Shop Floor-Lösung integriert

Ein Datenfluss vom Werker bis ins Management

Um Maschinenverfügbarkeit und Rüstzeiten abzustimmen, Stillständen vorzubeugen und Preise zu kalkulieren, setzt HKR auf eine MES-Lösung der GBO Datacomp GmbH. Tief in das ERP-System integriert, liefert die Software beim Hersteller von gas- und wasserführenden Komponenten entscheidungsrelevante Daten an Werker, Controlling und Management.



Geschäftsführer Dr. Rolf Tappe (links) und Projektleiter Alexander Zänkl.
Bild: HKR GmbH & Co. KG

Die HKR GmbH & Co. KG im oberpfälzischen Roding mit rund 200 Mitarbeitern fertigt Produkte vor allem für die Bereiche Heiztechnik, Automotive und Sanitär. Die Kernkompetenz liegt in der Herstellung von gas- und wasserführenden Komponenten sowie Dreh- und Schmiedeteilen. Das Unternehmen hat 50 Jahre Erfahrung in der spanabhebenden Fertigung und ist eine Tochter der Vaillant Group, einem weltweit agierendem Anbieter von der Heiz- und Klimatechnik. HKR ist zertifiziert nach der ISO TS16949 und liefert mehr als 50 Prozent seiner Produktion in das europäische Ausland.

Lückenhafte manuelle Auswertung

Rund 70 Maschinen sind bei dem auf die Zerspanung von Messing, Stahl und Aluminium spezialisierten Betrieb im Einsatz. „Zwar haben wir bereits vor der Implementierung des MES-Tools Taktzeiten, Stillstandszeiten- und Gründe erfasst – allerdings alles manuell“, berichtet Alexander Zänkl, Certified IT Business Manager und IT-Koordinator der HKR. „Das war extrem aufwendig, schwierig und lückenhaft. Deshalb konnten wir uns lediglich auf die am stärksten ausgelasteten Maschinen konzentrieren. Die Auswertungen mussten anschließend manuell ins Excel übertragen werden. Unter dem Strich wurde also recht wenig ausgewertet.“ Um eine weitreichende Übersicht hinsichtlich der Maschinenverfügbarkeit und -auslastung, (ungeplanter) Stillstände, Rüstzeiten und anderer relevanter Produktionsdaten zu erhalten, prüfte der Betrieb eine Reihe von MES-Lösungen.

Die Anforderungen des Zerspaners an ein solches System waren vor allem Hilfe bei der Identifikation störanfälliger Maschinen, das Aufdecken von Produktionsreserven durch die Auswertung von Maschinennutzungsdaten sowie die Möglichkeit, anhand der vom MES bereit gestellten Daten eine Nachkalkulation durchführen zu können. „Wichtig war uns, mithilfe der erfassten Produktionsdaten unsere Preise realgetreu kalkulieren beziehungsweise überprüfen zu können“, sagte Geschäftsführer Dr. Rolf Tappe. Des Weiteren wollte das Unternehmen mit dem Assistenzsystem seine Qualität sichern und verbessern sowie die Flexibilität der Maschinen bestmöglich nutzen. Zugleich sollte mit der Modernisierung das Personal motiviert werden.

Robuste Terminals für den Produktionseinsatz

Der oberpfälzische Betrieb entschied sich für die MES-Lösung Bisoft der GBO Datacomp GmbH. Der Full Service-Dienstleister aus Augsburg bietet Systeme für das Fertigungsmanagement zur Erfassung, Verarbeitung und Auswertung von Produktionsdaten und hat sich auf die Maschinenanlagenintegration via SAP spezialisiert. „Der Zuschlag an GBO Ddatacomp hatte mehrere Gründe“, schildert Zänkl. „Wichtig war allen voran eine Vernetzbarkeit mit SAP.“ Außerdem brauchte das metallbearbeitende Unternehmen robuste Terminals für die Datenerfassung. Während viele Software-Anbieter Terminals aus Kunststoff führen, lieferte der Software-Hersteller seine Geräte in einer Aluminium-Ausführung. „Ein absolutes Plus, da unsere mechanische Bearbeitung in einem öligen Umfeld stattfindet und das benötigte Rohmaterial massiv und schwer ist“, erläutert Zänkl. Weitere Voraussetzungen an die Hardware waren die Bedienfreundlichkeit bei Dateneingabe und -auswertung, das Preis-Leistungsverhältnis sowie der Service und Support.



Bei der HKR GmbH dient eine MES-Anwendung als Datendrehscheibe, um Transparenz, Kontrolle und Synchronisation in die Abläufe zu bringen. Bild: HKR GmbH & Co. KG

Produktionsreserven entdecken und nutzen

Die Implementierung der modularen MES-Anwendung erfolgte Schritt für Schritt. 2009 wurde zunächst die Maschinendatenerfassung integriert, 2011 das Modul zur Fertigungssteuerung Bisoft FLS. Dadurch konnten Prozesse verschlankt, Verschwendungen reduziert und die Produktion sowie das Supply Chain Management aufeinander abgestimmt werden. Im Ergebnis führte dies zu Kostenreduzierungen, Qualitätssteigerung und höherer Flexibilität. Hinzu kommen Anpassungen und Ergänzungen des Systems, die der Software-Hersteller auf Wunsch des Fertigungsunternehmens umsetzte. Dazu zählen die Materialanforderung der Produktion oder die Ausschussprotokollierung. Seit dem Einsatz der Anwendung basiert das komplette interne Reporting beim Zerspanungsspezialisten auf die MES-Daten. Mehr als 100 Maschinen wurden zum Start der Lösung integriert.

Die tiefe Vernetzung mit dem SAP-Modul zur Bedarfsplanung PP-MRP über Online-Schnittstellen ermöglicht den Datenaustausch zwischen den Maschinen und der ERP-Welt. Die im Lauf des Moduls erzeugten Planaufträge werden in das MES übertragen und von Brokern und Vorarbeitern auf die Maschinen verplant. Über die Shop Floor-Lösung können zudem aktiv Planaufträge im ERP initiiert und angelegt werden. In Form von Maschinenfahrplänen wird der geplante Auftragsvorrat sowohl direkt an den PC-Arbeitsplätzen als auch an der Maschine angezeigt. Die Werker sind somit in den Informationsfluss integriert. So funktioniert das MES-Tool als Datendrehscheibe in der Fertigung. Von allen Maschinen sind auf jedem Rechner des Betriebes relevante Produktions- und Maschinendaten online abrufbar: Für die Broker, die die Aufträge planen und steuern; für die Vorarbeiter, die die Aufträge an die Maschinen weitergeben, für die Mitarbeiter in Produktion und Logistik ebenso wie für Abteilungs- und Werksleiter. Auch das Controlling, die Arbeitsvorbereitung sowie die Messtechniker und Qualitätssicherung sind in den Informationsfluss eingebunden. Die Produktionsprozesse werden auf diese Weise übersichtlicher, und lassen sich gut kontrollieren und aufeinander abstimmen.

„Wir können eindeutig festhalten, dass wir mit dem MES-Tool viele ungenutzte Produktionsreserven aufdecken, Prozesse verschlanken und somit große Einsparungen erzielen konnten“, sagt Dr. Tappe. Für die Zukunft planen das Unternehmen mit dem Werkzeug ebenfalls ihre Produktionsbelieferung sowie die Rüstabfolge auf den Maschinen zu optimieren.