„80 Prozent der Unfälle in der Intralogistik sind vermeidbar“, sagt der Sachverständige Waldemar Marinitsch. Bild: TBM Hightech Control GmbH

Sicherheit modifiziert

Nach den Entwicklungen mobiler Personenschutzsysteme beziehungsweise mobiler Personenschutzanlagen für Flurförderzeuge im Schmalgang kommen aus der Sicherheitsforschung mit der Lösung ‚Nocoll‘ weitere präventive Lösungen für die Intralogistik. Mit einem Aktionsradius von etwa fünf Metern um das Stapler-oder Mitgängerfahrzeug und ständig durch Pick-Voice abgelenkt, mit im Schnitt rund 56.000 oder mehr Hand-Picks – dem Aufnehmen der Waren von Hand – ist der Fahrer an einem Arbeitstag besonders hohen psychischen Belastungen und Stress ausgesetzt. Durch die Vielzahl gefahrenerhöhender Situationen, dem Zeitdruck, dem ständigen ‚Stopp and Go‘-Betrieb und der Dimensionalität motorischer Aktivitäten steigt das Unfallrisiko. So fällt es zum Beispiel beim Rückwärtsfahren mit einem Gabelstapler schwer, gleichzeitig noch andere Steuerbewegungen auszuführen. Inwieweit eine entsprechende Nachrüstung der Stapler notwendig und sinnvoll ist, sollte im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung ermittelt werden. Dabei sind entstandene Unfälle oder gefährliche Situationen, verursacht durch Rückwärtsfahren von Staplern, genauso zu berücksichtigen, wie die Anhäufung von akustischen Signalen.

Je nach betrieblichen Gegebenheiten weisen optische Signale wie zum Beispiel eine Rundumleuchte auf dem Stapler oder ein akustisches Signal auf eine Gefahrensituation hin. Die Geräuschkulisse und andere örtliche Einflüsse können sich jedoch im hektischen Betriebsalltag negativ auf die Wahrnehmung der Signale auswirken. Staplerhersteller können daher das Sicherheitsportfolio beispielsweise mit der Rückraum-Warneinrichtung ‚RRW-107plus‘ aufrüsten. Mit dem für alle frei verfahrbaren Elektro-, Diesel- und Gasstapler kann der Staplerfahrer somit Unfälle beim Rückwärtsfahren vermeiden. Das System basiert auf Ultraschall-Technik, ist Canbus-gesteuert und führt nach jedem Einschalten (Rückwärtsfahren) einen Selbsttest durch. Die aktive Kollisionswarnung besteht aus einer einstellbaren Drei-Zonen-Überwachung mit automatischer Geschwindigkeitsreduzierung bis hin zum Fahrzeugstopp als zusätzliche Sicherheitsmaßnahme. Erhöhte Sicherheit verspricht ein präventives Kollisionsschutzsystem, basierend auf Infrarottechnik. Dieses kann an definierten Gefahrstellen auf Verkehrswegen im Indoor-Bereich Unfälle und Schäden verhindern. Dazu kommuniziert ein mit ‚Nocoll‘-Sensoren ausgestattetes Fahrzeug mit den am Baukörper installierten Sensoren und reagiert bereits vor einer drohenden Kollision.

Unterstützung für den Fahrer

Das Fahrer-Assistenz-System für Stapler der Intralogistik knüpft an Lösungen der Automobiltechnik an und unterstützt den Fahrer eines Staplers bei seiner Fahrt auf innerbetrieblichen Verkehrswegen. Es warnt ihn an spezifischen Gefahrstellen frühzeitig vor einer drohenden Gefahr, weist ihn auf Unachtsamkeiten und Nachlässigkeiten hin und greift gegebenenfalls über eine vom Fahrzeug-Hersteller eingerichtete Schnittstelle in das Motormanagement des Staplers ein. Dabei kann das Fahrzeug gestoppt werden, die Geschwindigkeit situationsbedingt reduziert oder die Hubhöhe begrenzt werden. Mit dem System lassen sich Gefahrsituationen entschärfen und sicherer gestalten. Daraus können sich zeitliche, finanzielle und wirtschaftliche Vorteile für ein Unternehmen ergeben. Diese lassen sich auch in einer höheren Verfügbarkeit der Fahrzeuge abbilden. „In verschiedenen Projekten wurden nach einer Gefährdungsbeurteilung der markantesten Gefahrenbereiche im Lager und einer folgenden Gefährdungsanalyse verschiedenste Situationen analysiert. Mit der zunehmend auch von zuständigen Behörden anerkannten Ersatzmaßnahme, hebt sich der erreichte Sicherheitsstandard unter anderem auch in Regalgängen vom Stand der Technik erheblich ab“, sagt der Sachverständige Waldemar Marinitsch.

Im Spoiler vormontiert

Die Komponenten der Lösung werden im Spoiler vormontiert. Über den Universal-Schnittstellenstecker, der vom Fahrzeughersteller vorkonfiguriert und am FFZ-Dach bereitgestellt wird, findet die Stromversorgung und Beschaltung des Geräts statt. Hierdurch entsteht für den Endkunden eine hohe Flexibilität, speziell wenn ein FFZ-Mix besteht, Mietgeräte, bestehende Geräte und Neugeräte betroffen sind. Eine zweite, kleinere Version, steht für Geräte ohne Dachaufbau wie Schlepper oder Kommissionierer mit kundenseitigem Montagebügel zur Verfügung.