Das auf der Hannover-Messe neu vorgestellte MES TH Loox unterstützt auch den werksübergreifenden Vergleich von Leistungskennzahlen wie Nutzungsgrad, OEE oder OAE. (Bild: Trebing + Himstedt)

Bindeglied zwischen Produktion und Geschäftssystem

Die Komponente BDE des Systems stellt dazu die erforderlichen Informationen für die Produktion sowie die Erfassung der während der Produktion entstandenen Daten bereit. Die jeweiligen Auftragsdaten und zugehörigen Stammdaten liefert das ERP-System. Hierzu werden die Informationen vorselektiert und, auf den betreffenden Arbeitsplatz ausgerichtet, zusammengestellt. Zusätzliche Unterstützung bei der Auftragsbearbeitung erfolgt durch den Druck von Etiketten und fertigungsbegleitenden Dokumentationen.

Zur Erfassung der Daten aus dem Produktionsprozess dienen einfache, touchbedienbare Oberflächen auf Industrie-PC sowie Barcode-Scanner, so dass eine direkte Eingabe am Entstehungsort und zum Entstehungszeitpunkt möglich ist. Durch Kombination und Abgleich der erfassten Informationen mit den Auftragsdaten wird hohe Datenqualität erreicht. Zur schnellen und sicheren Datenverfügbarkeit aus der Maschinenwelt kommen vorkonfigurierte Funktionsbausteine für eine aufwandsarme Maschinenkopplung zum Einsatz.

Hierbei spielt die Unterstützung offener Standardschnittstellen wie OPC, Webservices oder im vorliegenden Projekt mit dem Kommunikationsstandard S95 eine bedeutende Rolle. Die per BDE bereitgestellten Auftragsparameter und Rezepturen werden mit der Komponente MDE des MES an die Produktionsmaschinen weitergeleitet. Aus der Produktion werden automatisch Zeiten für die Leistungen, produzierte Mengen, Qualitätsdaten und Maschinenzustände wie Störungen, Stillstände und deren Gründe ermittelt und an das BDE-System übergeben. Eine Qualifizierung der Daten erfolgt durch den Abgleich mit den entsprechenden Auftragsdaten. Dieses Konzept wurde von BSS und dem Systemanbieter gemeinsam erarbeitet und kommt als MES Template für alle europäischen Produktionszentren von Beiersdorf zum Einsatz.

Vorkonfigurierte Templates beschleunigen Einführung

Der Einsatz des Templates gestattet dem Unternehmen, auch individuelle Abweichungen vor Ort mit geringem Aufwand zu berücksichtigen, ohne den Standard in Frage zu stellen. Zu den Vorteilen zählen außerdem schnelle Einführung und Tests sowie in Folge geringe Pflege. Denn ein gut funktionierendes Roll-out setzt eine durchdachte Systemlandschaft und Teststrategie voraus. Ausgehend von einem Entwicklungssystem, welches einen so genannten ‚Piloten‘ in das Testsystem entlässt, werden die Anwendungen auf Herz und Nieren geprüft. Gegebenenfalls wird nachgebessert, erneut getestet und letztlich das vorgefertigte Paket auf das Produktionssystem transportiert. Die Risiken für das Go-live und die Betriebsphase werden so minimiert.

Die erste Einführung vollzog sich durch diese methodische Vorgehensweise ohne Probleme: Innerhalb eines Wochenendes konnte das erste Werk in Poznan in Polen zum 1. Juli 2011 produktiv gesetzt werden. „Bei der Spezifikation der Prozesse oder später bei der Beurteilung von Testszenarien hat die Professionalität des IT-Teams von BSS wesentlich dazu beigetragen, dass es gelang, einen hohen Standardisierungsgrad sowie eine schnelle Implementierungszeit zu erreichen“, sagt Dipl.-Ing. Steffen Himstedt, Geschäftsführender Gesellschafter der Trebing & Himstedt Prozeßautomation GmbH & Co. KG. Mit dem Fortschreiten des Roll-out wurden zum 1. Januar 2012 zwei weitere Produktionsstandorte im sächsischen Waldheim sowie in Tres Cantos, Spanien, produktiv gesetzt. Durch die vorkonfigurierten Templates ließen sich Einführung und Roll-out der IT-Lösung erheblich beschleunigen. Noch bis Ende 2012 werden zwei weitere große Werke in Hamburg und in Berlin ‚live‘ gesetzt. Damit wird der Roll-out in Bezug auf die Vertikalintegration in den europäischen Beiersdorf-Werken abgeschlossen sein.