Von Schicht zu Schicht
Qualität rund um die Uhr
Das Werk Magna Exteriors & Interiors Hannover fertigt im Schichtbetrieb KFZ-Frontendmodule für einen namhaften deutschen Automobilhersteller. Der Qualitätsanspruch ist hoch. Um Just-in-Sequence-Lieferung einhalten zu können, müssen zudem reibungslose Abläufe jederzeit gewährleistet sein. Ein datenbankgestütztes elektronisches Schichtbuch unterstützt deshalb die effiziente Kommunikation zwischen den Fachbereichen Montage, Spritzguss, Logistik, Qualitätsmanagement und Instandhaltung.
Bei dem KFZ-Zulieferer Magna Exteriors & Interiors (MEI) führt die Software ‘Shiftconnector’ drei zuvor von den Fachbereichen parallel geführte Papierschichtbücher zusammen: Ringbücher, in die pro Schicht ein Blatt Papier eingelegt wurde. „Jedes Jahr kommen so tausende von Seiten zusammen, die Störfälle zwar dokumentieren, das rasche Wiederfinden eines Ereignisses aber so gut wie unmöglich machen“, sagt Ralf Grotjahn, Leiter Produktion und stellvertretender Werksleiter bei MEI Hannover. „Mit jedem Umblättern werden wichtige Informationen einfach weggeblättert.“ Das Ziel lautete deshalb, die ‘Informationskladden’ in einem übersichtlichen, zentralen System zu vereinigen. Der Thin[gk]athon, veranstaltet vom Smart Systems Hub, vereint kollaborative Intelligenz und Industrie-Expertise, um in einem dreitägigen Hackathon innovative Lösungsansätze für komplexe Fragestellungen zu generieren. ‣ weiterlesen
Innovationstreiber Thin[gk]athon: Kollaborative Intelligenz trifft auf Industrie-Expertise
Eine bequeme Stichwortsuche sollte das Blättern im Papiertagebuch ablösen. Die Entwicklung einer eigenen Software hatte das Unternehmen schnell verworfen. Auf der Suche nach der passenden Software wurde das Projektteam im Internet fündig. „Unser Ansatz war von Anfang an, das Rad nicht neu zu erfinden, sondern ein bewährtes Standard-Tool zu installieren, das sich nahtlos in unsere IT-Infrastruktur eingliedert“, erläutert Ralf Grotjahn. „Eine aufwändige Eigenprogrammierung wollten wir vermeiden. Die entsprechende Lösung musste es auf dem Markt doch geben.“ In die engere Auswahl kamen drei datenbankgestützte, elektronische Systeme. Gemeinsam mit der IT-Abteilung und den Fachbereichsleitern entschied sich das MEI Hannover-Team dann für die Lösung des Anbieters Eschbach IT.
Suchen und finden – nicht wegblättern
Ohne zusätzliche Anpassungsprogrammierung ließ sich das Schichtbuch-System schnell an die spezifischen Anforderungen adaptieren. Die bereits vorhandenen und erprobten Funktionen genügten, um die Lösung entsprechend der Anforderungen des Spritzgussunternehmens zu konfigurieren. Mittels einer Listenkonfiguration wurden die Übersichten für die entsprechenden Stellen im Betrieb angepasst, so dass die jeweils relevanten Informationen gefiltert und übersichtlich dargestellt werden und sich so schnell austauschen lassen. Installiert ist die Software zentral auf dem MEI-Unternehmensserver in Hannover, der Zugriff auf die Daten erfolgt über den Web-Browser Internet Explorer. Dadurch war das Aufspielen zusätzlicher Software auf den Clients nicht erforderlich. An insgesamt 50 Arbeitplatzrechnern steht das Programm nun den Schichtverantwortlichen und Vorgesetzten zur Verfügung.
Zusammenhänge bereichsübergreifend erkennen
Das elektronische Schichtbuch erleichtert das zuverlässige Arbeiten an der Montageanlage und das kurzfristige Reagieren auf Probleme in der Produktion. Etwaige Störfälle oder Qualitätsfehler werden fachbereichsübergreifend erfasst, dokumentiert und revisionssicher archiviert. Die Suche nach länger zurückliegenden Einträgen stellt nun kein Problem mehr dar, Zusammenhänge lassen sich aufgrund der Historie wesentlich leichter und schneller zurückverfolgen als zu Zeiten der Ringbücher. Das langwierige Blättern im Papierschichtbuch gehört damit der Vergangenheit an. Nach einem Jahr in Betrieb waren in der Software bereits über 10.000 Berichte, Aufgaben und Weisungen erfasst. Wichtige Termine werden in der Bedienoberfläche der Lösung rot gekennzeichnet. Störfälle, die nicht ausreichend beziehungweise nicht ausführlich genug dokumentiert wurden, werden nacherfasst. „Ein knappes ‘Aufgabe beendet’ lassen die Vorgesetzten und auch ich nicht durchgehen“, erläutert Grotjahn, „da muss schon noch ein erklärender Text dazu. Daraus sollte alles, was man zu einem Störfall wissen muss, hervorgehen, ohne dass Nachfragen notwendig sind.“
Zeitersparnis durch Lektüre im elektronischen Schichtbuch
Beim Schichtwechsel ist das Schichtbuch-System das erste Programm, das gestartet wird. Auch morgens zu Beginn der Arbeit öffnen die Fachbereichsleiter und Vorgesetzten als erstes das elektronische Schichtbuch. Sie erhalten dadurch sofort einen Überblick darüber, was in der zurückliegenden Nacht vorgefallen ist. „Innerhalb von zehn Minuten weiß ich sofort Bescheid, was während meiner Abwesenheit in der Firma passiert ist. So kann ich gezielt auf die Kollegen in den Fachbereichen zugehen und Details hinterfragen“, schildert Produktionsleiter Grotjahn. Die ansonsten jeden Morgen stattfindenden Besprechungen konnten dank der Qualität der erfassten Informationen von fünf auf drei Tage die Woche reduziert werden.