Strukturierte Einführung in acht Schritten

Um den Weg zur Taktorientierung zu erleichtern, entwickelte das Unternehmen gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA einen Fahrplan, der die Einführung der Planungsmethodik unabhängig von Branche oder Anwendungsbereich in acht Schritte strukturiert. Die ersten beiden Schritte der Bildung von Ressourcentöpfen sowie der Festlegung der Taktbreiten sind die Grundlage für die Taktorientierung und richten sich nach den individuellen Strukturen im Unternehmen – ganz gleich, ob die Produktion oder vorgelagerten Bereiche im Fokus stehen. Diese Schritte sind maßgeblich entscheidend für die zukünftige Planungsphilosophie. Je länger ein Takt und je mehr Ressourcen in einem Takt gebündelt sind, desto größer ist die Flexibilität für die Mitarbeiter. Umgekehrt sind kurze Takte mit wenigen gemeinsam geplanten Ressourcen Grundlage für eine sehr präzise Planung. Besonders ist an der hier vorgestellten Lösung: je nach Charakter der geplanten Bereiche lassen sich unterschiedliche Taktbreiten kombinieren. Engpässe mit sehr gut planbaren Vorgängen werden genauer geplant – zum Beispiel tagesfein – während Vorgänge mit großer Unsicherheit wie in der Entwicklungsabteilung eher grob in einem Ein-Wochen-Takt abgebildet werden.

Transparenz bei parallelem Ressourcenzugriff schaffen

Greifen mehrere Bereiche auf die gleichen Ressourcen zu, ist auch der dritte Schritt von großer Bedeutung für den Projekterfolg: die Konzeption der Schnittstellen. Wie auch in den übrigen Schritten stehen hier verschiedene Möglichkeiten zur Auswahl, deren Eignung mit einer Entscheidungshilfe bewertet werden kann. MAN bildet zum Beispiel die Kapazitäten für Anpassungskonstruktionen von Serienmotoren über eine Grundlast ab. Schritte vier und fünf auf dem Weg zur Einfühung der taktorientierten Planungsmethode, die Festlegung der Terminierungslogik sowie die Konzeption der Pufferlogik, sind abhängig vom Charakter der Projekte beziehungsweise Aufträge.

Neben explizit definierten Puffern – darunter fallen lokale Vorgangspuffer oder globale Puffer – verfügt die Taktplanungsmethodik auch über implizite Puffer, die sich aus der Zusammenfassung mehrerer Vorgänge in einem Takt ergeben. Mit Hilfe von statistischen Datenanalysen oder Schätz- und Erfahrungswerten werden im entwickelten Fahrplan sämtliche dieser Puffer sowohl einmalig bei Systemaufbau, als auch im Rahmen einer kontinuierlichen Prüfung definiert. Eng mit der Pufferlogik verbunden ist die Terminierungslogik. Ob vorwärts, rückwärts oder ausgehend von Engpässen, darüber entscheiden die spezifischen Rahmenbedingungen im Unternehmen. Erschwerend kann sich auf Planungen auswirken, wenn vorgegebene Meilensteine zu berücksichtigen sind.

Auf Planänderungen vorbereitet sein

Sobald die eigentliche Logik der Taktplanung definiert ist, adressieren die folgenden Schritte primär die operative Umsetzung in der bestehenden Organisation. Die Status- und Fortschrittskontrolle, Schritt sechs, ist das entscheidende Element, um Abweichungen vom Plan frühzeitig zu erkennen und entsprechend einzugreifen. Hierzu ist eine eindeutige Verankerung von Verantwortlichkeiten und Zuständigkeiten in der Organisation erforderlich – Schritt sieben – die bei dem Unternehmen in dem Aufbau eines zentralen Planungsbüros mündeten. Den Abschluss bildet die Festlegung von Eskalationsprozessen in Schritt acht: die Taktplanung reduziert zwar die Häufigkeit von erheblichen Planänderungen, gänzlich vermeiden lassen sich dieselben in der Realität aber wohl nie.

Planung abbilden

Die erfolgreiche Einführung der Taktplanung in der Produktentwicklung bei MAN hat gezeigt, dass auch vermeintlich ‚unplanbare‘ Bereiche in einer robusten Planung abgebildet werden können. Die anfängliche Skepsis unter den Betroffenen hat sich schnell gelegt – denn die Takte bieten den Mitarbeitern nach wie vor viele Freiheiten für kreative Prozesse. Sobald sich die neuen Abläufe eingespielt und die Feinjustierung auch die letzten Kinderkrankheiten beseitigt hat, können die nächsten Schritte eingeleitet werden: das Rollout des Konzepts auf die Produktion. Hier konnte die Taktorientierung ihre Tauglichkeit schon mehrfach in der Praxis beweisen.