Schulterschluss von Forschung und Wirtschaft gefordert

Wie geht es weiter mit der Industrie 4.0?

Lange Zeit stand der Wandel zur Dienstleistungsgesellschaft im Fokus von Gesellschaft und Politik. Mit dem Industrie 4.0-Trend rückt jedoch derzeit die wertschöpfende produzierende Industrie wieder in den Fokus vieler Akteure. Ohne Wertschöpfung gibt es keinen Wohlstand und auch Dienstleistungen sind eng mit der Fertigungsindustrie verbunden. Nun gibt es wieder (Förder-)Geld für die Aufgaben der ‚Old Economy‘. Damit sollen die Volkswirtschaft stabilisiert und trotzdem Innovationen dynamisch hervorgebracht werden.



Bild: Fraunhofer IOSB

An vielen laufenden Entwicklungsvorhaben rund um die Industrie 4.0 tragen auch kleine und mittelständische Unternehmen zu exzellenten Ergebnissen bei. Diese haben noch vorwettbewerblichen Charakter und sollten schnell zu konkreten Produkten und Dienstleistungen weiterentwickelt werden. Auch gesellschaftlich hat Deutschland mit der Plattform der Verbände und der Vernetzung aller Beteiligten in der Plattform Industrie 4.0 nutzenstiftende Ergebnisse erzielt. Die ‚erste Halbzeit der Digitalisierung‘ wurde genutzt, um die Teilnehmer zu vernetzen und die Industrie auf den Weg der digitalen Transformation zu lenken. In Bezug auf Standardisierungen haben die Arbeitsgruppen mit den Industrie 4.0-Komponenten und -Verwaltungsschalen, dem Referenzmodell und Begriffsdefinitionen die Grundlage dafür gelegt, dass am Ende in der Industrie 4.0 alle Komponenten interoperabel kommunizieren können.

Jetzt müssen diese Ergebnisse international verbreitet werden: Die kürzlich vorgestellte gemeinsame Roadmap der Plattform Industrie 4.0 und des Industrial Internet Consortiums (IIC) ist ein vielversprechender Schritt in diese Richtung. Zahlreiche Anfragen asiatischer Delegationen in hiesigen Institutsstandorten lassen erkennen, dass auch in Asien die deutschen Aktivitäten aufmerksam verfolgt werden. Alle Zeichen deuten darauf hin, dass die deutsche Industrie, Universitäten und außeruniversitären Forschungseinrichtungen beim Thema Industrie 4.0 gut positioniert sind.

Noch sind Fragen offen



Olaf Sauer.
Bild: Fraunhofer IOSB

Die mittelständischen Maschinenbauer in Deutschland fragen noch immer nach dem Nutzen von Industrie 4.0. Häufig fehlt es an einem ‚Big Picture‘, einer Vision und einer daraus abgeleiteten Methode, um passende Technologien auszuwählen und deren Nutzen zu quantifizieren. Geschäftsmodelle, mit denen neuer Umsatz generiert wird, sind selten zu finden – prädiktive Instandhaltung alleine ist zu wenig. Auch das Streben zahlreicher Maschinenbauer nach einer eigenen Internet- und Diensteplattform kann nicht die Lösung sein. Benötigt werden Anstrengungen auf den folgenden Feldern:

Mittelstandszentren: Die Politik hat bereits agiert und diverse Förderprogramme einschließlich regionaler Mittelstands 4.0-Zentren initiiert. Auch die IHKs sorgen mit regionalen Arbeitskreisen dafür, dass kleine und mittelständische Unternehmen besser in die Innovationsprozesse eingebunden werden und der Nutzen von Industrie 4.0 transparent wird.

Interdisziplinäre Qualifikation: Das World Economic Forum hat jüngst eine Studie veröffentlicht, nach der Arbeitsplätze in nennenswertem Umfang verloren gehen. Wieder andere Studien sagen, es werden neue Arbeitsplätze durch die Digitalisierung geschaffen. Sicher ist aber, dass wir die Digitalisierung ohne permanente Qualifizierung nicht bewältigen werden. Der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) hat in einem richtungsweisenden Thesenpapier bereits einen Grundstein dafür gelegt. Nun sind Curricula zu überarbeiten, beziehungsweise neu zu erstellen, sodass Ingenieure und Informatiker sich systematisch einander annähern – Spezialisten werden immer gebraucht.

Standardisierung: Damit sich Geräte und Maschinen in einer Industrie 4.0 verstehen, muss weiter standardisiert werden. Zum Thema ’semantische Interoperabilität‘ liefert die jetzt vorgelegte Companion Specification des AutomationML-Vereins und der OPC Foundation die Basis, dass sich Geräte identifizieren und ihre Beschreibung für jeden Teilnehmer verständlich – weil maschinenlesbar – kommunizieren. Der Standard OPC UA etabliert sich derzeit weltweit.

Kooperation: Insgesamt kann die Informationstechnik für die Fabrik der Zukunft nicht mehr von einer Forschungseinrichtung oder einem Unternehmen allein entwickelt werden – vor allem wenn es sich um offene, statt um proprietäre Lösungen handelt. Der Schulterschluss von Forschung und Industrie ist weiterhin erforderlich, um Innovationen zu entwickeln und zu erproben.

Kapital für technologiebasierte Start-ups: Im Vergleich zu den USA ist in Deutschland viel zu wenig Risikokapital verfügbar, auf das Gründer zugreifen können. Junge Unternehmen werden jedoch gebraucht, denn von ihnen sind die sogenannten disruptiven Innovationen zu erwarten, von denen bei Industrie 4.0 gesprochen wird.







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