Personaleinsatzplanung

Flexible Schichtplanung in der wandlungsfähigen Fabrik

Die sich selbst steuernde Produktion soll Unternehmen die Fertigung kleiner Losgrößen erleichtern. Dabei muss die notwendige Flexibilität der Produktionstechnik von den Werkern mitgetragen werden. Mit richtiger Personaleinsatzplanung kann dies ohne negativen Einfluss auf deren Work Life Balance gelingen.

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Kleine Losgrößen bedeuten stärker schwankende Auftragslagen und unterschiedliche Auslastungen der Maschinen. Die Diskussion um die Auswirkungen der Umsetzung von Industrie 4.0 in den Unternehmen dreht sich noch primär um die Technik. Dass Industrie 4.0 aber auch massive Auswirkungen auf die im Prozess beteiligten Mitarbeiter hat, wird meist bestenfalls am Rande erwähnt. Tatsächlich ist aber ein flexibler, bedarfsorientierter Personaleinsatz die Basis für viele Industrie 4.0-Konzepte. Gleichzeitig muss für die Mitarbeiter die Vereinbarkeit von Beruf und Familie gegeben sein. Gerade die Themen Work Life Balance und demographischer Wandel werden immer wichtiger, will man qualifizierte Mitarbeiter gewinnen und binden.

Das heißt: Ebenso wie man in der Fertigungstechnik völlig neue Wege geht, muss man sich auch von den in der Produktion vorherrschenden fixen Schichtplänen trennen. Je nach Bedarf bieten sich hierzu flexible Schichtpläne oder eine bedarfsorientierte Personaleinsatzplanung an. Ein Ansatz für flexibleren Mitarbeitereinsatz ist, Reserveschichten in den Schichtplänen einzufügen. Diese können im Rahmen zu vereinbarender Ankündigungsfristen zum Beispiel in Früh- oder Spätschicht umgewandelt werden oder, wenn kein zusätzlicher Mitarbeiter benötigt wird, aus dem Plan genommen werden. So kann die Kapazität kurzfristig an den Bedarf angepasst werden, ohne Zusatzschichten auszurufen beziehungsweise ganze Schichten abzusagen. Schichtfreie Tage bleiben tatsächlich frei, da bei Ersatzbedarf immer die Mitarbeiter aus der Reserveschicht genommen werden.

Personaleinsatz nach Bedarf

Kapazität muss besonders unter Industrie 4.0 als Anzahl Stunden verstanden werden, nicht als Anzahl Schichten mit Anzahl Köpfen. Dies bedeutet, die Betriebszeit einer Anlage gibt die Kapazität vor. Wenn eine Anlage neun Stunden für ein Produkt laufen muss, brauchen nicht zwingend alle Mitarbeiter Neun-Stunden-Schichten zu leisten, sondern man muss nur dafür Sorge tragen, dass in den neun Stunden die erforderliche, gegebenenfalls im Zeitverlauf variierende, Mitarbeiterzahl vor Ort ist. Die Umsetzung kann beispielsweise über eine Jahresplanung erfolgen, in der erst einmal nur die Arbeitstage ohne Schichten und Reserveschichten gemäß einem eventuell vorhandenen saisonalen Verlauf geplant werden, damit die Anzahl an Arbeitstagen im Jahresverlauf noch angepasst werden kann. In einer Mittelfristplanung werden den einzelnen Mitarbeitern entsprechende Schichten zugeordnet. In den Wochenplänen wird die Länge der Schicht festgelegt. Dann ist zu entscheiden, ob Früh-, Spät- und Nachtschicht benötigt werden oder nur die Früh- und die Spätschicht – diese aber zum Beispiel mit neun Stunden.

Auf diese Weise ist der Mitarbeitereinsatz viel genauer auf die Anforderungen abgestimmt, als bei der Entscheidung zwischen einem Zwei- oder Dreischichtbetrieb. Ausfälle können durch Reserveschichten kompensiert werden. Mit einer derartigen Planung werden die langfristige Kapazität über die Anzahl der Arbeitstage festgelegt und die kurzfristige über die Schichtlängen angepasst. Dennoch kennen die Mitarbeiter langfristig ihre Arbeitstage und die Freizeit bleibt planbar. Diese Flexibilität bedeutet für die meisten Fertiger eine Veränderung. Deshalb stoßen flexible Schichtpläne oftmals auf Akzeptanzprobleme. Da unter Industrie 4.0-Bedingungen aber kaum ohne ein hohes Maß an Beweglichkeit zu arbeiten sein dürfte, ist frühe Aufklärung anzuraten. Durch intensive Kommunikation mit den Betriebsräten, Führungskräften und Mitarbeitern lassen sich die Vorteile der flexiblen Schichtplanung und der Reserveschichten aufzeigen. Dies gilt umso mehr, da sämtliche Modelle komplex und erklärungsbedürftig sind. Wissen sollte man auch, dass nicht alles in allen Unternehmen umsetzbar ist. Erst eine genaue Analyse führt zu einem passgenauen Arbeitszeitmodell, das auch wirklich gemeinsam mit den Mitarbeitern umgesetzt werden kann.





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