Vorbeugende Instandhaltung
Mit Volldampf ins Internet der Dinge
Ob zum Befeuchten im Betonwerk oder in der Automobilindustrie: Auf den Maschinen von Certuss ist Dampf. Obwohl viele Dampfautomaten ihren Dienst im Verborgenen verrichten, steht bei einem Geräteausfall schnell die Produktion still. Das wissen auch die Instandhalter. Jetzt verbindet der Hersteller seine Automaten mit dem Internet der Dinge und behebt viele Fehler aus der Ferne – noch bevor sie auftreten.
Things-Projekt bei Certuss Dampfautomaten. Bild: Deutsche Telekom
Das Internet of Things (IoT) und Industrie 4.0 stehen im verarbeitenden Gewerbe für den gleichen Trend. Es geht um die Vernetzung einzelner Glieder einer Produktionskette miteinander und mit intelligenter Management-Software. Die Ziele sind es, den Betrieb zuverlässiger als bisher zu gestalten und gleichzeitig Kosten zu sparen. Auch die Certuss Dampfautomaten GmbH & Co. KG sieht dieses Potenzial. Thomas Hamacher, Chief Technical Officer des weltweit agierenden Herstellers von Dampfautomaten, schildert: „Unsere Geräte stehen oft im Verborgenen. Fallen sie einmal aus, merken wir es häufig zu spät und der gesamte Produktionsprozess ist beeinträchtigt.“ Digitale Technik soll das nun richten: Certuss vernetzt seine Dampfautomaten mit einer IoT-Lösung der Deutschen Telekom.
Dampfautomat spricht per SIM-Karte mit der Cloud
Die Dampfautomaten der Produktreihe Universal TC verfügen über Mobilfunkkarten, also SIM-Karten, und Mobilfunk-Hardware. Damit sind sie mit der Cloud der Dinge der Telekom verbunden. Diese onlinebasierte IoT-Plattform sammelt Informationen von allen mit ihr vernetzten Dampfautomaten, speichert und wertet sie aus. Mitarbeiter des Maschinenherstellers können von überall und jederzeit auf diese Daten zugreifen und die Verbrauchsdaten der einzelnen Dampfautomaten analysieren. Mithilfe der daraus gewonnenen Erkenntnisse, etwa zu welchen Uhrzeiten besonders viel oder wenig Dampf benötigt wird, lassen sich die Einstellungen der Geräte individuell anpassen. „Mit dieser Machine-to-Machine-Lösung (M2M) verbessern wir den Service für unsere Kunden und gehen den Schritt in Richtung Zukunft und Industrie 4.0“, sagt Hamacher. Die Übertragung der Maschinendaten erfolgt über das Mobilfunknetz des Kommunikationsunternehmens. Auf diese Weise muss der Maschinenhersteller nicht in die IT seiner Abnehmer vor Ort eingreifen. „Ein wichtiges Argument für unsere Kunden“, erläutert der Chefingenieur. Eine verschlüsselte Übertragung der Daten und das Hosting der Cloud-der-Dinge-Plattform in abgesicherten, zertifizierten deutschen Rechenzentren der Deutschen Telekom sorgen für den Schutz der gesammelten Informationen. Die neunte Ausgabe von Rockwell Automations „State of Smart Manufacturing“ Report liefert Einblicke in Trends und Herausforderungen für Hersteller. Dazu wurden über 1.500 Fertigungsunternehmen befragt, knapp 100 der befragten Unternehmen kommen aus Deutschland. ‣ weiterlesen
KI in Fertigungsbranche vorn
Was ist eingentlich M2M und das Internet der Dinge?
Fernwartung sorgt für kürzere Ausfallzeiten
Insgesamt 60 verschiedene Parameter können die verschiedenen Sensoren an und in den Dampfautomaten messen. Druck, Temperatur, Verbrennungszustände, Wasserstand und vieles mehr werden erfasst und aus der Ferne überwacht. Kontinuierlich sendet die Maschine Informationen an die Cloud-Plattform, wo sie ausgewertet werden. Wird ein festgelegter Schwellenwert überschritten, gibt die Plattform selbstständig einen Alarm aus. Die Wartungstechniker können die Informationen über ein Online-Dashboard einsehen. „Wir erhöhen damit die Zufriedenheit unserer Kunden in zwei Bereichen: Im Falle eines Ausfalls benachrichtigen wir automatisch unsere Kunden und einer unserer Techniker kann schnellstmöglich reagieren und den Schaden so gering wie möglich halten. Zweitens lassen sich viele Störungen sogar aus der Ferne beseitigen, ohne dass ein Service-Techniker vor Ort sein muss“, schildert Hamacher. Der Thin[gk]athon, veranstaltet vom Smart Systems Hub, vereint kollaborative Intelligenz und Industrie-Expertise, um in einem dreitägigen Hackathon innovative Lösungsansätze für komplexe Fragestellungen zu generieren. ‣ weiterlesen
Innovationstreiber Thin[gk]athon: Kollaborative Intelligenz trifft auf Industrie-Expertise
Fehler vor dem Stillstand finden und beheben
Das wirklich spannende an der IoT-Lösung ist, dass die Ingenieure des Herstellers auf Basis der erhobenen Maschinendaten Analysen durchführen, wie und wann Störungen entstehen werden. So können sie sich mögliche Schäden schon frühzeitig anzeigen lassen. Fehler werden erkannt und behoben, bevor sie einen Ausfall verursachen. Diese Lösung zur vorbeugenden Wartung erinnert außerdem rechtzeitig daran, wann regelmäßige Kontrollen anstehen. Dass sich mit solchen Predictive-Maintenance-Systemen enorme Wettbewerbsvorteile realisieren, zeigt eine aktuelle Studie des Weltwirtschaftsforums und des Beratungsunternehmens Accenture. Die Autoren errechneten, dass sich mit entsprechenden Anwendungen die Kosten für geplante Reparaturen um zwölf Prozent reduzieren lassen. Wartungskosten sinken damit um fast 30 Prozent. Und ungeplante Stillstände gehen der Studie zufolge um 70 Prozent zurück. „Mit der Datenanalyse gehen wir auf Spurensuche, um anhand der interpretierten Daten die Geräte vorausschauend zu warten“, sagt Hamacher. Sowohl die beschleunigte Störungsbeseitigung als auch die vorausschauende Wartung bringen den Betreibern der Certuss-Automaten mehr Produktivität durch geringere Ausfallzeiten sowie Kostenersparnisse durch präventive Wartung. Auch der Hersteller profitiert: Die ermittelten Daten beeinflussen die Weiterentwicklung der Dampfautomaten, da sie Aufschluss darüber geben, wie sich die Maschinen im täglichen Gebrauch in unterschiedlichen Umgebungen verhalten.
„Wir begleiten Kunden in die Welt der Digitalisierung“h2>Ausfallzeiten minimieren, Prozesse beschleunigen und Ressourcen optimal nutzen: Die Fertigung in der Industrie 4.0 soll nicht nur besser und billiger sein, sondern auch neue Geschäftsmodelle ermöglichen. Wie Unternehmen aus der Digitalisierung Vorteile ziehen können, schildert Dido Blankenburg, Senior Vice President Mobilfunk Corporate Customers der Deutschen Telekom.