Für die Konstruktion von Artikeln und Werkzeugen stehen dem Lohnfertiger oftmals nur Printmedien oder PDF-Daten zur Verfügung. Barras+Scholze nutzt daher die CAD-Funktionen seines CAM-Systems, um die Konstruktion durchzuführen und die spätere Bearbeitung per Simulation abzusichern.
Bild: Barras+Scholze

3.200 Werkzeuge und 12.000 NC-Programme per Mausklick

Vor der Produktion eines Artikels erhält der Mitarbeiter ein Einrichteblatt für die entsprechenden Maschinen. Hier sind sämtliche Werkzeuge, die Spannvorrichtungen und alle weiteren Betriebsmittel als Zusammenbauzeichnung mit den Hauptmaßen sowie als Stückliste aufgeführt. Barras+Scholze greift dazu auf die Werkzeugverwaltung Tooldirector von Coscom zurück. In dieser sind sämtliche Werkzeuge inklusive Zubehörteile, das heißt von der Grundaufnahme über die Wendeplatte bis zur Spannschraube hinterlegt. Außerdem finden die Mitarbeiter dort integrierte Technologiedaten für Werkund Schneidstoffe. Auch den Zusammenbau von Komplettwerkzeugen können sie mithilfe der Werkzeugdatenbank beschleunigen. So lässt sich durch eine Kollisionsüberwachung bereits im Vorfeld der Produktion prüfen, ob die Werkzeuge und Betriebsmittel in der vorgesehenen Aufspannung Probleme verursachen. In diesem Fall liefert die Software passende Alternativen. Ebenfalls verbessert haben sich die Betriebsmittelbeschaffung und die Bevorratung von Werkzeugen. Auch bereits bei der Konstruktion eigener Vorrichtungen rufen die Mitarbeiter die Informationen in der Werkzeugdatenbank ab und lassen sie in die Konstruktion einfließen.

Dieser Prozess verkürzt die Organisationszeiten vor der eigentlichen Bearbeitung und senkt damit die Produktionskosten erheblich. Angaben zu den Werkzeugen und sämtliche fertigungsrelevanten Daten zu den verschiedenen Artikeln stehen mit wenigen Mausklicks zur Verfügung. Im Fertigungsdatenmanagementsystem Factorydirector kann der Lohnfertiger auf die Datenverwaltung von 20 CNC-Maschinen und auf über 3.500 aktive Artikel mit 12.000 CNC-Programmen zurückgreifen. Gerade im Fall einer erneuten Produktion bestehender Artikel stehen mit nur wenigen Klicks alle Daten sofort zur Verfügung. Dadurch verkürzen sich die Nebenzeiten erheblich und das Unternehmen kann schneller mit der Produktion beginnen.

Postprozessoren: flexibel durch das Joker-Konzept

Neben den Technologiedatenbanken sind insbesondere die Funktionalitäten der CAM-Software für den Mittelständler aus Velbert entscheidend: Da oft nur Printmedien bzw. PDFDateien vorliegen, nutzen die Techniker bei Barras+Scholze die CAD-Funktionalität des Systems zur Konstruktion von Artikeln und Werkzeugen. Sind Kundendaten in den gängigen Formaten DXF, DWG oder Step vorhanden, können sie mit dem System problemlos eingelesen werden. Mithilfe einer grafisch unterstützten Programmierung ermöglicht die Software eine schnelle Bearbeitung. In der Programmierung greift Barras+Scholze auf die Technologien inklusive Simulation für das 2½Dund 3D-Fräsen, für das Bohren sowie für das Drehen für Zwei- und Vier-Achs-Maschinen mit angetriebenen Werkzeugen zurück.

Durch die Simulation von Bearbeitungen unter Berücksichtigung der Aufspannsituation lassen sich Kollisionen beim Programmieren neuer Werkstücke im Vorfeld der Produktion vermeiden. Auch bei der eigentlichen NC-Satzausgabe unterstützt das CAM-System die Mitarbeiter: Durch das ’Joker’-Konzept können sie die Postprozessoren auf dem Stand der aktuellen Maschinenkonfiguration halten, was dem Unternehmen mehr Flexibilität für die Produktion auf Ausweichmaschinen verleiht. Trotz des Einsatzes mehrerer Maschinen- und Steuerungstypen lassen sich die Maschinen und Werkzeuge dadurch mit vergleichsweise geringem Aufwand an neue Fertigungssituationen anpassen. Außerdem können die Mitarbeiter die neuen Möglichkeiten, die sich aus der Anschaffung eines 5-Achs-Bearbeitungszentrums eröffnen, durch eine 3D-Volumendarstellung sowie die Arbeitsraumsimulation umfassend nutzen.

Genauere Kalkulation für höhere Wettbewerbsfähigkeit

Den Einsatz der Maschinen versucht das Unternehmen so zu organisieren, dass möglichst eine gleichbleibend hohe Auslastung erreicht wird. So lassen sich nach Angaben des Geschäftsführers unnötige Kosten vermeiden. Die Software ist in der Lage, die reine Hauptzeit, die die Maschine für die Produktion des entsprechenden Artikels braucht, exakt zu berechnen. Dies unterstützt die Möglichkeit genau zu kalkulieren. Nahezu alle Arbeitsschritte entlang der Wertschöpfungskette laufen dazu inzwischen softwaregestützt ab: angefangen von der CAD-Konstruktion, über die Werkzeugverwaltung und das Fertigungsdatenmanagement bis hin zur Simulation und zur NC-Satzausgabe. Barras führt aus: „Coscom hat maßgeblich dazu beigetragen, unsere Fertigungsprozesse produktiver und effizienter zu gestalten. Nicht zuletzt deshalb können wir uns seit Jahren erfolgreich und wettbewerbsfähig als Lohnfertiger im Markt behaupten.”







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