Optimierungspotenzial im Betrieb ausloten

Die Frage, ob Modernisierungen oder Erweiterungen sinnvoll sind, können die meisten Unternehmen schnell beantworten. Kniffeliger ist da schon die Frage, wo entsprechende Projekte sinnvollerweise ansetzen. Viele Software-Unternehmen bieten daher Analysen über den Status Quo eingesetzter Lösungen an. Je länger eine Software angewendet wird, umso wahrscheinlicher ist es, dass es Verbesserungspotenzial bei der täglichen Nutzung gibt. Die Gründe dafür sind vielfältig: Mitarbeiter verlassen das Unternehmen und nehmen wichtiges Wissen mit.

Denkbar ist auch, dass sich die Aufstellung des Unternehmens im Markt ändert – durch starkes Wachstum, durch eine internationale Expansion oder durch eine Portfolio-Erweiterung. Wird nicht gleichzeitig die Nutzung des Systems konsequent angepasst, verlieren die Prozesse an Effizienz. Um diese Effizienzverluste aufzudecken, schickt Infor beispielsweise ausgewählte Berater vor Ort ins Unternehmen, die mit einem speziellen Fragebogen Interviews mit den Fachbereichsverantwortlichen durchführen. Die Auswertung der Antworten spiegelt die aktuelle Systemnutzung wider. Auf dieser Basis wird zusammen mit den Anwendern ein Maßnahmenkatalog entwickelt: Möglicherweise könnte ein weiteres Modul, eine individuelle Anpassung oder einfach weitere Schulungen ungenutzte Potenziale aktivieren.

Einführungsprojekte kritisch prüfen

Dass der Austausch ganzer ERP-Systeme und einheitliche IT-Landschaften zwangsläufig zu Kosteneinsparungen und mehr Effizienz führen müssen, ist eine weitläufig falsche Annahme. Im Gegenteil: Zwar wird oft die Vereinheitlichung der Geschäftssysteme als Wert für sich verkauft – dieser Wert ist jedoch schwer zu quantifizieren und oftmals vor allem für die IT-Abteilung spürbar. Die Realität zeigt vielmehr, dass alte ERP- oder Patchwork-Systeme mit großem Aufwand, hohen Kosten und mehrjährigen Einführungszeiten abgelöst und durch ein einheitliches ERP-System ersetzt werden. Funktional im Sinne der Abbildung von Geschäftsprozessen ist dadurch aber meist nicht viel gewonnen: Oft wird lediglich das Projektziel vereinbart, die schon funktionierenden Geschäftsprozesse im neuen System abzubilden.

Den Systemwechsel gründlich vorbereiten

Wer sich nach genauer Abwägung für einen Wechsel der Geschäftslösung entscheidet, um beispielsweise auf Betriebsumorganisationen zu reagieren, sollte daher sicherstellen, dass die Zielvereinbarungen Geschäftsprozessverbesserungen oder im besten Fall monetär wirksame Veränderung durch die Neu-Einführung enthalten. Wenn schon viel Geld in ein Projekt fließt, so sollten die Fachabteilungen durch die Systemeinführung auch nachweislich profitieren, und sich nicht nur auf ein neues System einstellen müssen. Letztlich bleibt neben Funktionalität und Bedienung die Steuer einer der wichtigsten Gradmesser für die Entscheidung für oder gegen einen Komplettaustausch: Nur wenn analysiert wurde, ob ein System schon abgeschrieben ist, gehen bereits getätigte Investitionen nicht verloren.

Die Bewahrung von Investitionen ist somit auch das wichtigste Argument für den alternativen Modernisierungsweg der Ergänzung wie bei Meyn oder GSR. Die großen Softwarehäuser bieten inzwischen alle Applikationen an, die die klassischen ERP-Systeme erweitern. Und vielfach schneidet im Kostenvergleich eine Ergänzung besser ab als der Austausch des gesamten Geschäftssystems. Hat der Anbieter zudem das Schnittstellen-Thema und damit den Austausch von Daten zwischen der ergänzenden Lösung und den bestehenden Systemen bereits zufriedenstellend gelöst, kann dieses Vorgehen den Lebenszyklus einer bestehenden ERP-Lösung merklich verlängern.