Projektierungswerkzeuge für die Einzelfertigung
Kaum ein Unternehmen muss so komplexen Anforderungen gerecht werden wie ein Einzelfertiger. Jedes Produkt ist ein Unikat, kein Projekt mit einem anderen identisch. Ohne geeignete Software ist eine wettbewerbsfähige Produktion daher nahezu undenkbar. Ein zur Unterstützung dieser Prozesse geeignetes Enterprise-Resource-Planning-System muss allerdings ein ganzes Bündel an Funktionen mitbringen. Moderne Technologien wie mobile Anwendungen oder Webservices sind dabei für Einzelfertiger kein Erfolgsgarant. Gefragt ist ein umfassendes Paket an Kernfunktionalitäten, das auch langfristig die wachsenden Anforderungen der Branche abdecken kann.
Um die Komplexität der eigenen Prozesse zu verringern, haben Einzelfertiger in der Vergangenheit ihre Vorleistungsquote drastisch erhöht. Als Ergebnis waren viele Betriebe, ähnlich wie Automobilbauer, fast ausschließlich für die Endmontage verantwortlich. In den letzten Jahren ist jedoch zu beobachten, dass die Fertigungstiefe wieder schrittweise erhöht wird: Einzelfertiger wollen sich aus der Abhängigkeit von Lieferanten und deren zum Teil langen oder ungewissen Lieferzeiten lösen, flexibler auf Aufträge reagieren und gestiegenen eigenen Qualitätsansprüchen genügen. Die neunte Ausgabe von Rockwell Automations „State of Smart Manufacturing“ Report liefert Einblicke in Trends und Herausforderungen für Hersteller. Dazu wurden über 1.500 Fertigungsunternehmen befragt, knapp 100 der befragten Unternehmen kommen aus Deutschland. ‣ weiterlesen
KI in Fertigungsbranche vorn
Für ein Enterprise Resource Planning-System (ERP) bedeutet das, ausgereifte Funktionen der ‚klassischen‘ Produktionsplanung und -steuerung abbilden zu müssen. Dazu zählt etwa das Unterstützen einer projekt- oder auftragsneutralen und gegebenenfalls anonymen Vorproduktion von Komponenten mit automatischer Ermittlung von Losgrößen und Bestellpunkten. Aus Disponentensicht sollte die Software zudem eine rückstandsfreie Planung und automatisierte Prioritätenvergabe als Steuerungsinstrument ermöglichen. Die grafische Visualisierung der Auslastung von Ressourcen sowie deren Umplanungsmöglichkeiten unter Beachtung begrenzter Ressourcen ist für Einzelfertiger eine zentrale Anforderung an eine Unternehmenssoftware.
Mehrprodukt- und Mehrlösungsgangebot
Ein weiteres, typisches Phänomen in der Einzelfertigung ist das Mehrprodukt- beziehungsweise Mehrlösungsangebot. Dabei betreiben Unternehmen zum Beispiel auf selbst hergestellten Anlagen als zusätzliches Standbein eine Serienfertigung, oder Firmen bedienen verschiedene Produktsparten. Für die ERP-Lösung bedeutet das vor allem, auch im Einzelfertigunsbereich Prozesse anderer Fertigungstypologien wie die der Serien- oder Variantenfertigung zu unterstützen. Eine reine Spezialisierung auf Funktionalitäten der Unikatfertigung ist also nur selten ausreichend. Die fortschreitende Internationalisierung erfordert zudem die Möglichkeit der Abbildung einer komplexeren Unternehmensstruktur mit Produktionswerken, Vertriebs- oder Servicestandorten durch eine ausgereifte Mehrwerkesteuerung. Ein mögliches Szenario ist die Abbildung eines zentralen Einkaufs für alle Sparten mit einer flexiblen übergreifenden Ressourcenplanung sowie die Möglichkeit einer Gesamtsicht über alle Bereiche des Unternehmens hinweg. Der Thin[gk]athon, veranstaltet vom Smart Systems Hub, vereint kollaborative Intelligenz und Industrie-Expertise, um in einem dreitägigen Hackathon innovative Lösungsansätze für komplexe Fragestellungen zu generieren. ‣ weiterlesen
Innovationstreiber Thin[gk]athon: Kollaborative Intelligenz trifft auf Industrie-Expertise
Ressourcen übersichtlich planen
Kurzfristige Auftragserteilungen der Kunden sind für viele Unternehmen problematisch. Einzelfertiger werden hierdurch vor allem mit Ressourcenproblemen konfrontiert. Das betrifft sowohl die fehlende Variabilität in Bezug auf die eigenen Ressourcen, vor allem aber auch den hohen Zukaufanteil und damit verbundene Lieferengpässe der externen Lieferanten. Diese Problematik wird oftmals durch das Fehlen geeigneter Alternativlieferanten noch verschärft. Ein Unternehmenssystem kann hier durch eine Grobplanung von Ressourcen, also Material und Kapazität, enorme Vorteile bringen.
Wegen des hohen Konstruktionsanteils in der Einzelfertigung sollten in diese Planung auch Rumpfinformationen fließen. Damit im Zusammenhang steht die Unterstützung einer Langläuferdisposition, gegebenenfalls schon vor der Auftragserteilung. Im Projektfortschritt muss die Grobplanung kontinuierlich mit angepassten Konstruktionsdaten und der Fertigungsfeinplanung abgeglichen und stufenweise abgelöst werden. Auch das Abbilden sogenannter wachsender Stücklisten ist ein ‚Klassiker‘ der ERP-Funktionen für Einzelfertiger.
