Smart Metering

Gesicherte Intelligenz im Netz

Smart Grids und Smart Metering zählen zu den Topthemen der Hightech-Trends 2012. Eng damit verbunden ist die Frage nach der Sicherheit der zugehörigen Messgeräte und IT-Systeme im Unternehmen. Das betrifft sowohl die Kontrolle der Zugriffsrechte von Anwendern und Applikationen, als auch die Protokollierung der Aktionen am Smart Meter selbst.

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Die jüngste Bitkom-Marktstudie zur ITK-Branche deutet darauf hin, dass das Thema E-Energy, also Smart Grids und Smart Metering, zu den zehn Topthemen der Hightech-Trends für das Jahr 2012 zählt. Langfristig daraus resultierende Ziele für eine verstärkte Nutzung dezentraler, regenerativer Energiequellen, CO2-Einsparungen und effizienten Energieeinsatz werden in den Prozess- und IT-Landschaften der Unternehmen erhebliche Systemänderungen nach sich ziehen. Um hier mehr Klarheit zu schaffen, fordert die Bundesnetzagentur im Eckpunktepapier ‚Smart Grid und Smart Market‘, die Themen intelligente Netze oder ‚Smart Grids‘ und intelligente Märkte oder ‚Smart Markets‘ klar voneinander abzugrenzen. Dem zu Beginn des Jahres veröffentlichten Bericht zufolge gehören Maßnahmen, die Kapazitäten und Steuerungsmöglichkeiten des Netzes erhöhen, zum Bereich Smart Grid. Die Bezeichnung Smart Market hingegen umfasst Aspekte, wie erneuerbare Energien besser integriert werden können oder wie der Verbrauch durch neuartige Tarifsysteme beziehungsweise Dienstleistungen beeinflussbar ist.

Auswirkungen für Anbieter und Unternehmen

Beide Bereiche betreffen aus technologischer Sicht vordergründig vor allem die Energieversorger, doch für produzierende Unternehmen ist mit den tief greifenden Veränderungen des Energiemarktes langfristig der Einsatz zusätzlicher Kommunikations-, Mess-, Regel-, Steuer- und Automatisierungstechnik sowie von neuen IT-Komponenten verbunden. Am Ende der Versorgungskette steht das Smart Meter, von dem insbesondere auch die Industrie profitieren kann. Durch den Einsatz intelligenter Mess- und Regelgeräte vor Ort, dem Smart Metering, kann der Energieverbrauch im Unternehmen genau erfasst und visualisiert werden, um dadurch beispielsweise intensive Energieabnehmer wie Klimaanlagen, Druckluftgeräte und Heizung zu lokalisieren und zu optimieren.

Energiekomfort fordert ­Sicherheit

Mit der zunehmenden Verbreitung intelligenter Systeme zum Erfassen und Regeln des Energie- und Betriebsstoffverbrauchs gewinnt jedoch auch die IT-Sicherheit an Bedeutung. Das Verhindern von unbefugten Zugriffen auf Daten und Steuerungsmechanismen dürfte nicht nur im Jahr 2012 ein weiteres Topthema darstellen. Intelligente Stromnetzte und Verteilmechanismen sind davon gleich in mehrfacher Hinsicht betroffen. Denn jedes der ‚Smart-Energy‘-Themen zeigt seine eigenen kritischen Punkte, wenn es um die Sicherheit geht. „Die Möglichkeit, über Smart Meter auf die Stromversorgung vor Ort per Fernsteuerung leitungsgebunden oder drahtlos zuzugreifen und Daten auszulesen, erfordert eine umfassende Überwachung“, erklärt Matthias Maier, System Engineer und IT-Sicherheitsexperte bei Loglogic Deutschland. „Schließlich sind damit die klassischen Risiken gegeben, wie sie aus der Internetkommunikation bekannt sind. Das betrifft zum einen die Kontrolle der Zugriffsrechte von Anwendern und Applikationen. Zum anderen ist eine Protokollierung der Aktionen am Smart Meter erforderlich, etwa um eine ordnungsgemäße Steuerung nachweisen zu können, was auch rechtliche Aspekte hat. Erste Erfahrungen sammeln wir hier bei Pilotprojekten in den USA, wo unsere Log Management Lösungen für die Protokollierung von Status- und Funktionsabfragen eingesetzt werden.“

Netzaktivitäten per Log- Management im Blick

Da jedes elektronische Gerät und IT-System zu jeder Aktivität Log-Files erstellt, sind die Protokolldateien als kleinster gemeinsamer Nenner die logische Basis für eine übergreifende Echtzeit-Überwachung von technischen Infrastrukturen. Lückenlos gesammelt und kontextbezogen analysiert ermöglichen Log-Files einen detaillierten Einblick in jegliche Art von Netzaktivitäten. In Deutschland ist Log Management für die Steuerungssysteme der Stromtransport- und -verteilnetze bereits weit verbreitet. „Die IT-Systeme für das Management von gut zwei Drittel der deutschen Hochspannungsleitungen und über 1.100 Umspann- beziehungsweise Schaltanlagen werden bereits mit Loglogic-Lösungen im Hinblick auf Anomalien, Trojaner, Sicherheitslücken oder unberechtigte Zugriffe protokolliert. Auch Störungen in den Steuerungssystemen, Kapazitätsengpässe oder fehlerhafte Konfigurationen werden damit sichtbar“, sagt Maier.

Annäherung von Energienetz und produktionsnaher IT

Spannend wird es bei steigender Intelligenz der Netze. „Die Projekte in den USA zeigen, dass kombinierte Informationen aus Smart Metern und dem Smart Grid beispielsweise für Mustererkennung, Vorhersagen und damit auch vorausschauendes Netzmanagement genutzt werden sollen – die Entwicklung von Anwendungen steht aber erst am Anfang.“ Dies zeige, dass Smart Energy unmittelbar auch mit zwei weiteren Top-Themen der ITK-Branche zusammenhängt: Cloud Computing und Big Data. „Intelligente Stromnetze zu betreiben bedeutet, enorme Massen an Daten zu erfassen, zu analysieren, für unterschiedliche Anwendungen zur Verfügung stellen und zu speichern“, so der Ausblick von Matthias Maier. „Smart Grid, Cloud und Big Data treiben sich gegenseitig voran, die Fortschritte in der IT eröffnen neue Perspektiven für die Energieversorgung und umgekehrt. Das heißt aber auch, dass sich produktionsnahe IT und Systeme für das Unternehmensmanagement weiter annähern, die Komplexität und die Abhängigkeiten der Infrastrukturen steigen. Das Monitoring von Netzen wird daher immer mehr zur zentralen Grundlage für die Unternehmenssteuerung und Entscheidungsfindung.“

Smart Grids: Impulsgeber für die Industrie

Dem VDE-Trendreport 2011 zufolge erwarten die Mitgliedsunternehmen des Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e.V. (VDE) zentrale Impulse für den Wirtschaftsstandort Deutschland vor allem in den Bereichen Energieeffizienz, Smart Grids und Elektromobilität. Gut 50 Prozent der 1.300 befragten Unternehmen sowie Lehrende der Elektro- und Informationstechnik sehen demnach im Thema Smart Grid einen globalen Leitmarkt, der von einem sich verschärfenden weltweiten Wettbewerb geprägt wird. Nach Angaben der Untersuchung ist im internationalen Vergleich in der Bundesrepublik die mit Abstand höchste Technikkompetenz zur Realisierung von Smart Grids zu finden. Smart Grids beschleunigen laut VDE-Umfrage den dezentralen Ausbau erneuerbarer Energien, leisten einen wichtigen Beitrag zum Erreichen der EU-Emissionsziele und sind notwendige Voraussetzung zur weiteren Integration erneuerbarer Energien in die Energieversorgung. Dass intelligente Stromnetze den Wirtschaftsstandort stärken und die deutsche Innovationsführerschaft sichern, gab rund die Hälfte der Befragten an. Positive Kosten- und Preiseffekte erwarten immerhin vier von zehn Unternehmen.

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