Wechsel auf HTML5

Technologiesprung bei der Visualisierung

Visualisierungslösungen müssen vermehrt stationäre Bediengeräte und PCs sowie mobile Endgeräte einbeziehen. Mit HTML5 als Basistechnologie soll die neue Version der Lösung Webvisit von Phoenix Contact Anwendern erlauben, auch solche Szenarien umzusetzen. Für die Darstellung und Interaktion mit den erstellten Anwendungen ist lediglich ein gängiger Browser erforderlich.



Bild: Phoenix Contact Electronics GmbH

Bei Automatisierungslösungen fungiert die Visualisierungs-Software als Bindeglied zwischen der Hardware und dem Anwender. Im Rahmen der gesamten Visualisierungsanwendung nimmt sie damit eine Schlüsselrolle ein, da sie die technologischen und funktionalen Weichen stellt. Zur Umsetzung Web-basierter Visualisierungs-Applikationen bietet Phoenix Contact seit Jahren das Software-Paket Webvisit an. Die neue Generation der Lösung setzt auf HTML5 als Technologiegrundlage, die im Consumer-Bereich längst etabliert ist. Aufgrund der Verbreitung von Smart Devices – also internetfähigen mobilen Endgeräten – sind Web-basierte Inhalte auf Basis von Flash oder Java immer seltener zu finden. HTML5 wird jedoch nicht nur im privaten Umfeld häufiger genutzt: Der Standard kommt auch in zahlreichen industriellen Visualisierungsapplikationen zum Einsatz. Für die Planer einer Visualisierunglösung eröffnen sich mit der Technologie zahlreiche neue Möglichkeiten.

Auf der anderen Seite gibt es noch viele Web-basierte Applikationen auf der Grundlage von Java. Hier stellt sich die Frage, wie sich die Technologien möglichst einfach und kostengünstig wechseln lassen. Es stehen zwei Strategien zur Wahl: Zum einen könnte die Visualisierungsapplikation neu auf Basis von HTML5 generiert werden, was unter Umständen mit einem Wechsel der Hardware verbunden ist. Alternativ wäre ein so genanntes Retrofit denkbar, also die Modernisierung der vorhandenen Anwendung mit aktueller Technologie. Dieses Vorgehen ist in der Praxis meist nur sinnvoll, wenn sich die Neuerstellung der Applikation wegen des zeitlichen und finanziellen Aufwands nicht rechnet. Zumindest Java-Anwendungen, die mit einer alten Programmversion von Webvisit erstellt wurden, lassen sich über die interne Projektkonvertierung an den HTML5-Standard anpassen. Dazu muss das jeweilige Projekt mit dem Tool Webvisit-Engineering ab Version 6.30 geöffnet und neu als HTML5-Projekt kompiliert werden. Das Projekt wird dann wie gewohnt auf die Steuerung geladen, umfangreiche Reengineering-Arbeiten fallen nicht an. Voraussetzung hierfür ist eine aktuelle Firmware für die Steuerung mit einer Web-Server-seitigen Unterstützung für HTML5. Die Entwicklungsumgebung der Visualisierungsanwendung kostet Anwender nichts extra, wenn sie eine Lizenz für Webvisit 6 besitzen. Eine aktuelle Version kann in Kombination mit der AX Software Suite von der Website des Herstellers heruntergeladen werden.

Darstellung in gängigen Browsern

Mit der Visualisierungslösung lassen sich Applikationen auf der Grundlage von Web-Technologien umsetzen. Der dazu erforderliche Web-Server ist integraler Bestandteil fast aller Steuerungen von Phoenix Contact. Mit Web-Technologie entfallen meist die Kosten für die Laufzeitkomponente, da zur Ausführung der Visualisierungslösung ein Standard- oder mobiler Browser eingesetzt wird. Zusätzliche Plug-ins wie Java werden nicht benötigt, denn HTML5 dient als Basistechnologie. Die Objekte in der Visualisierung basieren auf Scalable Vector Graphics (SVG) und lassen sich daher ohne Qualitätsverlust auf verschiedenen Geräteklassen respektive Display-Größen anzeigen. So können unterschiedliche Visualisierungskonzepte realisiert werden, ohne das Projekt extra anpassen zu müssen. Gängige HMI-Funktionen wie das User- oder Alarmmanagement, die Sprachumschaltung und die Trenddarstellung sind direkt auf der Steuerung umsetzbar. Die mit dem System erstellten Web-basierten Applikationen werden auf der Steuerung gespeichert. Diese dient als Web-Server und bietet einen begrenzten Speicherplatz für Trend- und Alarmdaten. Ein Webbrowser oder auf dem mobilen Endgerät installierter mobiler Browser übernimmt als Laufzeitkomponente das Anzeigen sowie die Interaktion mit der Visualisierungs-Applikation. Auf der Steuerung ist ein für die Multipurpose Internet Mail Extensions-Typen (Mime), SVG, Scalable Vector Graphics Zipped (SVGZ), Cascading Style Sheets (CSS) und Java Script (JS) adaptierter Web-Server notwendig, um die HTML5-basierten Anwendungen aufzurufen.

Soft- und Hardware aus einer Hand

Für den stationären Einsatz sind klassische HMI-Geräte nach wie vor erforderlich. Endgeräten aus dem Consumer-Bereich fehlt meist die notwendige Robustheit. Außerdem lassen sich größere Visualisierungsseiten häufig nicht auf ihren kleinen Displays darstellen. Zudem lassen sich Geräte für Endverbraucher oft nicht mit Handschuhen bedienen. In diesem Fall ist der Griff zu den Web-Panels des gleichen Herstellers denkbar: In diese industrietauglichen Geräte ist ein Micro-Browser integriert, der sowohl Java- als auch HTML5-basierte Visualisierungsapplikationen anzeigen kann. So können sich selbst vorhandene Java-basierte Anlagen auf HTML5 umrüsten lassen, ohne das Panel auszutauschen.

Unterstützung für Plug-ins schwindet

Ende 2014 hat das World Wide Web Consortium (W3C) HTML5 als De-Facto-Standard verabschiedet. Ein Update im Rahmen von HTML5.1 ist laut W3C für September 2016 geplant. In Kombination mit CSS und Javascript bietet die Auszeichnungssprache heute eine breite Basis für Anwendungen. Aufgrund der Unterstützung der Techniken innerhalb der Browser erweisen sich viele der aktuellen Erweiterungen in Form von Plug-ins für multimediale Inhalte zunehmend als überflüssig. Vor kurzem hat Google einen wesentlich strikteren Umgang mit Flash innerhalb des Chrome-Browsers angekündigt. Dabei soll HTML5 den Vorzug erhalten und Flash-Inhalte nicht oder nur in Ausnahmefällen wiedergegeben werden. Google verfolgt in diesem Zusammenhang schon seit längerem eine strengere Politik. So wurde im September 2015 der Support für Plug-ins – z.B. Java und Silverlight – auf Basis der älteren Schnittstelle Netscape Plugin Application Programming Interface (NPAPI) eingestellt. Mozilla zieht nach und wird NPAPI innerhalb von Firefox lediglich bis Ende 2016 fortführen. Dieses Vorgehen dürfte die native Unterstützung von Inhalten innerhalb des Browsers durch HTML5 weiter fördern.





  • Einflüsse auf die Produktionsplanung simulieren

    Wie lassen sich Aufträge und Ressourcen in Einklang bringen? In anspruchsvollen Szenarien geraten grobe Planungshilfen etwa im ERP-System bei der Beantwortung dieser…


  • Warum ein MES-Projekt Change Management braucht

    Verspätete Wareneingänge, Mitarbeiterausfälle, Störungen und Planänderungen können massiv auf die Produktion, Montage und Liefertermine einwirken. Automatische Planung löst nicht alle Probleme, reduziert…


  • Innovationstreiber Thin[gk]athon: Kollaborative Intelligenz trifft auf Industrie-Expertise

    Der Thin[gk]athon, veranstaltet vom Smart Systems Hub, vereint kollaborative Intelligenz und Industrie-Expertise, um in einem dreitägigen Hackathon innovative Lösungsansätze für komplexe Fragestellungen…


  • Mit Strategie gegen Silos

    Hersteller investieren viel Zeit und Geld, um die Wertschöpfungskette kontinuierlich zu verbessern. Dabei entstehen oft Silo-Systeme, die isoliert voneinander arbeiten und wenig…


  • Datenpunkte in der Batteriezellfertigung setzen

    In der Batteriezellfertigung erzeugen heterogene Quellen enorme Datenmengen. Um die Produktion mit Digitaltechnik aufzurüsten, müssen die verschiedenen Datenquellen an die IT-Systeme in…