Die Projektziele bei Systemeinführungen produktionsnaher IT haben sich verschoben. Im Fokus stehen weniger die Funktionen an sich als der erzielbare Effizienzgewinn. Bild: Guardus Solutions AG

Comfort by Design

Software-Ergonomie – auch Usability genannt – ist ebenfalls ein sinnvolles Kriterium im Auswahlprozess. Kern dieses Entscheidungsparameters ist bei vielen Betrieben der Wunsch nach einfacher Bedienung. So leicht diese Formulierung klingt, so vielschichtig ist ihre Bedeutung. Die einfache Bedienung im Shopfloor konzentriert sich darauf, in übersichtlichen Arbeitsmasken alles Wesentliche auf einen Blick darzustellen – ohne Scroll-Balken, Pull Down-Menüs oder sogenannte Ribbon-Bars. Hinzu kommt die Forderung nach effizienter Datenerfassung mittels Scanner, RFID-Tags oder Touch-Oberflächen. Bei der Überlegung, welche Rolle der Mensch in zunehmend automatisierten Produktionsumgebungen einnimmt, sollten Entscheider den Gedanken der ‚einfachen Bedienung‘ um die Elemente ‚aktive Prozessfokussierung‘ und ‚Mobilität im Raum‘ ergänzen. Das steigende Automatisierungsniveau wird dazu führen, dass sich der Mitarbeiter von morgen verstärkt als Erfahrungs- und Entscheidungsträger ins Geschehen einbringt, sei es im Shopfloor oder auf Management-Ebene. Gleichzeitig verstärkt sich die Notwendigkeit, zu jeder Zeit und an jedem Ort schnelle und zugleich fundierte Entscheidungen treffen zu können.

Für ein MES hat diese Veränderung gravierende Auswirkungen hinsichtlich Prozessverständnis sowie Informationsaufbereitung und -darstellung. Neben der benutzerfreundlichen Eingabe und Präsentation von Produkt- und Prozessdaten sollten somit auch intelligente Assistenzkonzepte berücksichtigt werden, die dem Anwender exakt jene Informationen liefern, die er für seine Entscheidung oder Tätigkeit im Prozess benötigt – sei es ad-hoc oder tägliche Routine. Grundlage dafür sind beispielsweise Multi Touch-Endgeräte, um neue Arbeitstechniken zu realisieren, welche sich in erster Linie durch standortungebundene Auskunfts- und Entscheidungsfähigkeit auszeichnen. Vor diesem Hintergrund geht es künftig nicht länger nur um Systemfunktionen, sondern um kontextabhängige Informationen, die auf das Wesentliche reduziert werden und bereit stehen, wenn der Anwender sie braucht. Dazu gehören auch Business App-Konzepte, deren Bedienkomfort darauf ausgerichtet ist, eine klar umrissene Menge an Informationen einfach und schnell zu konsumieren. Der Entscheidungsparameter Comfort by Design spielt darüber hinaus in Sachen Schulungsaufwand eine zentrale Rolle. Vergleicht man die Shopfloor-IT mit Enterprise Recource Planning-Umgebungen (ERP), wird deutlich, dass dort eine Vielzahl an Mitarbeitern in kurzer Zeit mit dem System vertraut gemacht werden muss. Im Bereich Business Software ist das Gegenteil die Regel – es steht mehr Zeit für deutlich weniger Anwender zur Verfügung.



Im Bild: Andreas Kirsch, Vorstandsmitglied der Guardus Solutions AG.

Die passende Methode wählen

Last but not least muss das Beherrschen von Prozessen auch in der Projektkompetenz des präferierten MES-Anbieters verankert sein. Richtet sich die Einführungsmethode nicht an der Komplexität und Dynamik eines Einführungsvorhabens aus, steigt das Risiko von Verzögerungen massiv an. Als besonders riskant haben sich dabei langwierige, iterative Verfahren in bewährter ERP-Projektmanier erwiesen, die mit Shopfloor-Einführungen wenig zu tun haben. In der Werkhalle gilt es vielmehr, den MES-Gedanken schrittweise über Produktsegmente, Linien oder Werke umzusetzen. Selbstverständlich sollte das ‚große Bild‘ stets vor Augen sein – doch diese Vorstellung verändert sich oftmals im Projektverlaufs deutlich. Werden die Vorteile eines durchgängigen Manufacturing Execution Systems erst einmal im Alltag spürbar, gibt selbst die Controlling-Abteilung schnell grünes Licht für Folgeprojekte. Kaum eine Software-Einführung bietet attraktivere Effizienzziele: Ein Return on Invest von rund sechs Monaten sind im MES-Umfeld keine Seltenheit.







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