Dämmstoff-Handling bei Austrotherm

Fahrerlos durch das Werk

Austrotherm produziert energiesparende Dämmstoffe. Dabei gestaltet sich die Intralogistik rund um das Vorprodukt Styropor schwierig. Vier fahrerlose Hochhub-Stapler sorgen dafür, dass Lagerbewegungen und Materialversorgung trotzdem reibungslos funktionieren.

Im Austrotherm-Produktionswerk Pinkafeld transportiert ein fahrerloses Transportsystem von DS Automotion rund um die Uhr Polystyrol-Hartschaum-Blöcke mit 4080mm Höhe, 1040mm Länge und max. 1.290mm Breite. (Austrotherm GmbH)
Im Austrotherm-Produktionswerk Pinkafeld transportiert ein fahrerloses Transportsystem von DS Automotion rund um die Uhr Polystyrol-Hartschaum-Blöcke mit 4080mm Höhe, 1040mm Länge und max. 1.290mm Breite. (Austrotherm GmbH)

Seit mehr als 60 Jahren erzeugt die Austrotherm GmbH energiesparende Dämmstoffe aus expandiertem Polystyrol (EPS; Styropor) und extrudiertem Polystyrolschaum (XPS). Das österreichische Familienunternehmen wurde 1953 von Oswald Nowotny gegründet. Heute sind bei der Unternehmensgruppe, die Teil der Schmid-Industrie-Holding ist, rund 1.100 Mitarbeiter an 23 Produktionsstandorten in elf Ländern beschäftigt. Im burgenländischen Pinkafeld produziert Austrotherm vor allem EPS-Platten. In einer knapp 5.000m² großen Halle entstehen dazu im Dreischichtbetrieb an drei Stellen zunächst Blöcke, die einige Tage lang reifen bzw. trocknen müssen, ehe sie in einer von drei Schneidstraßen zu Platten zerteilt und in Form von Plattenstapeln verpackt werden. Ein Teil der Blöcke wird nach der Reifezeit in einer Blockpresse verdichtet.

Transport per Handhubwagen

Bis vor kurzem gelangten die rund 5m³ großen und 50 bis 150kg schweren Styroporblöcke per Handhubwagen einzeln von den Blockformern zu den über 1.000 Block-Lagerplätzen und von dort zu den Schneidstraßen. In derselben Art erfolgte auch die Ver- und Entsorgung der Blockpresse. „Im Dreischichtbetrieb sind rund um die Uhr, auch am Wochenende, pro Stunde bis zu 90 Blöcke zu transportieren“, erläutert Dr. Heimo Pascher, Technischer Geschäftsführer Österreich bei Austrotherm. „Dabei ist das Einhalten der erforderlichen Trocknungszeit zu beachten.“

Saisonale Beschäftigung

Wie die Bautätigkeit, bei der die Dämmplatten Verwendung finden, weist das Aufkommen eine hohe Saisonalität auf und ist zudem sehr wetterabhängig. Nicht zuletzt deshalb war es schwierig, Mitarbeiter für diese einerseits verantwortungsvolle, andererseits aber körperlich anstrengende und eintönige Arbeit zu begeistern. Zudem konnte die innerbetriebliche Transportkapazität wegen der begrenzten Gangflächen nicht beliebig erweitert werden. Auch die Lagerverwaltung mittels händisch geführter Listen war mit einem hohen Aufwand verbunden und behinderte die Optimierung der Produktionsplanung. Deshalb schlug Fraunhofer Austria Research als Logistik- und Produktionsmanagement-Partner von Austrotherm vor, Transport und Lagerverwaltung der Schaumstoffblöcke zu automatisieren.

FTS gesucht

Dabei sollte ein fahrerloses Transportsystem (FTS) mit frei navigierenden Fahrzeugen eringesetzt werden. Dessen Leitsteuersoftware sollte die Reifezeit der Blöcke berücksichtigen und so auch das Ein- und Auslagern optimieren. Fraunhofer übernahm auch die Auswahl des Technologiepartners für die FTS-Anlage. Von den 13 in Frage kommenden Unternehmen gelangten drei in die engere Auswahl. Das lag einerseits an der hohen Komplexität der Aufgabe, andererseits war auch die Wahl des Navigationsverfahrens eingeschränkt. „Aus Platzgründen müssen die über vier m hohen EPS-Blöcke in der nur 4,30m hohen Halle stehend transportiert und gelagert werden“, erläutert Heimo Pascher. „Das verhindert das Anbringen von Reflektoren mit guter Sichtbarkeit, sodass z.B. die bei ähnlichen Transportaufgaben gebräuchliche Lasernavigation ausscheidet.“