Beim ‚Maverick Buying‘ ist die Beschaffung von Bauteilen nicht zentral gebündelt (links). Ein klar definierter Beschaffungsprozess über den zentralen Einkauf (rechts) kann sich durch die Nutzung von Preisstaffeln, die Reduzierung der Lieferanten sowie die Konsolidierung ähnlicher Komponenten positiv auf den Geschäftserfolg auswirken. Bild: Cadenas

Prozesskosten deutlich reduziert

Die Suchergebnisse können anschließend direkt nebeneinander verglichen und auf Eignung überprüft werden. C-Teile verursachen nur 20 Prozent des Einkaufsvolumens, aber 80 Prozent der Beschaffungskosten. In Bezug auf die Prozesskosten ist der Einkaufspreis damit überproportional hoch. Deshalb führt die Realisierung einer Lieferanten- und Teilekonsolidierung mittels C-Teile-Management meist zu einer erheblichen Einsparung bei den Beschaffungskosten: Weil Arbeitsschritte entfallen, wie Marktsondierung, Genehmigungsverfahren, Angebotseinholung und -vergleich, Bestellschreiben, Einkaufscontrolling, Wareneingangsprüfung sowie ein Großteil der Rechnungsprüfung, können die Kosten der Einkaufsprozesse um bis zu 60 Prozent reduziert werden. Um das Einkaufsmanagement mit Kanban-Konzepten zu verzahnen, können mit Lieferanten Preis, Lagerstandort und Lagermenge für Komponenten vereinbart werden.

Die für die Produktion benötigten Bauteile werden bei Bedarf dem Lager entnommen, welches regelmäßig vom Lieferanten befüllt wird. Die tatsächlich verbauten Komponenten werden monatlich in Rechnung gestellt. Um die Potenziale von Kanban voll auszuschöpfen, sollten Einkäufer wissen, welche Komponenten kanbanfähig sind und welcher Kanban-Lieferant in Frage kommt. Abgekündigte Bauteile, die während der Produktentwicklung in die Konstruktion einfließen, können später hohe Folgekosten verursachen. Der Aufwand sowie die Gefahren insbesondere durch zeitaufwendige Suche von Alternativen, deren mögliche Inkompatibilität und später notwendige Änderungskonstruktionen sind oft immens. Da Bauteileabkündigungen in der Praxis vergleichsweise häufig vorkommen, gilt es diesen unbeabsichtigten Effekten entgegenzuwirken. ‚End of Life‘- Informationen für Produkte und Informationen über Nachfolgeteile helfen Ingenieuren dabei, eine gewisse Planungssicherheit bei Neuentwicklungen herzustellen.



Im Bild: Autorin Lieve Nantke, Public Relations Managerin bei der Cadenas GmbH. Bild: Cadenas

Überraschungen unerwünscht

Es steht zu erwarten, dass mit steigender Produktkomplexität der Ermittlung zukünftiger Herstellungskosten eine weiter wachsende Bedeutung zukommen wird. Die frühzeitige Kostenschätzung sollte bereits in der Konstruktionsphase ansetzen, um die Produktkosten zu berechnen und bei Bedarf nach Komponenten zu suchen, die preiswerter und zugleich qualitativ gleichwertig sind. Unterstützung liefert dazu eine Kostenanalyse auf Basis allgemeiner Preisanfragen für Norm- und Kaufteile beziehungsweise Preisanalysen von bereits im Enterprise Resource Planning- (ERP) oder Product Lifecycle Management-System (PLM) vorhandenen oder ähnlichen Eigen-, Norm- und Kaufteilen.

Preise von Norm- und Kaufteilen internationaler Komponentenhersteller können mit IT-gestütztem Teilemanagement verwaltet werden und die Grundlage für eine früh einsetzende, grobe Kostenkalkulation bilden. Bei Eigenteilen können über intelligente Suchfunktionen geometrisch ähnliche Bauteile in Preiskalkulationen einbezogen werden, um mittels im ERP-System hinterlegter Preise möglichst genaue Aussagen auf den Produktpreis zu treffen. Umfassendes ‚Purchineering‘ lässt sich im Rahmen einer strategischen Teilemanagement-Software meist erst realisieren, wenn das System hinlänglich in die ERP-, PLM- und CAD-Systeme eines Unternehmens integriert ist. Dies kann Unternehmen in die Lage versetzen, durch eine optimierte Zusammenarbeit zwischen Engineering und Einkauf die Kostenentwicklung während der Produktentwicklungsphase zu steuern und damit die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern.







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