Hochgeschwindigkeitsfräsen der Bliskstufe eines Niederdruck-Verdichters: Die Rückverfolgbarkeit von Materil und Fertigungsprozessen hat Priorität. Bild: MTU Aero Engines

Zusammenspiel von Wareneingang und Fertigung

Das Zusammenspiel zwischen ERP-Anwendung und CAQ-Applikation ist auch für effiziente Prüfabläufe wichtig: Treffen Teile im Wareneingang ein, vereinnahmt und verbucht der ERP-Anwender die gelieferten Komponenten. Anschließend werden in der CAQ-Anwendung die Prüfarbeitsgänge generiert. Zu Beginn der Prüfung wird je nach Stammdatenanforderung die Serialnummer im MES erfasst, geprüft und übernommen. Anschließend führt das Personal die Prüfanweisungen aus. Die nun folgenden Qualitätsprüfungen wie Sicht-, Maß- und Rissprüfungen werden manuell oder über Mess- und Bearbeitungsmaschinen durchgeführt.

Alle Daten aus den insgesamt 130 Anlagen fließen über eine Prüfdatenerfassung in die produktionsnahe IT und stehen für Auswertungen zur Verfügung. Am Ende der letzten Prüffolge folgt der Freigabeprozess für die Rückmeldung an das ERP-System. Ist der systemseitige Plausibilitätscheck auch serialnummernbezogen bestanden, erhält der CAQ-Anwender das entsprechende Abnahmezertifikat mit Unterschrift. Kommt es jedoch zu Verletzungen der Plausibilität, ist der Anwender in der Lage, offene Sachverhalte zu prüfen und abzuschließen. Einen ähnlichen Prozess durchlaufen die Werkstücke im Produktionsprozess für die Schaufel- und Scheibenfertigung sowie in der Montage.

Qualitätslenkung in mehreren Stufen

Auch die Qualitätsingenieure der MTU haben mit Abweichungen zu kämpfen. Um die Abwicklung von Beanstandungen effizient zu gestalten, arbeitet der sogenannte Q-Lenkungsprozess des MES workflowbasiert. Über die Prüfdatenerfassung werden monatlich circa eine Million Messwerte online erfasst und an das CAQ-System weitergeleitet. Tritt eine Abweichung auf, legt das System einen Fehlerdatensatz zum Prüfauftrag und gegebenenfalls zur Serialnummer an, sowohl in der automatisierten Fertigung als auch in der Modulmontage.

Dieser Fehlerdatensatz kann in der sogenannten Kontrolllaufkarte weiterbearbeitet werden. So leitet etwa der Prüfer einen Fehler via Workflow an den Bauteilzuständigen weiter. Kann dieser anhand einer hinterlegten Entscheidgrenze die Beanstandung als akzeptabel bewerten, wird die Komponente wieder freigegeben. Anschließend übergibt das MES alle Daten an den Q-Lenkungsprozess. Dort entscheidet das interdisziplinäre Team des ‚Material Review Board‘ über die Verwendbarkeit des Bauteils. Ein ähnliches Prozedere läuft bei vorab gemeldeten Liferantenfehlern ab.

Analysen für das Qualitäts-Board

Bei der Qualitätsdatenanalyse bedient sich das Unternehmen vorrangig definierter Auswertungen. Online-Fehlerdatenanalysen und Fehlerparetos lassen detaillierte Einblicke in die Qualitätsentwicklung über verschiedene Zeiträume und Produktbereiche zu. Auch die serialnummernbezogenen Auswertungen einer ganzen Baugruppe auf Messwerte, Qualitätsentscheide und Auftragsinformationen stellen eine fundierte Ausgangsbasis für nachträgliche Recherchen dar. Für die Analyse der Prozessstabilität werden Prozessfähigkeitskennwerte auf Basis der variablen Messwerte gemäß des MTU-Regelwerks erstellt. Zudem werden die Kennzahlen ‚Defects per Million‘ und ‚Rejects per Million‘ monatlich an das Business Warehouse übertragen.

Ausbau der Anwendungsgebiete geht weiter

Das CAQ-System hat sich über die vergangenen Jahre bei der MTU bewährt. Deshalb wird die Einsatzbreite der Anwendung durch die Projektverantwortlichen kontinuierlich ausgebaut. Hinzu kommen aktuell Spezialanwendungen wie die Integration der automatischen optischen Sichtprüfanlage in der Schlussprüffolge sowie die Implementierung eines komplexen Erstmusterprüfprozederes für eine schnelle Herstellzulassung neuer Triebwerksmodule.







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