Autor Dr.-Ing. Axel Poestges.

Handlungsbedarf für die Investitionsgüterindustrie

Im Bereich der Investitionsgüterhersteller existiert eine ‚Grauzone‘ zwischen den klassischen Inhaltselementen der technischen Dokumentation, die sich in analogen Präsenzen wie Produkthandbüchern finden, und Inhalten, die über digitale Präsenzen wie Downloadportale angeboten werden. Oft sind es gerade die service-relevanten Inhalte bei hybriden Produkten, die hier die Rahmenbedingungen setzen. Die Umsetzung eines globalen ‚best-practice‘-basierten Vor-Ort-Servicekonzeptes mit Einbindung entsprechender externer Partner schließt ein Informationsmanagement mit Service-Handbüchern schon a priori aus. Andererseits ist es im Maschinen- und Anlagenbau zumindest mittelfristig schwer vorstellbar, dass Produktdatenblätter und technische Spezifikationen etwa auf Messen ausschließlich über digitale Präsenzen angeboten werden – auch wenn der Trend in diese Richtung zeigt.

Das bedeutet in der Konsequenz, dass ein einheitlicher ‚Single Source Content to Publish-Prozess‘, der auch globalen Ansprüchen genügt, kurzfristig schwer darstellbar ist. Aber gerade deshalb entsteht an dieser Stelle Handlungsbedarf. Je früher ein Customer Experience Management im Produktentstehungsprozess starten kann, umso leichter wird die Umsetzung jeder Form von Globalisierungsstrategie im Geschäftsmodell. Zudem kann schneller auf die unterschiedlichen Erfordernisse einzelner lokaler Märkte eingegangen werden. Damit können auch Alleinstellungsmerkmale von Produkten über ein globales Produktinformationsmanagement in neu erschlossenen Märkten schneller in Wettbewerbsvorteile umgemünzt werden. Der an dieser Stelle häufig erhobene Einwand, dass erforderliche Werkzeuge und Methoden fehlen, sollte nicht akzeptiert werden. Inzwischen stehen die nötigen Softwarewerkzeuge entlang des Information-Lifecycle – von der Unterstützung der Inhaltsersteller bis hin zur Veröffentlichung über jeglichen Kommunikationskanal, in welchem Format oder über welche physische Plattform – auf dem Markt zur Verfügung. Vielfach werden als Implementierungshilfe sogar branchenspezifische ‚Best Practices‘ angeboten.

Business-Blueprinting frühzeitig angehen

Die tatsächliche Herausforderung für Unternehmen fängt früher an: Produktmerkmale von typischen Investitionsgütern erfolgreich in Märkten zu platzieren heißt, die vorliegenden Produktinformationen entsprechend der gewählten Vermarktungskonzepten für die digitale und analoge Präsenz aufzubereiten und in die entsprechenden Lokalisierungsprozesse einzuspeisen. Je früher dies geschieht, umso nachhaltiger und ergiebiger sind die Wettbewerbsvorteile, die sich erzielen lassen. Gerade bei technischen Produkten stehen die Informationen für die Produktnutzungsphase schon sehr früh und weitgehend vollständig am Ende der Produktentstehung fest. Agile Prozesse in der Lokalisierung können somit die Voraussetzung schaffen, dass eine Globalisierungsstrategie auch frühzeitig im Geschäftsmodell den entsprechenden Niederschlag finden kann.

Unabhängig von Publikationskanal und -medium können die Inhalte lokalisiert und dann auf den entsprechenden Publikationsweg gebracht werden. So zum Beispiel die verschiedenen, landestypischen Ausprägungen der Aftermarket-Aktivitäten – etwa eigene Ressourcen oder Partnerkonzepte – relativ früh fest. Ebenso zeitig ist klar, ob mit Service-Handbüchern, Service-Portalen oder Best-Practice-Datenbanken gearbeitet werden soll. Entsprechend können die zugehörigen digitalen und analogen Inhalte lokalisiert werden. Agile Lokalisierungsprozesse erlauben so ein sehr frühes und fundiertes Business Blueprinting für unterschiedliche Go-to-Market-Konzepte in verschiedenen Regionen. Das ist gleichbedeutend mit der Abkehr von der typischen, sequentiellen Arbeitsweise, die Informationen für die Produktnutzung erst lange nach den Informationen der Produktentstehung bereitstellen kann.

Umfassende Unterstützung aller Phasen der Produktnutzung

Durch die konsequente Anwendung agiler Prozesse in Entwicklung und Lokalisierung wird es möglich, Investitionsgütermärkte ebenso anzugehen, wie es die Konsumgüterindustrie vormacht. Die Erfahrung zeigt, dass im Maschinenbau bei standardisierten Produkten weit über 75 Prozent der im Rahmen des Produktentstehungsprozesses erzeugten Informationen direkt oder indirekt in der Produktnutzung verwendet werden. Je früher diese Informationen lokalisiert werden, umso eher ist ein Unternehmen in der Lage, alle Phasen der Produktnutzung zu unterstützen – und das kann einen kapitalen Wettbewerbsvorteil bedeuten.







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