Stefan Kühner, Procad GmbH & Co. KG

Wertschöpfung in Entwicklungs- und Änderungsprozessen

Wohl am stärksten mit dem Maschinenbau verbunden sind die Änderungsprozesse. Sowohl kundenspezifische Anlagen als auch Serienprodukte unterliegen einem permanenten Wandel. Das Prozessmanagement der PLM-Lösung sollte in diesem Branchenumfeld Änderungsprozesse gezielt unterstützen: DMS und Ablaufsteuerung, Ablaufüberwachung und Ablaufdokumentation greifen hier eng ineinander. Änderungsprozesse beginnen mit einem Hinweis. Irgendwo ist eine Produktschwäche zu erkennen, eine Verbesserung ist notwendig, um die Marktfähigkeit eines Produktes zu erhalten. Diese Verbesserungsidee wird normalerweise in einem mehr oder weniger formlosen Formular ‚Verbesserungsidee‘ erfasst und inhaltlich geprüft. Soll sie umgesetzt werden, wird sie meist in einem formalen Änderungsantrag – oder Engineering Chance Request (ECR) – spezifiziert. Hier entsteht ein weiteres Dokument und der Änderungsprozess beginnt.

Änderungswunsch und ECR wandern in eine Änderungsakte, die dann Schritt für Schritt alle Dokumente aufnehmen wird, die mit dem Vorgang zusammenhängen. Bevor die Änderung in Kraft tritt, durchläuft der ECR meist zahlreiche Prüfschritte. Deren Ergebnisse werden der Änderungsakte hinzugefügt. Dann folgt der Änderungsauftrag – oder Engineering Chance Order (ECO) – an die Entwickler. Er enthält die Spezifikationen, was zu tun ist. Teilestammdaten, CAD-Modelle, Zeichnungen, NC-Programme und so weiter werden in die dem Prozess beigefügte Änderungsakte aufgenommen. Sie bilden den Nachweis über die durchgeführten Maßnahmen. Nach Abschluss aller Arbeiten gilt es diese über eine Änderungsmitteilung – die Engineering Chance Notice (ECN) innerhalb des Unternehmens zu kommunizieren. Auch die ECN gehört in die Änderungsakte. Sie kann durchaus in unterschiedlichen Ausprägungen vorliegen und muss für unterschiedliche Arbeitsbereiche wie Fertigung, Service, Vertrieb zudem häufig in unterschiedlichen Sprachen verfasst werden.



Bild: Procad

Erfahrungen im Prozessmanagement sammeln

Wenn Mittelständler im Rahmen von Prozessmanagement-Projekten schnell Ergebnisse erzielen wollen, können Beratungsprozesse, die alles Vorhandene in Frage stellen, dem Erfolg im Weg stehen. Abhilfe versprechen vorkonfigurierte PLM-Prozesse und vorkonfigurierte Änderungsakten, die sich in anderen Unternehmen bereits bewähren konnten und so den Einstieg in die Steuerung von Arbeitsabläufen durch Prozessmanagement erleichtern. Wenn sich die Prozess- und Aktenvorlagen darüber hinaus erweitern und anpassen lassen, ist ein Fertigungsunternehmen der Implementierung von leistungsfähigen PLM-Prozessen bereits einen großen Schritt näher. Denn die zu Projektbeginn erworbenen Erkenntnisse können bei der Erstellung weiterer Prozesse helfen.

Prozessgesteuerte Änderungen bei mechatronischen Produkten

Am Beispiel eines Änderungsprozesses für mechatronische Produkte zeigt sich, welchen Nutzen prozessgesteuerte Änderungen entfalten können: Der Prozess beinhaltet notwendige Schritte in der Elektroentwicklung und Mechanikkonstruktion, in die jeweils freigaberelevante Kontroll- und Compliance-Anforderungen integriert sind. Die Einzelfreigaben aus Elektrokonstruktion und Mechanik führen erst dann zur finalen Freigabe, wenn auch die Anforderungen an das gesamte System erfüllt sind. Doch auch in diesem Fall reicht Prozessmanagement allein nicht aus, um Änderungen kostenoptimiert und fehlerfrei durchzuführen. Alle Beteiligten müssen Daten und Dokumente konsequent in der PLM-Lösung abspeichern, um sie anderen zur Verfügung zu stellen. Diese Disziplin im Umgang mit den IT-Systemen stellt eine Voraussetzung für durchgängig synchronisierte und dokumentierte Arbeitsabläufe dar. Werden die Regeln jedoch eingehalten, können häufig Iterationen verringert werden, die zwischen Elektrotechnik und Mechanik zu Nacharbeiten und damit letztendlich zu Verzögerungen bei der Auslieferung von Maschinen und Anlagen führen können.