Die Crenox GmbH hat sich auf die Produktion von Titandioxid spezialisiert, das als weißes Farbpigment vor allem in der Farben- und Lackindustrie benötigt wird. Der Standort in Krefeld besteht seit 1957, musste im Jahr 2009 aber aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten des Mutterkonzerns Insolvenz anmelden. Doch die Prognosen fielen positiv aus, der Betrieb konnte im Frühjahr 2009 neu durchstarten. Dabei galt es, innerhalb von neun Wochen eine effiziente IT-Struktur aufzubauen.
Bild: Crenox
Weiß bedeutet nicht ‚farblos‘: Die Farbe Weiß wirkt erst dann wirklich weiß, wenn ein spezielles Farbpigment vorhanden ist, nämlich Titandioxid. Das gibt es bei der Crenox GmbH aus Krefeld, und Titandioxid kommt unter anderem als Farbpigment in Wandfarben oder Zahncremes zum Einsatz. Mit einer Kapazität von 107.000 Tonnen pro Jahr gehört das Werk zu den europaweit größten Produktionsstandorten. Die Wurzeln des Chemieunternehmens reichen bis ins Jahr 1957 zurück. Damals gehörte das Werk noch zur Bayer AG. Der letzte Eigentümer, die amerikanische Tronox-Gruppe, strich im Januar 2009 im Zuge der Wirtschaftskrise die Segel und zog kurze Zeit später die deutsche Tochter mit. Die Insolvenz war für die Krefelder Schock und Chance zugleich. Weil die Prognosen positiv ausfielen, konnte das Unternehmen im Frühjahr 2009 neu starten – ohne die amerikanische Muttergesellschaft. „Dieser Schritt zog eine IT-Umstellung nach sich, da wir bislang die Konzerninfrastruktur genutzt haben. Der weitere Einsatz der Systeme wäre unwirtschaftlich gewesen und hätte den späteren Verkauf des Standorts erschwert“, beschreibt Stefan Schaap von der Unternehmensberatung Ad Tempus Consulting die Ausgangssituation. Als Interimsmanager begleitet er die Restrukturierung der Crenox GmbH.
Im Frühjahr des Jahres 2009 suchte das Unternehmen nach einem neuen Enterprise Resource Planning-System (ERP). Das Problem: Bereits Anfang August 2009 sollte die neue Unternehmenssoftware ihren Dienst antreten. „Wegen der Kürze der Zeit haben wir uns auf wenige Kandidaten beschränkt. Drei Anbieter kamen in die nähere Auswahl“, erinnert sich Stefan Schaap. Die neue Software sollte branchentypische Anforderungen im Standard abbilden, schnell verfügbar sein und sich in mehreren Schritten einführen lassen. „Uns war klar, dass sich in der vorgegebenen Zeit keine perfekte Anwendung aufbauen ließ. Uns ging es um eine Rumpfapplikation, die wir dann in den folgenden Monaten weiter ausbauen konnten“, erklärt Interimsmanager Schaap. Im Mai 2009 fiel die Wahl auf Microsoft Dynamics NAV. Den Zuschlag für die Implementierung erhielt der Microsoft-Partner Yaveon AG. „Yaveon überzeugte uns mit guten Referenzen, Branchenerfahrung und einem gradlinigen Einführungskonzept“, begründet Björn Krause, IT-Leiter bei der Crenox GmbH, die Entscheidung für den IT-Dienstleister aus Würzburg. Zudem steuerte Yaveon die Branchenlösung Yaveon Probatch bei, die typische Funktionen der Chemieindustrie abdeckt.
Anlagen- und Instandhaltungsmanagement, beispielsweise für die neue Erzmühle, die das Feinmahlen der Titanerze übernimmt, sind direkt an das Geschäftssystem angeschlossen. Bild: Crenox
Spezialsoftware und Geschäftslösung verbinden
Der Startschuss für die Implementierung fiel Ende Mai. Damit blieben dem Projektteam lediglich neun Wochen für die Realisierung. „Auch unter Zeitdruck sind sämtliche Projektphasen sauber zu durchlaufen. Andernfalls wäre die Gefahr zu groß, im Echtbetrieb Probleme zu bekommen“, erläutert Michael Dierdorf, Projektleiter bei der Yaveon AG. Oberste Devise bei der Umsetzung war die strikte Orientierung am Softwarestandard. Eine Besonderheit bei Crenox ist das komplexe Artikelnummernsystem: Zusätzlich zu den gängigen Artikelnummern gibt es sogenannte Lot-Nummern, die innerhalb eines Artikels verschiedene Qualitäten unterscheiden. „Diese stehen in enger Verbindung mit einzelnen Kunden. Artikel dürfen nur dann ausgeliefert werden, wenn auch die Lot-Nummer übereinstimmt. Dieses Beziehungsgeflecht mussten wir in der Software abbilden“, erklärt Interimsmanager Schaap. Hinzu kam die Notwendigkeit, jeder Lieferung ein kundenspezifisches Chargen-Qualitäts-Zertifikat beizulegen. Dies wird von dem neuen Geschäftssystem automatisch erstellt. Mit Blick auf die Systemintegration galt es, zwei Speziallösungen für die Produktionssteuerung sowie das Anlagen- und Instandhaltungsmanagement an Microsoft Dynamics NAV anzubinden. Mithilfe der Integrationsplattform Yaveon ProE-SCM gelang es, die verschiedenen Formate aufeinander abzustimmen und den Datenaustausch zu steuern. „Die gesamte Ersatzteilverwaltung ist in der Instandhaltung angesiedelt. Neue Bedarfsanforderungen werden an Dynamics NAV übermittelt und dort dem Bestellwesen übergeben“, erläutert Stefan Schaap.
Qualitätskontrolle bei Crenox: Im Labor wird die Qualität der Pigmente, feinster Pulverteile aus Titandioxid, geprüft. Bild: Crenox
Rentabilität innerhalb weniger Monate erreicht
Pünktlich zum geplanten Termin trat Microsoft Dynamics NAV bei der Crenox GmbH den Dienst an. Mittlerweile arbeiten rund 100 Mitarbeiter aus den unterschiedlichsten Abteilungen mit der Unternehmenssoftware. Crenox optimierte parallel zur Softwareeinführung einige zentrale Geschäftsprozesse. „Wir haben die Verantwortungsbereiche für Einkauf und Instandhaltung stärker vernetzt. Zudem wurden Debitorenbuchhaltung und Auftragsbearbeitung enger zusammengeführt. Heute arbeiten wir in schlanken, effizienten Prozessen mit deutlich weniger Personen“, betont Interimsmanager Schaap. Die Rentabilität war nur eine Frage weniger Monate. „Verglichen mit den vorherigen IT-Betriebskosten haben wir den Return on Investment (RoI) bereits nach fünf Monaten erreicht“, bestätigt Stefan Schaap. Für die Mitarbeiter bedeuteten die integrierten Strukturen eine Umstellung, doch die Akzeptanz ist hoch. „Jedem war klar, dass es zur Reorganisation keine Alternative gab“, erklärt Schaap. Die Zusammenarbeit mit dem Softwarepartner bewertet er positiv: „Ohne die professionelle Unterstützung und das stringente Projektmanagement von Yaveon hätten wir die Umstellung in so kurzer Zeit nicht geschafft.“ Inzwischen arbeitet des Unternehmen bereits an den nächsten Projekten. Ganz oben auf der Wunschliste stehen dabei die Anbindung des Reklamationsmanagements an die Geschäftssoftware sowie die Erweiterung des hauseigenen Laborinformationssystems.
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