Zukunftsprojekt ‚Smart Factory‘ von Continental

Mit Geolocation den Materialfluss automatisieren

Einer der kleinsten UWB-Sensoren für das Industrieumfeld von Kinexon (Bild: Kinexon Industries GmbH)
Einer der kleinsten UWB-Sensoren für das Industrieumfeld von Kinexon (Bild: Kinexon Industries GmbH)

1. Interne Materialversorgung

Vom Förderband in die Pufferzone – in der internen Materialversorgung hatten Mitarbeiter im Wareneingang aufgrund der räumlichen Trennung nur eingeschränkten Einblick, wie ausgelastet die Pufferzone war. Um eine ineffiziente Nutzung der Lagerflächen sowie eine falsche Mitarbeiterauslastung zu vermeiden, stattete Kinexon die Paletten des Automobilzulieferers mit Sensoren aus, den sogenannten Asset Tags. Mitarbeiter sehen jetzt stets, wo sich die Paletten gerade befinden. Die Ortungsdaten werden darüber hinaus in ein Ampelsystem überführt, das die Mitarbeiter benachrichtigt, sobald die Pufferzone voll ist.

2. Kommissionieren

Automated Guided Vehicles (AGVs) befördern das Material vom Kommissionierbereich zur Montagelinie. Dabei müssen Mitarbeiter stets darüber informiert sein, wo sich das anzuliefernde Material gerade befindet. Sonst kann es zu Verspätungen in der Nachschubversorgung kommen. Um das zu verhindern, stattete Kinexon die Kommissionierboxen mit seinen Asset Tags aus. Auch die AGVs erhielten jeweils einen Vehicle Tag. Via Machine Learning wird jetzt errechnet, wie lange das Material bis zu Montagelinie benötigt. Informationen zu Standort und Ankunftszeit des Materials sind jederzeit verfügbar. Ein zusätzlicher Effekt: Durch die Echtzeit-Analysen der AGV-Stillstandzeiten lässt sich deren Auslastung signifikant steigern.

3. Umrüsten

Während die Rüsttische, die auf dem Shopfloor sowie in Pufferzonen gelagert sind, zuvor noch manuell mit einer Magnettafel verwaltet wurden, werden diese jetzt automatisch verbucht und verwaltet. Auch hierfür mussten die Rüsttische sowie das Equipment lediglich mit Sensoren ausgerüstet werden. Continental-Mitarbeiter wissen nun zu jeder Zeit, wo sich die getrackten Objekte befinden und finden diese in Sekundenschnelle.

4. Akklimatisieren

Einige Produktkomponenten müssen vor ihrer Verarbeitung akklimatisiert werden. Um Fehler zu vermeiden, Transparenz zu schaffen und den Materialfluss sicherzustellen, tragen die beladenen Wägen Asset Tags. Die Akklimatisierungszone wurde zudem als Geofence definiert. Rollen die Mitarbeiter jetzt einen beladenen Wagen in einen solchen hinein, startet automatisch der Countdown. Bei Ablauf der Zeit werden die Mitarbeiter über die Kinexon-eigene Plattform ‚RIoT‘ (Real Time Internet of Things) benachrichtigt.

Ein AGV mit Kommissionierboxen (links). Sowohl die Fahrten des AGV als auch die Position der Boxen werden getrackt. (Bild: Kinexon Industries GmbH)
Ein AGV mit Kommissionierboxen (links). Sowohl die Fahrten des AGV als auch die Position der Boxen werden getrackt. (Bild: Kinexon Industries GmbH)

Plattform und Daten integriert

Die Kinexon-Lösung selbst ist skalierbar und erlaubt es, die Lokalisierungsdaten auf der Plattform live zu analysieren. Sie ist zudem mit ihren prozessrelevanten Daten in die IT-Landschaft von Continental integriert. Der Automobilzulieferer verfügt so über die Kontrolle und kann die Informationen eigenständig ohne Programmieraufwand verwalten. Die Datenarchitektur lässt sich ebenfalls anpassen. So wollen sich weitere Use Cases mit möglichst wenig Aufwand umsetzen lassen.

Gemeinsam entwickelt

Von der Planung bis hin zum Go-Live des ersten Use Cases vergingen weniger als zwei Monate. Heute werden ein Logistikzentrum und drei Fertigungsbereiche mit rund 30.000 Quadratmetern Fläche von der Lokalisierungstechnologie in Echtzeit getrackt und automatisiert. Doch die Zusammenarbeit von Kinexon und Continental geht weiter: In einer Entwicklungspartnerschaft arbeiten die Unternehmen derzeit an einer sensorfreien Asset-Tracking-Technologie. Künftig sollen die Assets in einer 3D-Visualisierung dargestellt und die Güter bei der Aufnahme automatisch erfasst werden – fehlerfrei und ohne Handarbeit.







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