Um die Infrastruktur im eigenen Unternehmen vor Cyberangriffen schützen zu können, müssen Angreifer erst einmal entdeckt werden. Mit der Lösung IRMA will Videc Fertigungsbetrieben dabei helfen. Das System überwacht den Datenverkehr im Netzwerk, warnt vor unvalidierten Zugriffen und erlaubt eine Risikobewertung für unterschiedliche Unternehmens- und Anlagenbereiche. Dieter Barelmann, Geschäftsführer der Videc Data Engineering GmbH, spricht über die Herausforderung IT-Sicherheit und wie IRMA funktioniert.
Dieter Barelmann, Geschäftsführer der Videc Data Engineering GmbH. Bild: Videc Data Engineering GmbH
Wie verlaufen Angriffe auf Fertigungsnetzwerke typischerweise und wie sehen konventionelle Schutzmaßnahmen aus?
Dieter Barelmann: Ob speziell entwickelte Viren oder Bot-Netze – wir wissen natürlich nicht vorher, welche Angriffe stattfinden, aus welcher Richtung sie kommen und wer die Angreifer tatsächlich sind. Daher ist auch die Aufarbeitung von erfassten IT-Sicherheitsvorfällen so wichtig.
Um das zu erleichtern, muss die Vorarbeit stimmen, oder?
Barelmann: Es gibt vom BSI viele Veröffentlichungen, wie Sie sich als Fertiger vor Angreifern schützen können, wie sich die Maßnahmen aufsetzen lassen und so weiter. Sie müssen die Sicherheit Ihrer Anlagen garantieren können, und das heißt für viele Unternehmen, das Thema auf der Agenda weiter nach oben zu setzen. Viele Unternehmen sind schon längst von Schadcode befallen, die noch nicht aktiv geworden sind, sondern die erst am Zeitpunkt X anfängt zu arbeiten.
So wie Stuxnet in verschiedenen Anlagen weltweit gefunden wurde, ohne dort loszuschlagen?
Barelmann: Ja, genau. Schadsoftware ist ein Schwarzmarkt. Sie können im Internet schon Schadsoftware genau nach ihren Anforderungen bestellen. Es ist eine Illusion zu glauben, dass einem nichts passieren kann.
Die Herausforderung IT-Sicherheit ist nicht neu. Ändert sich etwas mit der zunehmenden Vernetzung des Shop Floors?
Barelmann: Viele Unternehmen befassen sich gerade mit dem Thema IoT. Das bedeutet mitunter, dass sie irgendwie intelligente und quasi intelligente Geräte betreiben, die über das Internet kommunizieren. Sicherheitsmaßnahmen sind dabei oft vergessen worden. Gerade wenn offene Geräte verwendet wurden, ist in einigen Fällen im Prinzip ein Botnetz aufgebaut worden. Wenn dort eine Schadsoftware installiert wird, kann diese auf Befehl nach außen kommunizieren und sogar ganze Provider lahmlegen. Und wenn der Provider weg ist, können Sie erst einmal gar nichts dagegen machen.
So wie beim groß angelegten Angriff auf einen DNS-Server in den USA Ende letzten Jahres. Die Dienste Twitter, Spotify, Airbnb, Reddit, Ebay und viele weitere waren über Tage kaum erreichbar.
Barelmann: Das sind Beispiele, wie Cyberangriffe funktionieren. Unter Umständen hätten auch die Dienste der Telekom tagelang ausfallen können. Wenn Sie eine Industrieanlage betreiben, müssen Sie sich genau überlegen, inwieweit Komponenten mit dem Internet verbunden sind. Sicherheitskonzepte müssen Fragen wie diese berücksichtigen und da werden meiner Meinung nach noch viele Fehler gemacht.
Wie passt Ihr Ansatz IRMA – also ‚Industrie Risiko Management Automatisierung‘ – ins Bild?
Barelmann: IRMA blockiert keine Angriffe oder Angriffsmechanismen. IRMA schützt den Scada-Bereich und die Automatisierung darunter, indem es das Netzwerk laufend überwacht und die Verbindung lässt sich Validieren. Das bedeutet, wenn Kommunikationspartner A mit B spricht, sieht das System die Kommunikation und ob sie in Ordnung ist oder nicht. Ändert sich das validierte Kommunikationsverhalten, wird eine Meldung generiert und an den Verantwortlichen weitergeleitet. Um das System einzurichten, sehen Sie sich erst einmal an, wer mit wem spricht und wer in welcher Art und Weise unerlaubt spricht und ob vielleicht noch Schnittstellen nach außen offen sind. Dabei scannt IRMA das gesamte Netzwerk passiv über den Mirrorport am managed Switch ab. Oft haben Integratoren irgendwann einmal einen Fernzugriff auf eine Anlage eingerichtet und nicht dokumentiert. So etwas erfahren Sie mit einer Monitoring-Lösung recht schnell. Auf dieser Basis lässt sich der Netzwerkverkehr bereinigen und diejenigen Verbindungen schließlich validieren, die erwünscht sind. Hat sich nun ein Unternehmen eine Schadsoftware eingefangen, wird diese immer versuchen, nach außen zu kommunizieren. Dazu werden auch interne Verbindungen benötigt. Diese nicht validierten Versuche, im Netzwerk zu kommunizieren, werden sofort erkannt. Anwender sehen, aus welchem Gerät diese Kommunikation stammt und können reagieren.
Das Netzwerk-Monitoring muss in Prozesse eingebettet sein, es muss ein Alarmmanagement organisiert sein. Wie kompliziert ist es, das Werkzeug sinnvoll in einem Unternehmen aufzurollen?
Barelmann: Wir schließen das System an den Mirror Port eines intelligenten Switch an und schauen uns den Datenverkehr an, der über das Gerät geht. So können wir die Kommunikation beziehungsweise das Grundverhalten automatisiert einlesen. Sie parametrieren die Einheit anhand einer Beschreibung von vielleicht zwei Seiten. Dann ist IRMA mit dem Netzwerk verbunden, zeichnet die Kommunikation automatisch auf und ordnet sie IP-Adressen zu. Damit ergibt sich ein recht genaues Bild vom Datanaustausch im Betrieb. Bis dahin brauchen Sie nichts zu tun. Im nächsten Schritt können Sie die IP-Adressen in textliche Zusammenhänge bringen: SPS1, Rechner 1 oder Scada 1. Es muss einmal definiert werden, wer mit wem sprechen soll und wer nicht. Ab diesem Zeitpunkt zeigt das System valide und nicht valide Zugriffe an. Auf dieser Grundlage lassen sich Alarme einrichten.
Viel wichtiger als externes Wissen ist das Know-how um die eigenen Prozesse, sonst kommen Sie nicht weit. – Dieter Barelmann, Videc
In IRMA steckt das Wort Risikomanagement. Wo ist denn die Risikomanagement-Komponente in diesem Monitoring-System?
Barelmann: Über eine Maske in der Software lassen sich Anlagenteile nach ihrer Priorität kennzeichnen. Mit diesen Informationen berechnet das Programm das Risiko, das dort in Kauf genommen werden kann oder eben nicht. In der neuen Revision der Qualitätsmanagementnorm ISO9001 werden Sie zum Beispiel angehalten, die Risiken für Komponenten und Anlagenabschnitte im Einzelnen zu bewerten. Das lässt sich mit unserer Lösung umsetzen.
Welche Protokolle lassen sich überwachen?
Barelmann: Wir gehen zur Zeit nicht auf die Protokollebene runter, sondern schauen, wie die Netzwerkteilnehmer miteinander kommunizieren. Unser Fokus liegt auf TCP-Verbindungen. Die meisten Angriffe spielen sich noch immer in klassischen Netzwerken ab. Allerdings haben wir geplant, in einer der nächsten Versionen unserer Lösung Analysefunktionen für gängigen Protokolle zu implementieren.
Wie sieht Ihr Dienstleistungsportfolio aus? Helfen Sie bei der Implementierung des Systems?
Barelmann: Wir leisten natürlich Support und schulen die Anwender auf das Produkt. Alles ist recht einfach gehalten. Wenn Sie ein Netzwerk einrichten können, können Sie auch IRMA betreiben. Viel wichtiger als externes Wissen ist das Know-how um die eigenen Prozesse, sonst kommen Sie nicht weit. (ppr)
Mittelständische Unternehmen investieren selbst in schwierigen Zeiten in Microsoft-Technologien, weil sie überzeugt sind, dass ihre Mitarbeiterproduktivität steigt und sich ihre Kostenstruktur bessert. Microsoft hat mit dem Microsoft-Partner-Network ein Netzwerk aufgebaut, das ein Forum für den Aufbau von Partnerschaften, Zugang zu Ressourcen und einen Rahmen für Dialoge und Kooperationen bietet. Für unsere Leser gibt die Microsoft-Partnerübersicht in Ausgabe Juli/August der IT&Production Tipps für die Suche nach einer geeigneten Branchen- oder Speziallösung im Bereich des produzierenden Gewerbes.
Auf der Suche nach Innovation, nach neuen Lösungen und der Abgrenzung zum Mitbewerb vernetzen sich zunehmend mehr Unternehmen mit externen Experten und Partnern. SAP hat mit dem SAP-Ecosystem ein Netzwerk aufgebaut, das ein Forum für den Aufbau von Partnerschaften, Zugang zu Ressourcen und einen Rahmen für Dialoge und Kooperationen bietet. In der Maiausgabe der Fachzeitschrift IT&Production erhalten unsere Leser einen aktuellen Überblick zum SAP-Ecosystem im Bereich des produzierenden Gewerbes.
Anbieter & Produkte
Make Lean Leaner
Weltweit führende APS-Technologie für alle industriellen Anforderungen
IIoT in Stahl Service Centern
Prime Edge – eine Edge Lösung für die Industrie
Work-in-Process-Management in S/4HANA
Qualität, Lieferketten, Rückverfolgbarkeit – Nachhaltigkeit hat viele Facetten
augmented instructions – digitalisiertes Know how unterstützt die Industrie beim Wissenstransfer
Wachstum durch Kundenorientierung: Das Geheimnis liegt in einem smarten Variantenkonfigurator
ANZEIGE
Whitepaper
Smart Factory Elements
Monitoring IT, OT and IIoT with Paessler PRTG: use cases and dashboards
Vollautomatische Feinplanung
Vom 4-Stufen-Modell zum Regelkreis
Mit Kennzahlen die Produktion im Griff
Videos
Erfolgreiche Asprova APS Einführung bei Danwood: Einer der größten Hersteller schlüsselfertiger Häuser in Euroapa.
MPDV Mikrolab GmbH – Imagefilm
MES HYDRA X Build your factory smart
KSB: Digitale Lieferantendokumentation
Specops Password Auditor – Evaluieren Sie kostenlos Ihre Passwortsicherheit in Active Directory
Ein Unternehmen, das sich mit der Auswahl eines ERP- Systems befasst, muss sich gleichsam mit einem viel- schichtigen Software-Markt und unklaren Interessen- lagen an interne Abwick- lungsprozesse auseinander- setzen. Guter Rat bei der Investitionsentscheidung ist teuer. ERP/CRM Wissen Kompakt unterstützt Sie bei der gezielten Investition in die IT-Infrastruktur.
Immer mehr Anbieter von Maschinen, Automatisierungstechnik und Industriesoftware integrieren künstliche Intelligenz in ihre Produkte. Das ganze Potenzial spielen selbstlernende Systeme aber erst aus, wenn sie passgenau auf ihren Einsatz in Fertigung und Büro zugeschnitten wurden. Über beide Möglichkeiten, als Fertiger die Vorzüge von industrieller KI zu nutzen, geht es im regelmäßig aktualisierten Themenheft Künstliche Intelligenz.
Das Internet of Things verändert Produktwelten und die Vernetzung in der Fertigung gleichermaßen. Entstehende Ökosysteme laden zur einer neuen Form der Zusammenarbeit ein. Die Spezialausgabe IoT Wissen Kompakt informiert über die Technologie, Projektierung und Anbieter für die eigene Applikation, in- und außerhalb der Fabrik.
Um alle Potenziale eines MES umfassend ausnutzen zu können, beleuchten unsere Autoren in der Serie von MES Wissen Kompakt die erfolgskritischen Faktoren, um Fertigungsunternehmen präventiv zu steuern. Darüber hinaus präsentiert MES Wissen Kompakt ein breites Spektrum an Firmenportraits, Produkt- neuheiten und Dienst- leistungen im MES-Umfeld.