Der Trend zur individualisierten Produktion hat längst die Möbelserienfertigung erfasst. Abweichungen vom Standard erfordern eine flexible Planung und Anpassung der Produktionsprozesse. Die Stüker Möbelteile GmbH aus Delbrück setzt dafür auf eine Unternehmenssoftware auf Basis des kostenlosen Open Source ERP-Baukastens Nuclos.
Mit rund 25 Mitarbeitern produziert die Stüker Möbelteile GmbH im nordrhein-westfälischen Delbrück Ess-, Wohn-, Couch- und Schreibtische mit einer Stückzahl von 100 bis 1.000 in Kommission für große Möbelmarken. Abweichende Kundenwünsche wie Sondermaße oder variierende Farbwünsche spielen dabei – trotz Serienfertigung – eine zunehmend wichtige Rolle. Der holzverarbeitende Betrieb hat sich deshalb für die Implementierung einer Unternehmenssoftware entschieden, mit der er Kernprozesse vom Bestelleingang über die Material- und Lagerplanung bis hin zur Produktion, Kommissionierung und Auslieferung steuert. Die maßgeschneiderte Anwendung von Novabit basiert auf dem Open Source ERP-Baukasten Nuclos.
ERP aus dem Baukasten
Das System verfügt über generische Mechanismen, mit der sich eine individuelle Business-Software umsetzen und an sich ändernde Anforderungen anpassen lässt. Zu diesen Mechanismen zählen beispielsweise Editoren für Businessobjekte zur Abbildung der Entitäten des Unternehmens wie Kunden, Artikel, Aufträge, Ressourcen. Hinzu kommen Editoren für Maskenlayouts zur Definition des Erscheinungsbildes etwa für unterschiedliche Endgeräte, Editoren für Statusmodelle zur Festlegung von Prozessen und Workflows (zum Beispiel Auftragsprozess, Produktionsprozess) und Editoren für Geschäftsregeln. Hier lassen sich Aufgaben wie Validierungen, automatischer E-Mail-Versand abbilden. Somit passt sich die Anwendung passgenau an die Anforderungen des Unternehmens an.
Zum ‚individuellen Standard‘
Das vorherige System des Möbelproduzenten war eine Eigenentwicklung und verfügte nur über einen festen Artikelstamm mit vordefinierten Stücklisten. Eine flexible Planung und Anpassung des Produktionsprozesses bei Abweichungen vom Standard war damit nur mit hohem Aufwand und Fehlerrisiken möglich. Heute sind Stücklisten generisch abgebildet und mit den entsprechenden Formeln und Abhängigkeiten hinterlegt. Die Listen können so an Sonderwünsche angepasst werden. Artikel, die notwendigen Bauteile und Materialien sowie Produktionsanweisungen werden erst mit der Bestellung generiert. Ändert sich etwa die Tischlänge, modifiziert die Software automatisch alle nachfolgenden Arbeitsschritte. Das verhindert Fehler bei der Arbeitsvorbereitung, verbessert die Arbeitsplanung und den Materialeinsatz.
Durch das Zusammenfassen von Aufträgen sowie die Berechnung von Längen, Flächen und Verschnitt lässt sich der Materialbedarf im neuen System vorhersagen und die Lagerwirtschaft optimieren. Sollte ein Kundenwunsch, zum Beispiel eine Lackierung, einen komplett neuen Lagerartikel erfordern, generiert die Lösung diesen selbstständig und erteilt einen entsprechenden Beschaffungsauftrag. Die zuständigen Mitarbeiter prüfen noch die Plausibilität und lösen die Bestellung über das ERP-System aus. „Wir sparen enorm viel Zeit durch automatisierte Prozesse, die wir bisher händisch erledigen mussten. Das reduziert Fehler, zum Beispiel bei der Datenerfassung, und aufwändige Korrekturen“, berichtet Hermann Stüker, Geschäftsführer der Stüker Möbelteile GmbH. Auch die Kunden profitieren von einer hohen Prozesstransparenz: Anfragen bezüglich des Produktionsstatus bestimmter Kommissionen können die Mitarbeiter jetzt beispielsweise mit dem iPhone-Client des Baukastens ortsunabhängig beantworten.
Amortisation in einem Jahr
Im neuen ERP-System wickelt das Unternehmen auch die Produktionsplanung ab und konnte so seine Kosten im Gegensatz zu früher deutlich reduzieren. Weiterhin gingen die Fehler bei der Artikelerfassung zurück, die Artikelstämme lassen sich leichter pflegen und die Arbeitsvorbereitung automatisieren. Dadurch kann der Bedarf und die Auslastung wesentlich transparenter geplant sowie die Lagerwirtschaft stetig optimiert werden. Der Entwicklungsaufwand von rund 60 Manntagen wird sich durch diese Effekte voraussichtlich in einem Jahr amortisieren. Zudem kann der Hersteller nun Sonderanfertigungen effizienter umsetzen als zuvor.
Flexibel in die Zukunft
Für die Zukunft plant der Möbelfertiger, den ERP-Baukasten auszubauen. So ist beispielsweise die Implementierung einer Schnittstelle zu CNC-Maschinen über eine XML-Schnittstelle geplant. Damit wird es möglich, Fertigungsmaschinen automatisiert aus dem System heraus zu programmieren. Die Software zieht dazu Informationen aus einem Auftrag wie Maße, Sonderwünsche und weitere Eigenschaften heran und generiert CNC-Anweisungen für jedes Teil der Stückliste. Damit sollen Rüstzeiten an der Maschine sowie die Verarbeitung von Aufträgen beschleunigt werden. Auch hier rechnet das Unternehmen mit weniger Fehlern, da die manuelle Einrichtung entfällt.
Digital unterstützte Arbeitsplätze mit Terminals an wichtigen Stationen sollen weitere Effizienzsteigerungen in der Produktion erschließen. Arbeitsanweisungen müssen dann nicht mehr ausgedruckt werden, sondern liegen digital vor. Erledigte Arbeitsschritte erfassen die Mitarbeiter am PC oder Tablet, was eine genaue Aussage bezüglich des Produktionsstatus und der Planung nachgelagerter Prozesse, beispielsweise der Lagerung und Auslieferungslogistik, ermöglichen soll. Zudem ist vorgesehen, die Artikelvarianten um dynamische Eigenschaften auszubauen und mehr Möglichkeiten zur flexiblen Erzeugung von Stücklisten und Steuerung von Produktionsschritten umzusetzen. Dadurch kann der Möbelproduzent seinen Kunden noch mehr Möglichkeiten zur Individualisierung von Produkten bieten. „Wir haben uns bewusst für eine Open Source-Lösung entschieden. Für uns war es wichtig, ein System zu implementieren, mit dem wir genau unsere Prozesse abbilden können und das flexibel mit unseren Anforderungen mitwachsen kann. Wir haben unsere Produktion damit IT-seitig zukunftssicher aufgestellt“, sagt Hermann Stüker. Für den Support arbeitet der Fertigungsbetrieb mit dem Hersteller des Baukastens zusammen. „Bei Störungen wissen wir genau, an wen wir uns wenden können und bekommen schnell kompetente Hilfe“, schildert Stüker.
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