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IT&Production: Industrie 4.0′ ist das Schlagwort der Stunde. Wie könnte diese Vision in der Prozessindustrie aussehen?

Hilt: Einerseits wird Industrie 4.0 in der Prozessindustrie zu noch nachhaltigeren Produktionsprozessen führen, die wandlungsfähig sind und daher flexibel auf Änderungen oder Ausfälle reagieren, und die durch angekoppelte Verwertung von Nebenprodukten mit maximaler Effizienz ablaufen. Durch die digitale Prozessüberwachung werden Störungen präventiv behandelt und lange Reparaturzeiten vermieden. Zusätzlich wird dieses Konzept die Anpassung der Produktion an den Kundenbedarf in kleinen Losgrößen durch den Einsatz von modular aufgebauten Produktionsanlagen ermöglichen. Die flexible, effiziente und kundenorientierte Produktion wird die Attraktivität des Industriestandorts Deutschland und Europa sichern.

IT&Production: Was konkret bietet das neu gegründete Geschäftsfeld den Unternehmen?

Hilt: Zu unserer Expertise gehören die Oberflächentechnik, das Liquid Handling, generative Fertigung, Mess- und Prüftechnik für die Prozessüberwachung, Reinraumtechnik, Anlagenbau für die Pharmatechnik, Wertstromanalyse für alle Prozessarten, Logistikplanung und Energie- und Schadstoffmanagement. Das Geschäftsfeld Prozessindustrie bündelt diese Kernkompetenzen des Fraunhofer IPA und unterstützt Unternehmen über die gesamte Wertschöpfungskette kontinuierlicher Produktionsprozesse mit individuellen Lösungen.

IT&Production: Welche Projekte wurden schon angestoßen?

Hilt: Da wir die Projekte in der Regel auf Basis von Geheimhaltungsvereinbarungen abschließen, bitte ich um Verständnis, dass wir keine Details nennen können. Nur so viel: Wir starten nicht bei Null, sondern haben in den genannten Bereichen der Wirtschaft bereits Kunden.

IT&Production:Ein Blick in die Zukunft: Wie wird sich die Prozessindustrie voraussichtlich weiterentwickeln?

Hilt: In der Zukunft sind für die Prozessindustrie keine Innovationssprünge, sondern ein kontinuierlicher Innovationsprozess zu erwarten, der sich über Jahre beziehungsweise Jahrzehnte erstrecken wird. Dieser Prozess wird die angesprochenen Innovationskonzepte der Optimierung, Digitalisierung und Personalisierung der Produktion beinhalten, wenngleich dies in dem eher an der Grundstoffproduktion orientierten und vorwiegend im B2B-Bereich tätigen Großteil der Prozessindustrie besonders anspruchsvoll sein wird. Die Produktion wird dennoch zunehmend kundenspezifisch und sie wird durch den modularen Anlagenbau flexibler und großstandortunabhängiger erfolgen. Auf dem Weg dahin werden Unternehmen mit einem sehr hohen Forschungsbedarf und auch mit einer deutlich erhöhten Nachfrage an qualifizierten Arbeitskräften konfrontiert. Die Entwicklung der Prozessindustrie in Deutschland und Europa wird damit auch stark von den viel diskutierten gesellschaftspolitischen Faktoren und nicht nur von technischen Entwicklungen abhängen.







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