Der Werkzeugmaschinenhersteller Bystronic und die Softwarefirma Lantek haben im Sommer eine MES-Lösung für Blechfertiger vorgestellt. Das System vernetzt alle Schritte der Fertigung miteinander und führt Blechprodukte wie ein intelligentes Navigationssystem auf Ideallinie durch die Produktion.
Bild: Armin Schieb / Sepia
Wer heute mit dem Auto schnell an ein Ziel gelangen will, verlässt sich auf ein Navigationssystem. Die Software kennt den kürzesten Weg. Sie sagt dem Fahrer exakt, zu welchem Zeitpunkt er das Ziel erreichen wird. Ein Navigationssystem ist ein wertvoller Assistent in komplexen und oft unübersichtlichen Verkehrslagen. Es behält den Überblick, vermeidet Umwege und reagiert umgehend auf veränderte Situationen wie zum Beispiel kurzfristig auftretende Staus. Was wäre, wenn es ein solches Navigationssystem auch für Blechfertiger gäbe? Mit Bystronic MES will Bystronic eine Software-Suite liefern, die genau das kann. Die Software unterstützt Anwender dabei, Produkte zu definierten Kosten und Zeiten herzustellen und auszuliefern. Damit entsteht eine Assistenz, die Transparenz schafft und den Weg vorgibt, um Blechprodukte durch immer komplexer werdende Fertigungssituationen zu führen. Als Planungssystem hilft es bei Erfassung und Einsatz aller verfügbaren Ressourcen in der Produktion.
Speziell für Blechfertiger
Das Manufacturing Execution System entwickelt Bystronic zusammen mit dem spanischen Softwareanbieter Lantek. Das Besondere daran ist die konsequente Ausrichtung auf die Blechbearbeitung. Dafür kombinieren beide Unternehmen ihr Wissen um Werkzeugmaschinen und Softwaredesign.
Der Weg durch die Fertigung
Zunehmende Komplexität verändert die Situation vieler Blechbearbeiter. Aufträge entstehen in immer kürzer werdenden Vorlaufzeiten. Die Fertigungsschritte der zu produzierenden Teile werden aufwendiger. Gleichzeitig steigt der Anspruch, Kosten und Lieferzeiten möglichst niedrig zu halten. Kleine Serien bis hin zu individuellen Produkten in Losgröße 1 müssen in diesem Umfeld genauso profitabel herzustellen sein wie große Serien. Hinzu kommt das Bedürfnis, alle Geschäftsbereiche eines Unternehmens auf schwankende Fertigungslagen abzustimmen. Auftragsmanagement, Einkauf, Produktion, Logistik, Versand und Controlling müssen an den Informationsfluss im Hintergrund der Fertigung angebunden sein. Das MES soll später diese digitale Transparenz über die gesamte Wertschöpfungskette von Blechprodukten abbilden. Alle Schritte vom Auftragseingang bis zur Auslieferung der fertigen Produkte sollen sich digital erfassen lassen. Das ermöglicht es, Produkte im Rahmen definierter Kosten und Lieferzeiten zu fertigen. Gleichzeitig dient die produktionsnahe Anwendung als Gehirn der Produktion, das im hektischen Tagesgeschäft keine Aufträge vergisst und vorausschauend agiert, weil es alle anstehenden Fertigungsteile im Auftragspool kennt.
In der Fertigung verteilt die Software erstellte Schneid- und Biegepläne auf die Ressourcen der verfügbaren Maschinen. Verwechslungen von Fertigungsteilen mit zugewiesenen Schneid- oder Biegetechnologien sind nahezu ausgeschlossen. Das verhindert Fehlproduktionen. Engpässe auf den Fertigungsstationen und lange Liegezeiten lassen sich damit ebenfalls vermeiden. Einkauf und Logistik können auf der Datenbasis der MES-Anwendung künftig Material je nach Auftragslage beschaffen und es just-in-time bereitstellen. Damit gelangt Material in der Stückzahl und zum Zeitpunkt an die Fertigungsstationen, wie es für die laufenden Aufträge benötigt wird. Das hilft, die Durchlaufzeiten und Kapitalbindungen zu senken und angemessen auf schwankende Auftragslagen zu reagieren.
Für Endkunden und Controlling
Schließlich können auch Endkunden vom Einsatz des MES beim Blechfertiger profitieren. Sie könnten jederzeit genaue Informationen darüber erhalten, in welchem Fertigungsschritt ihre Produkte sind und bis wann sie zugestellt werden. Nach Auftragsabschluss stehen die Daten aus der Fertigung zur Auswertung bereit. Das Controlling wird mit Hilfe des MES präzise kalkuliert: Liegen Ist- und Sollwerte für Kosten, Zeit und Material im definierten Rahmen? Wie hoch waren Ausschuss und Wartezeiten an den Fertigungsstationen? Diese Informationen ermöglichen es, die gesamte Prozesskette detailliert zu bewerten und im nächsten Schritt zu verbessern.
Modulares System
Das MES von Bystronic ist modular aufgebaut. Den Einstieg bildet ein Basispaket mit den wichtigsten Funktionen, um das System in die eigene Infrastruktur zu integrieren. Erste verfügbare Zusatzmodule erweitern die Funktionalitäten der Basisversion je nach Bedarf. Bystronic und Lantek arbeiten an weiteren Lösungen. So soll eine individuelle Systemlandschaft entstehen, die genau auf die jeweilige Fertigung zugeschnitten ist. Nach Implementierung der Basisversion können Anwender weitere Fertigungsstationen in eigenem Tempo anbinden.
Basisversion steht bereit
In der Basisversion, die Bystronic seit Sommer 2017 anbietet, unterstützt das MES zunächst die interaktive Einbindung des Prozessschrittes Laserschneiden. Der Prozessschritt Biegen wird als Nächstes folgen. Damit ermöglicht der Hersteller den offenen Datentransfer mit der Programmiersoftware Bysoft 7 und die Vernetzung mit den eigenen Laserschneidsystemen. Die Anbindung erleichtert zum Beispiel Rückmeldungen über den Fertigungszustand an den Maschinen. Die integrierten Schneidsysteme von Bystronic geben automatisch Zustandsmeldungen über den Start der Schneidaufträge, die verbleibende Bearbeitungszeit und das Ende der Aufträge. Diese Informationen fließen über das MES in das ERP-System des Anwenders zurück. Ebenso werden Schneidpläne aus Bysoft 7 direkt ins MES überführt und von hier aus auf die eingebundenen Laserschneidsysteme des Herstellers verteilt. Umgekehrt können Fertigungsteile, die sich virtuell bereits als Schneidauftrag im MES befinden, jederzeit in Bysoft 7 angepasst werden. Die aktualisierten Daten fließen von hier wieder ins MES zurück und gelangen anschließend an das zugeteilte Laserschneidsystem. Neben der interaktiven Einbindung des Laserschneidens integriert das MES auch Fertigungsstationen mit Fremdsystemen und manuellen Arbeitsstationen. Diese Fertigungsstationen geben einfache Zustandsmeldungen über Start und Ende der Arbeitsschritte an das MES zurück.
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