IT-System zunächst in einem kleinen Teil der Fertigung, dafür im kompletten Funktionsumfang, zu installieren. Parallel zu den Standardprogrammen können Mitarbeiter das Tool testen. Nach zwei Wochen werden sie nach Vorschlägen gefragt, welche Funktionen der Software eingeführt werden sollen. Auch nach der Einführung kann der Gamification-Ansatz bestimmte Kennzahlen positiv beeinflussen. In einem mittelständischen Lebensmittelverarbeiter reichte es dazu aus, zentral Kennzahlen auf einem für jeden einsehbaren Bildschirm zu visualisieren. Die Werte verbesserten sich daraufhin bereits nach wenigen Wochen. Die Mitarbeiter fühlten sich offensichtlich schon allein durch die Transparenz angespornt.

Menschen im Fokus

Letztendlich geht es bei der Einführung von Fertigungs-IT um Veränderungen, die Menschen bekanntermaßen einiges abverlagen. Der wertschätzende Umgang mit den Bedenken und Anliegen der Mitarbeiter ist essenziell, wenn Veränderungen etabliert werden sollen, ohne das Betriebsklima über Gebühr zu belasten. Viele Methoden, dies verträglicher zu gestalten, lassen sich unter dem Begriff Change Management zusammenfassen. Wesentliche Kernelemente sind Information und Beteiligung. Eine Empfehlung für Projektleiter aus dieser Disziplin lautet: “Machen Sie ihr Vorhaben zum Vorhaben ihrer Mitarbeiter.“ Wer weiß, dass es bei IT-Projekten nicht nur um Technik geht, sondern um die Menschen, die sie nutzen, vergrößert die Chance auf eine erfolgreiche Einführung deutlich.