Projektierungsleitlinie für Ressourcen-Einsparungen

Auf Leinwand vorgezeichnet

Nachhaltige Produkte und nachhaltiger produzieren ist gesellschaftlicher, politischer und unternehmerischer Konsens. Strukturierte Workshops und ein Process-Mining-Bild können helfen, den Weg dorthin zu strukturieren.

In welchen Handlungsfeldern lässt sich der Ressourcenverbrauch reduzieren? (Quelle: Oxford Economics, SAP, Grafik: Trebing+Himstedt) (Bild: Trebing & Himstedt Prozeßautomation)
In welchen Handlungsfeldern lässt sich der Ressourcenverbrauch reduzieren? (Quelle: Oxford Economics, SAP, Grafik: Trebing+Himstedt) (Bild: Trebing & Himstedt Prozeßautomation)

81 Prozent der Industrieunternehmen betonen nach einer Befragung der Bitkom, das Industrie 4.0 zu einer nachhaltigen Produktion beiträgt. Weiterhin zeigt die Studie ‚Klimaeffekte der Digitalisierung‘ auf, das produzierenden Unternehmen rund 64 Megatonnen CO2 einsparen können. Das sind 17 Prozent der geplanten CO2-Einsparungen des Klimaziels 2030. Die Industrie steht vor einer Mammutaufgabe, die garade Produktionsverantwortliche betrifft, die im Zentrum der Wertschöpfungskette und somit der CO2-Emissionen stehen. Um die Themen Effizienz, Resilienz und Nachhaltigkeit in der Produktion zu adressieren, reicht es nicht, nur den CO2-Fußabdruck zu reduzieren. Eine nachhaltige Produktion deckt neben der CO2-neutralen Fertigung (Zero Emissions) auch die Bereiche ’schonender Ressourcen-Einsatz‘ (Zero Waste) und fairer Umgang mit Mitarbeitenden (Zero Inequality) ab. Die 17 glolablen Ziele der UN geben auch hierfür ein Leitbild ab, um eine Produktion in diesem Sinn nachhaltig umzusetzen. Aber wo setzen Industrieunternehmen an?

CO2-Einsparpotenzial in der Fertigung

Eine weitere Studie kann helfen. In dieser haben Oxford Economics und SAP die jene zentralen Abteilungen von Industrieunternehmen untersucht, die in den letzten drei Jahren die größten Potenziale gehoben haben und wo in den nächsten drei Jahren noch Potenzial greifbar ist. Die Fertigung liegt mit je ca. 50 Prozent vorne. Produzenten, speziell Fertiger, haben demnach den größten Hebel für mehr Nachhaltigkeit.

Ausstoß reduzieren

Zero Emissions bedeutet in diesem System, die CO2 und ihre Äquivalente ausstoßenden Quellen zu identifizieren, um sie abzustellen oder zu reduzieren. Der Rest muss kompensiert werden. So lassen sich Diesel-Stapler elektrifizieren oder Materialen mit weniger CO2-Fußabruck einsetzen. Bei Zero Waste geht es um die Abfallvermeidung durch Bestandoptimierung oder ein Redesign des Produktes nach Regeln der Kreislaufwirtschaft. Obwohl nicht direkt dem Klimaschutz dienlich, gilt das UN-Global Goal der Inequality als wichtige Stellgröße für die Zukunftsfähigkeit einer Firma. Der Begriff umfasst Aspekte wie Chancengleichheit und faire Behandlung der Mitarbeitenden. Ein Beispiel wären hier menschzentrierte Designs von Arbeitsplätzen und gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit.

Zero-Canvas (Leinwand) zur Identifizierung von Nachhaltigkeitspotenzialen im Unternehmen. (Bild: Trebing & Himstedt Prozeßautomation)
Zero-Canvas (Leinwand) zur Identifizierung von Nachhaltigkeitspotenzialen im Unternehmen. (Bild: Trebing & Himstedt Prozeßautomation)

 

Matrix für die Nachhaltigkeit

Doch wie werden die Stellschrauben identifiziert und priorisiert? Zunächst können bereits Halbtages-Workshops helfen, die Unternehmen durchführen können, um Ideen für Projekte zu sammeln. Als Unterstützung dient etwa eine Matrix, die den Wertschöpfungsprozess grob strukturiert: Lieferketten-Planung, Forschung und Entwicklung, Fertigung, Lieferung und Intralogistik sowie Produktwartung. In der Y-Dimension der Matrix lassen sich die Ziele Zero Emissions, Zero Waste und Zero Inequality zuordnen.

Workshop

Nun kann es in einem interdisziplinären Zero-Workshop an die Arbeit gehen. Alle Fachbereiche, also nicht nur die Logistik, betrachten nacheinander die jeweiligen Wertschöpfungsbereiche in den Kategorien Zero Emissions, Zero Waste und Zero Inequality und sammeln Ideen für Verbesserungen, die dann zu priorisieren und umzusetzen sind. Bei der Priorisierung kann das ICE-Modell unterstützen. Die Ideen werden nach ihrem Einfluss auf die Nachhaltigkeit (Impact), auf die Wahrscheinlichkeit des Eintretens der gewünschten Effekte (Confidence) und ihre Umsetzbarkeit (Ease of Use) bewertet. Für die Dimensionen werden ein bis zehn Punkte vergeben. Die Ideen mit der größten Punktezahl werden zuerst realisiert. Agile Methoden haben sich hier bewährt, um schneller Ergebnisse zu erzielen.

Transparenz durch Process Mining

Neben ihrer Mitarbeit an den Workshops kann die Produktions-IT weitere Beiträge leisten. Vorausgesetzt die Produktion ist schon so weit digitalisiert, dass Ereignisse an Maschinen (Maschine an/aus, Start Auftrag, ein-/auslagern, Vorgang unterbrochen etc.) in Event-Logs dokumentiert werden, kann sie Process Mining in den Dienst der Nachhaltigkeit stellen. Mit Process Mining lassen sich die Maschinen-Events in den Logfiles daraufhin analysieren, wie oft ein Produkt etwa in der Nacharbeitsschleife war, oder wie lang die Zeiträume zwischen den Bearbeitungsschritten waren. So lässt sich oft Optimierungspotenzial in Prozessen offenlegen, die in den Plan-Prozessen bereits abgehakt wurden. Die Strukturierungshilfe namens Zero-Canvas steht übrigens zum kostenfreien Download (Link) zur Verfügung.





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