Beitrag drucken

Strategien für den Notfall

Was, wenn eine Plattform stirbt?

IoT-Plattformen sammeln die Daten der angeschlossenen Quellen ein, ermöglichen Analysen und verwalten IoT-Geräte. Doch der Wettbewerb der Plattformen birgt die Gefahr, dass sich einige Angebote nicht dauerhaft am Markt halten werden. Es gilt, die Plattformabhängigkeit strategisch zu reduzieren.

 (Bild: Novatec Consulting GmbH)

(Bild: Novatec Consulting GmbH)

Der digitale Wandel erfordert stets den Einsatz neuer Technologien und die permanente Weiterentwicklung von Unternehmenskultur und Geschäftsmodellen. Unternehmen müssen neue Kompetenzen erwerben, Prozesse optimieren und Arbeitsweisen überdenken, um mit Big Data, fortschrittlichen Analysetools, digitalen Infrastrukturen, Datensicherheit und neuen Arbeitsprozessen umzugehen. IoT-Plattformen bringen zusätzliche Herausforderungen mit sich:

  • Die Auswahl einer IoT-Plattform, die sich auf Effizienz, Sicherheit und Skalierbarkeit auswirkt, ist angesichts von mehr als 600 verfügbaren Plattformen aufwendig und somit nicht leicht zu treffen. Welche wird überleben?
  • Die Integration von IoT-Plattformen in bestehende IT-Systeme erfordert Entwicklungsarbeit.
  • IoT-Plattformen sind oft geschlossen und erschweren damit die Integration in individuelle Infrastrukturen.
  • Die Bewertung der Aktualität von IoT-Plattformen hinsichtlich Standards und technologischer Entwicklung ist komplex und erfordert Erfahrung.

Die rasante Entwicklung der Technologie stellt die Zukunftsfähigkeit von IoT-Plattformen in Frage. Was heute fortschrittlich ist, kann morgen schon veraltet sein. Der wettbewerbsintensive IoT-Markt führt zu schnellen Veränderungen. Unternehmen sollten sich daher für einen IoT-Plattformwechsel wappnen.

Wenn Plattformen verschwinden

Die Auswirkungen verschwundener IoT-Plattformen sind bereits sichtbar, wie die Beispiele IBM Watson IoT, SAP Internet of Things und Google Cloud IoT Core zeigen. Weitere Beispiele sind Integrationen von IoT-Plattformangeboten in übergeordnete Angebote, bei denen der IoT-Bezug lediglich ein Feature ist. Gründe dafür sind Sparzwang oder strategische Konsolidierung. Trotz der anhaltenden Nachfrage gelingt es etablierten Anbietern oft nicht, ihre Angebote erfolgreich zu platzieren. Intensiver Wettbewerb, Kostendruck, technische Entwicklungen und hohe Gewinnerwartungen führen zu einer natürlichen Auslese. Gleichzeitig hat der jahrelange IoT-Hype zu einem Überangebot an Produkten geführt.

Risiken für Unternehmen

Verschwinden IoT-Plattformen, hat das Konsequenzen für Unternehmen:

  • Die Betriebsunterbrechung verursacht finanzielle Einbußen.
  • Die Umstellung auf eine andere IoT-Plattform erfordert zusätzlichen Aufwand.
  • Das Vertrauen der Kunden kann unter möglichen Störungen leiden.
  • Langfristige Investitionen in eine bestimmte Plattform gehen verloren.

Um die Auswirkungen eines Plattformwechsels zu reduzieren, müssen Abhängigkeiten minimiert und die digitale Transformation vorangetrieben werden. Dafür gibt es unterschiedliche Strategien.

Aufbau von IoT-Knowhow und Verständnis der aktuellen Lösung: Eine ausführliche Dokumentation ermöglicht die Weiterentwicklung oder den Wechsel auf eine andere Plattform. Stets aktuelle Lösungen lassen sich leichter auf andere Anbieter migrieren, als veraltete.
Interoperable Werkzeuge und offene Standards: Der Einsatz von Standards wie MQTT und OPC UA für die Datenkommunikation, Standardarchitekturen wie Sensor-Gateway-Cloud vereinfachen einen Plattformwechsel.

Nicht alles auf eine Karte setzen: Definition klarer Verantwortlichkeiten für die IoT-Plattform und Nutzung dedizierter Tools für langfristige Datenspeicherung, Geschäftsprozesse und komplexe Datenanalysen, minimieren die Geschäftsrisiken.
APIs bewusst einsetzen: Der Einsatz unterstützter APIs (Schnittstellen) zur Interaktion zwischen Systemen ermöglicht eine flexible und einfache Anpassung der Infrastruktur.
Notfallplanung: Für Risiken, die aufgrund des Nutzens in Kauf genommen werden, etwa bei spezialisierten IoT-Plattformen, sollten Unternehmen einen Notfallplan erstellen, der alternative Lösungen vorhält.

Digitale Transformation als Chance

Verschwinden IoT-Plattformen, bringt dies aber auch Chancen: Unternehmen können ihre Innovationskraft stärken, indem sie Abhängigkeiten minimieren und dadurch resilienter, offener und transparenter werden. Wenn sie diese Herausforderung annehmen und ihre digitalen Strategien und Prozesse kontinuierlich überdenken, haben sie einen klaren Wettbewerbsvorteil: Sie werden als selbstbewusste Mitgestalter wahrgenommen und können ihren Kunden digitale Mehrwerte bieten. Dies geschieht auf Basis einer robusten, anpassungsfähigen Infrastruktur, ohne Gefahr zu laufen, bei jedem kleinen digitalen Erdbeben Risse zu bekommen.

Abhängigkeiten reduzieren

Die Zukunftsfähigkeit von IoT-Plattformen birgt Unsicherheiten, aber auch Chancen. Unternehmen können Abhängigkeiten reduzieren, indem sie Strategien für die digitale Transformation entwickeln. Investitionen in Interoperabilität und Notfallplanung sind hilfreich, denn die Konsolidierung der IoT-Plattformen schreitet voran und es bleibt unklar, welche Plattformen sich langfristig durchsetzen werden.

 


Das könnte Sie auch interessieren:

Im Centre for European Research in Trusted AI (Certain) wollen die Beteiligten Technologien entwickeln, bei denen vertrauenswürdige künstliche Intelligenz einen Schwerpunkt bildet. Der Projekt-Kick-off fand nun in Saarbrücken statt.‣ weiterlesen

Patentanmeldungen im Bereich der additiven Fertigung (3D-Druck) sind zwischen 2013 und 2020 mit einer durchschnittlichen jährlichen Rate von 26,3 Prozent gestiegen. Wie das Europäische Patentamt weiter berichtet, wurden seit 2001 weltweit mehr als 50.000 bedeutende Erfindungen im Zusammenhang mit 3D-Druck-Technologien als internationale Patentfamilien (IPF) veröffentlicht.‣ weiterlesen

570 Aussteller präsentieren vom 3. bis zum 5. Oktober im dänischen Herning Innovationen für die europäische Industrie. Rund 100 Aussteller kommen aus Deutschland.‣ weiterlesen

Nach Proelia, IambOO und Giuneco hat der Softwareanbieter Remira mit Optisoft und Gea Soft zwei weitere Unternehmen in Italien übernommen.‣ weiterlesen

Zsuzsanna Friedl wird HR-Chefin bei T-Systems und löst zum 1. Januar Georg Pepping ab, der das Unternehmen verlässt.‣ weiterlesen

Der Robotikspezialist Exotec hat Christian Eberle zum Maintenance Director für Zentraleuropa ernannt. Der studierte Maschinenbauer war zuletzt für Amazon tätig.‣ weiterlesen

Check Point Software Technologies hat in der ersten Hälfte des Jahres 2023 einen massiven Anstieg von DDoS-Angriffen (Distributed Denial of Service) beobachtet. Die Attacken haben dabei ein neues Niveau an Raffinesse, Häufigkeit und Umfang erreicht, mit dem sich Unternehmen nun auseinandersetzen müssen.‣ weiterlesen

Mit dem richtigen Verhalten verhindern Mitarbeitende Cyberattacken – soweit die Theorie. Die Praxis sieht aber anders aus, wie die aktuelle Arbeitnehmerumfrage 'Cybersicherheit in Zahlen' von G Data CyberDefense, Brand Eins und Statista belegt.‣ weiterlesen

Wie können Sie Ihre Mitarbeiter durch KI, mobile Geräte und Roboter in der Instandhaltung und im technischen Service unterstützen? Welchen Mehrwert hat der Einsatz neuer Technologien für die Steuerung knapper Ressourcen und die Interpretation von real-time Daten für die vorausschauende Wartung? Antworten gibt das Anwenderforum 'Einsatz mobiler Lösungen und Technologien' am 18. und 19. Oktober in Hannover.‣ weiterlesen

Nach Schätzungen des Ifo Instituts ging die Zahl der Kurzarbeitenden im August zurück – auch in der Industrie. Jedoch verzeichneten nicht alle Industriebranchen Rückgänge.‣ weiterlesen