Potenzial in Wartungsprozessen

Eine bereits 2007 von der Aberdeen Group durchgeführte Studie über branchenführende Unternehmen hat gezeigt, dass Unternehmen mit Angeboten für präventive Wartung zufriedenere Kunden, profitablere Kundenbeziehungen, längere Betriebszeiten der Anlagen und eine weniger ungeplante Auftragsstruktur haben – kurz, sie gelten als bevorzugter Lieferant. ERP ermöglicht es, integriert neben traditioneller auch gegensteuernde proaktive Wartungsoptionen zu entwickeln. Beispielsweise ist Fernüberwachung über Web-Services ein Weg, die Qualität von Servicelevels unmittelbar zu erhöhen und in den Fertigungsprozess einzubinden. Doch Qualität ist für jeden Kunden mit anderen Kriterien verbunden.

Integrierte Qualitätssicherungstools ermöglichen es, externe und eigene Warenlieferungen zu prüfen und einer Nachverfolgbarkeit von der Quelle bis hin zum Endkunden zu unterziehen. Dies ist insbesondere für Elektronikhersteller in sensiblen Branchen wie Medizintechnik oder Luft- und Raumfahrt wesentlich. Individuelle Einschränkungen sorgen dafür, dass nur Komponenten und Rohmaterialien ausgeliefert werden, die auch teilweise einzeln vereinbarten Standards entsprechen. Internationale Wertschöpfungsprozesse zeigen dabei Tücken vor allem bei den unterschiedlichen länderspezifischen Rechtsvorschriften, Richtlinien und Industriestandards. Daher bietet der Plattformansatz mit einer konsistenten Architektur sowie zentraler Datenhaltung einen schlüssigen Weg, um Governance, Risk und Compliance auf wirtschaftliche Weise in den Unternehmensprozessen zu verankern. So wird es auch möglich, die Sicherheit- und Compliance-bezogenen Daten für Audits und ein automatisiertes Berichtswesen zugänglich zu machen.

Integrierte Datenbasis schaffen

Als System, das sämtliche Wertschöpfungsprozesse im Unternehmen unterstützt und kontrolliert, ist ERP die logische Grundlage für Business Intelligence (BI). Die Integration von ERP mit BI ermöglicht es, aus dem bereits bestehenden, zentralen ERP-Datenpool direkt und in Echtzeit von Entscheidungsunterstützung über BI-Funktionen zu profitieren. Die BI-Analysen sorgen dafür, dass kritische Informationen in leicht lesbaren Formaten zur Verfügung stehen und Zusammenhänge aus verschiedenen Perspektiven – etwa für Produktion, Finanzen, Vertrieb – betrachtet werden können, um Fortschritte für strategische Ziele zu verfolgen oder Anomalien schnell zu erkennen.

Diese Aussage lässt sich auch auf die Integration von Customer Relationship Management (CRM) übertragen. Denn von transaktions-, funktions- und gewinnbasierten Verkäufen geht der Trend hin zu langfristigen Verkaufspartnerschaften. Ein mit den Unternehmensprozessen integriertes CRM kann helfen, Beziehungen mit Kunden fundiert zu begleiten und zu entwickeln, Mehrwert aus dem Pre- und After-Sales Support zu schaffen und dabei auch das Product Lifecycle Management (PLM) einzubeziehen.

Portfolio und Produkte im Blick

Denn die kontinuierliche Entwicklung von Produktdesigns gehört zum Kerngeschäft von Elektronik-Herstellern. PLM dient dabei als zentraler Speicher für alle mit den Produkten verbundenen Informationen – von originalen Design-Dokumenten bis hin zu kompletten Stücklisten und detaillierten Anweisungen für die Herstellung der Endprodukte. Über ein in das ERP integrierte System sind PLM-Informationen für jeden Systemanwender im Unternehmen oder auch für Partner verfügbar.

Dieser Ansatz unterstützt auch eine verzahnte Produktentwicklung, die bereits in der Anfangsphase von Produktdesigns Disziplinen koordiniert und die Zeit bis zur Marktreife verkürzt: Die Produktion kann vor Fertigstellung des Designs Herstellungsprobleme identifizieren und lösen, Vertrieb und Marketing unterstützen Entwickler bei der Bewertung von Produktmerkmalen. Der unternehmensweite Zugriff auf Produktdaten hilft auch dem Support um Kundenprobleme schnell zu identifizieren und zu lösen sowie in der Rückkopplung Verbesserungen bei Neuentwicklungen einzubringen. Dies ist besonders wichtig für die wachsende Zahl an High-Tech-Unternehmen, die den Produktsupport als Quelle für zusätzliche Umsätze positionieren.

Global durchgängige Prozesse

Um trotz dezentraler Geschäftstätigkeit im ERP durchgängig integrierte Prozesse zu realisieren, sind zwei Aspekte ausschlaggebend: Zum einen muss die ERP-Software mehrsprachig und mehrmandantenfähig sein. Zum anderen bedarf es einer Software-Architektur, die dem Anwender gestattet, das System je nach Bedarf On-Premise, als Software-as-a-Service oder in der Cloud zu betrieben. Hilfreich ist zudem ein Two-Tier-Ansatz, um auch kleine Niederlassungen im Ausland anbinden zu können. So lassen sich einerseits Produktions-, Vertriebs- und Lagerstandorte weltweit durchgängig verwalten zu steuern, als auch Partner wie beispielsweise Auftragsfertiger, Design-Entwickler und Zulieferer an die zentrale Unternehmenssoftware zu integrieren.

Aktuelle Systeme geben Fertigungsunternehmen auf diese Weise Möglichkeiten an die Hand, sich individuell von Wettbewerbern zu differenzieren und dabei gleichzeitig schlanker, flexibler und schneller am Markt zu agieren. Branchenspezifische Lösungen sind damit mehr als ein Werkzeug, um Prozesse besser abzubilden. Die gezielte Unterstützung der Reaktionsfähigkeit von Fertigungsunternehmen kann Freiräume schaffen, die zu einem deutlichen Entwicklungs- und Wachstumsschub verhelfen können.