Die Datenbank der Konstruktionsanwendung Engineering Base von Aucotec arbeitet nach dem ‚Single Source of Truth‘-Prinzip. Wird zudem im Entwicklungsprojekt ein ‚Denken nach Anfforderungen‘ praktiziert, kann das Werkzeug als führendes Product-Livecycle Management-System eines Fertigungsbetriebes dienen. Bild: Aucotec AG

Komplexe Projekte stemmen

Mit der steigenden Anzahl komplexer Produkte, wie sie im Kontext von Industrie 4.0-Konzepten verstärkt gefordert werden dürften, wird auch der prüf- und verfolgbare Blick auf Kunden-Anforderungen zunehmend wichtiger. Die Engineering-Plattform mit ihrer funktionsorientierten Sicht im Objektmodell und der Mehrschicht-Architektur mit integriertem SQL- sowie Application-Server ist darauf auslegt, ein möglichst durchgängiges Projekt-Management zu unterstützen: Dafür werden Anforderung zunächst als Funktion angelegt. Erst grob, für die Funktion Transportieren beispielsweise mit Angaben zu Menge, Material, gewünschter Geschwindigkeit und Streckenlänge. In der darauf folgenden Phase der technischen Umsetzung wird weiter detailliert, indem zum Beispiel festgelegt wird, für die Strecke Transportbänder zu verwenden. Weitere Detaillierungsstufen könnten definieren, mehrere Bänder hintereinander zu schalten oder die Ausfallsicherheit durch parallel laufende Bänder zu erhöhen. Auch wenn Planer eine Transportanforderung in acht Bänder mit 16 Antrieben umsetzen und dies in Teilfunktionen strukturieren, sind diesen Motoren nach wie vor die Daten für die Zielerreichung entsprechend den Anforderungen zugeordnet. Erst am Ende der Umsetzungen werden der Hersteller – falls nicht vom Abnehmer bereits vorgegeben – und die Materialnummer des Antriebs festgelegt.

Änderungsinformationen sichtbar hinterlegen

Bei wiederholter Bestellung derselben Maschine lassen sich auf Basis einer funktionsorientierten Sichtweise auf das Engineering kleine Abweichungen hinterlegen, wenn etwa eine Maschine für ein anderes Werk mit anderer Spannung benötigt wird. Der Ansatz soll verhindern, dass Details mühsam und zeitraubend aus einer Anforderungsbeschreibung herausgefiltert werden müssen, insofern die Änderungsinformation überhaupt an der richtigen Stelle im System hinterlegt wurde: Es soll schon Fälle gegeben haben, in denen bei der ersten Inbetriebnahme einer Anlage sofort alle Lichter ausgingen, die Motoren zerstört waren und der Mehraufwand wegen verzögerter Inbetriebnahme samt der Lieferstrafe deutlich höher ausfielen als der Wert der Motoren.

Mit zentraler Datenhaltung Missverständnissen vorbeugen

Mit dem Anforderungswissen aus der Auftragsdokumentationen sind meist vor allem die Mechanik-Fachleute eines Projektes in vollen Umfang vertraut. Bei Dokumentationen mit einem Umfang von 100 Seiten kann die Übersicht schon einmal verloren gehen. Um dem vorzubeugen, stehen in Engineering Base die Informationen zur Umsetzung einer Anforderung den Mechanikern und Elektrotechnikern für ihr jeweiliges Projekt unmittelbar zur Verfügung. Das können auch Parameter wie Umgebungstemperaturen, Luftfeuchtigkeit oder andere Umwelteinflüsse sein, die im Betrieb auf die Anlage einwirken werden. Jedes eingeplante Gerät ist dem Konzept der Konstruktionsanwendung entsprechend einer definierten Anforderung zugeordnet, da die Einheit ihre Leistung später in der vorgegebenen physische Welt erbringen muss. Durch dieses Vorgehen können Änderungen bis zu jedem zugeordneten Detail einer Funktion nachvollzogen werden. Die Grundlage dafür liefert das zentrale Datenmodell der Lösung, die dadurch gleichzeitig simultanes Arbeiten von Konstrukteuren unterstützen kann. Zudem bietet die granulare Sicht auf den Planungsstand den Vorteil, dass vielen Missverständnissen und Fehlbestellungen vorgebeugt und Lieferverzögerungen entgegen gewirkt werden kann.